Juli 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18  EDITORIAL 3 Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs und Smartphones. Die Onlineausgabe finden Sie unter www.hamburger-wirtschaft.de , das Internetangebot der Handelskammer unter www.hk24.de . Wenn Sie mehr als ein Exemplar der gedruckten HW erhal- ten und das ändern möchten, schreiben Sie bitte einfach eine E-Mail an redaktion@hamburger-wirtschaft.de ILLUSTRATION: FILIP FRÖHLICH 1974 war ich das erste Mal im Hamburger Hafen, gerade drei Jahre alt, mit meinen Eltern auf der Durchreise nach Schwe- den. Ich wusste natürlich noch nichts von der Bedeutung des Freihafens. Ich hatte keine Ahnung, dass wenige Jahre zuvor, im Mai 1968, die American Lancer als erstes Vollcontainerschiff hier am Burchardkai fest gemacht hatte und sich der Hafen, vie- len Unkenrufen zum Trotz, gerade neu erfand. Heute steht dieser Hafen wieder vor einem tief greifenden Wandel. Er ist seit 829 Jahren das ökonomische Herz unserer Stadt, und ich teile ausdrücklich nicht die Meinung, er sei bald Vergangenheit – Old Economy, auf demWeg zur Touristenattrak- tion, zur pittoresken Kulisse wie Venedig. Aber wir erleben im Containertransport nie gekannte Schiffsgrößen, die Konzentration der größten Reedereien, eine Konsolidierung der internationalen Handelsströme. Zugleich sehen wir, wie die Digitalisierung alte Geschäftsmodelle zerstört und neue Potenziale schafft – und wie sich die Anforderungen auch an Politik und Verwaltung dramatisch verändern. Zügig muss die Fahrrinnenanpassung der Elbe umgesetzt werden. Wir brauchen leistungsfähigere Hinterlandanbindun- gen, mehr Personal beim Zoll, wir brauchen die Reform der Ein- fuhrumsatzsteuer. Zunehmend rückt auch die digitale Infrastruktur in den Fo- kus. Die Breitbandversorgung etwa ist katastrophal und in je- dem Hamburger Neubaugebiet besser als im Hafen. Auch der Mobilfunkempfang auf der Elbe und in der deutschen Bucht muss für die Beteiligten der maritimen Lieferkette verbessert werden – die Bundesregierung ist gefordert, das bei der anste- henden Versteigerung der 5G-Lizenzen zu berücksichtigen. Langfristig entscheidend für unseren künftigen Wohlstand wird es sein, die lokale Wertschöpfung noch zu steigern, im Ha- fen und in der Region. Konsequent müssen alle Voraussetzun- gen dafür geschaffen werden, dass derjenige Anteil der Ladung weiter erhöht wird, der Ziel oder Quelle in und umHamburg hat. Das sorgt hier vor Ort für Investitionen, Arbeitsplätze und Er- träge – in der Produktion, in der Verarbeitung, imHandel. Schon jetzt beträgt die sogenannte LoCo-Quote rund ein Drittel; durch die gezielte Ansiedlung neuer Unternehmen in der Metropolre- gion sollten wir diese Stärke weiter stärken. Das wird zum Vor- teil, auch im Wettbewerb der Häfen – der Reeder wird immer dorthin fahren, wo die Ladung ist. Der Hafen Hamburg muss sich also ein weiteres Mal neu er- finden. Ich bin sicher: Er wird sich neu erfinden. Das Herz der Stadt „Schon heute bringt der Hamburger Hafen hohe Wertschöpfung für die gesamte Region. Diese Stärke müssen wir stärken.“ Ihr Tobias Bergmann TOBIAS BERGMANN Präses der Handelskammer Hamburg

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz