April / Mai 2020

UNTERNEHMENS FÖRDERUNG FOTO PRIVAT KfW lässt Gründer im Stich Die KfW-Bank setzt in der aktuellen Coronakrise Jungunternehmen in Hamburg und ganz Deutschland schachmatt: Die angebotenen Fördermittel versagen. JEANETTE GONNERMANN jeanette.gonnermann@hk24.de gelnde Sprachkenntnisse beim medizinischen Per- sonal führen in Notsituationen oft zu unvollstän- digen Angaben und stellen ein erhebliches gesund- heitliches Risiko für all jene dar, die derzeit als „systemrelevant“ bezeichnet werden. „Gerade jetzt“, so Barth, „ist diese Software enormwichtig.“ Ein künftiger Investor der aidminutes GmbH ist nun selbst von der Coronakrise betroffen, die nächste, für April geplante Finanzierungsrunde kann laut Barth nicht durchgeführt werden. Bei sei- ner Hausbank, berichtet er, könne er zwar den ERP- Gründerkredit beantragen, allerdings müsse die Bank nach eigener Aussage ins volle Eigenrisiko ge- hen. „Eine Haftungsfreistellung gibt es für mich nicht, da ich nicht für drei vollständige Geschäfts- jahre Jahresabschlüsse habe.“ Nun muss Andreas Barth ein Geldinstitut finden, das ihmdiesen Kredit blanko und ohne Sicherheiten gibt. Und da der Ge- schäftsmann mehr als zehn Vollzeitäquivalente be- schäftigt, kann er auch nicht die Zuschüsse aus dem Bundesprogramm beantragen, die nur für Betriebe bis zu zehn Vollzeitäquivalenten vorgesehen sind. Ähnliche Beispiele gibt es in Hamburg viele, weiß Doreen Hotze zu berichten, da die Handels- kammer täglich über die extra geschaltete Corona- hotline unter der Telefonnummer 36138-130 viele solcher Hilfeanrufe erhält. Somit droht vielen Jung- unternehmen kein kurzfristiger Liquiditätsengpass, sondern ein langfristiges Aus. „Noch vor wenigen Monaten“, so die Leiterin des Gründungszentrums, „brachte Wirtschaftsminister Peter Altmaier seine Gründungsoffensive voran. ‚Lebendiges Unterneh- mertum in Deutschland – Gründung und Nachfolge fördern‘, waren seine Schlagworte.“ Inzwischen scheinen diese Bekenntnisse verges- sen, denn mit dem aktuellen Rettungsschirm wird der Großteil der Jungunternehmerschaft, zu der auch aidminutes gehört, nicht überleben. Andreas Barthwünscht sich daher einUmdenkenbei der KfW. Die derzeitige Politik wirft die Hansestadt in Sachen Gründertum weit zurück, Innovationstreiber und viele Arbeitsplätze dürften vernichtet werden. Ein Super-GAU für einen Super-Gründungsstandort. Andreas Barth von www.aidminutes.com hofft auf ein Umdenken bei der KfW Den ERP-Grün- derkredit der KfW können Unterneh- men beantragen, die seit weniger als fünf Jahren am Markt aktiv und vor dem 31. De- zember 2019 nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Die KfWüber- nimmt einen Groß- teil des Kreditaus- fallrisikos – aber nur für Betriebe, die seit mindes- tens drei Jahren amMarkt sind. Beantragen lässt sich bis zu einer Milliarde Euro. Die Höchstsumme ist begrenzt auf 25 Prozent des Jahresumsatzes 2019 oder das Doppelte der Lohnkosten 2019 oder den aktuellen Finanzierungsbe- darf (für die kom- menden 18 Mo- nate bei KMU und zwölf Monate bei großen Betrieben) oder 50 Prozent der Gesamtver- schuldung eines Betriebs bei Krediten von mehr als 25 Mil- lionen Euro. Eine direkte Bean- tragung des Kre- dits bei der KfW ist nicht möglich: Dafür zuständig ist die Hausbank oder ein Finanzie- rungspartner. H amburg verfügt über ein florierendes Grün- dungsgeschäft. Doch damit könnte es schon bald vorbei sein: In Zeiten von Corona hat die Bundesregierung zwar ein umfassend gefördertes Darlehensprogramm über die KfW-Bank auf den Weg gebracht, aber das kommt leider nur etablier- ten Betrieben zugute. Die handelnden Akteure, die darüber von Verbänden und Institutionen sowie von Industrie- und Handelskammern informiert wurden, scheint das nicht zu interessieren. „Ein Armutszeugnis“, konstatiert Doreen Hotze, Leiterin des Gründungszentrums der Handelskammer Hamburg. „Wer meint, Start-ups seien in der jetzi- gen Krise nicht relevant genug, der irrt.“ Das zeigt sich zumBeispiel an der Mitte 2017 ge- gründeten aidminutes GmbH, die eine Rettungs- App für Notärzte und Rettungssanitäter entwickelt hat. „Zurzeit arbeiten wir mit Hochdruck an einer COVID-19-Abfrage für unsere ‚Rescue.App‘, die Ret- tungspersonal im Einsatz ermöglicht, auch nicht deutschsprachige Menschen nach Symptomen und eventuellen Risikosituationen zu befragen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter, Andreas Barth. „Die Software möchten wir in Kürze kostenlos zum Download anbieten.“ Fremde Sprachen oder man- HAMBURGER WIRTSCHAFT 40

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