April 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 04 / 18  EDITORIAL 3 Der Diesel kommt nicht aus den Schlagzeilen. Immer neue Ent­ hüllungen werfen immer neue Fragen auf. Wer hat von laxen Kontrollen profitiert? Wer hat sie zugelassen? Wer hat regelrecht betrogen? Und wie gehen wir damit um? Viele Unternehmen, ge­ rade auch viele kleinere Betriebe haben Dieselfahrzeuge ange­ schafft, weil es hieß: Das sind gute Autos. Jetzt werden diese Fahrzeuge plötzlich drastisch entwertet. Es darf nicht sein, dass die Käufer auf dem Schaden sitzen bleiben – wie sehen die Lö­ sungen aus? Gelingt es uns als Wirtschaft, hier selbst zu han­ deln, bevor wir von Gerichten gezwungen werden? Immerhin, der Dieselskandal hat die Ökologie neu ins Be­ wusstsein gebracht, auch die besondere Verantwortung der Un­ ternehmen. In Hamburg trägt unsere Handelskammer seit 15 Jahren in der UmweltPartnerschaft von Senat und Wirtschaft zu Verbesserungen bei. Ende März haben wir diese Partnerschaft erneuert. Mehr als 1000 Unternehmen sind bereits beteiligt, in fünf Jahren sollen es mindestens 1800 sein. Da gibt es schon jetzt zahlreiche Good Practices; einige stellt dieses Heft ab Seite 14 vor. Eine besondere Qualität der UmweltPartnerschaft ist der Netzwerkcharakter, erworbenes Wissen wird an vielen Stellen geteilt. Das wird ausgebaut, und das finden wir wichtig. Es ist ja sehr gut, wenn die Hamburger UmweltPartner pro Jahr schon 330000 Tonnen CO 2 einsparen oder OTTO durch ein Mehrweg­ angebot für die Mitarbeiter in Bramfeld Zehntausende von Kaf­ feebechern. Aber es muss in der gesamten Hamburger Wirt­ schaft noch viel mehr werden. Wir brauchen nicht nur gute Beispiele – wir müssen echte Breitenwirkung erzielen. Nachhal­ tiges Verhalten sollte organischer Teil jeder Unternehmenskul­ tur werden. Es muss auch noch viel bekannter werden, dass die UmweltPartner durch freiwillige Effizienzmaßnahmen schon jetzt rund 52 Millionen Euro jährlich sparen. Ökologisches Ver­ halten rechnet sich – das ist für uns als Kaufleute wichtig. Und das sollte helfen, eingefahrene Wege zu verlassen. Aber wie machen wir das? Am Beispiel der E-Mobilität sehen wir, dass kulturell zur Zeit noch zu wenig Vertrauen da ist, sich wirklich E-Autos als Dienstwagen oder Ersatz für einen Teil des Firmen-Pools zu holen. Dabei gibt es hohe Fördermittel, und es gibt in Hamburg schon 700 öffentliche Ladepunkte – bislang aber gerade mal 2500 Fahrzeuge. Wie wäre es, wenn man zum Beispiel jedem Interessenten vier Wochen Probefahrt ermög­ licht – vielleicht als konzertierte Maßnahme von Herstellern, Handel und Förderpolitik. Einfach sagt: „Probier das aus.“ Wie fänden Sie das? Ich fände das gut. Auf neue Wege „In Sachen Ökologie brauchen wir nicht nur gute Beispiele, wir brauchen einen Kulturwandel – und echte Breitenwirkung.“ Ihr Tobias Bergmann Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs und Smartphones. Die Onlineausgabe finden Sie unter www.hamburger-wirtschaft.de , das Internetangebot der Handelskammer unter www.hk24.de . Wenn Sie mehr als ein Exemplar der gedruckten HW erhal- ten und das ändern möchten, schreiben Sie bitte einfach eine E-Mail an redaktion@hamburger-wirtschaft.de TOBIAS BERGMANN Präses der Handelskammer Hamburg ILLUSTRATION: FILIP FRÖHLICH

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