Juli 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18  IM FOKUS 54 MOBILITÄT Wie fair ist Hamburgs Mobilitätsvision? Die behördliche Genehmigung für den Ridesharing-Anbieter MOIA bereitet dem Hamburger Taxigewerbe große Sorgen. Im Gespräch mit der HW erklären Taxiunternehmer Orhan Tasbilek und MOIA-COO Robert Henrich ihre Standpunkte. E lektro-Kleinbusse aus dem Hause VW, virtuelle Halte­ punkte und eine App-basierte Bestellung sollen bis zu sechs Fahrgäste pro Fahrt zum Mitfahr-Angebot MOIA lo­ cken. Dieses Mobilitätskonzept scheint genauso zu neuen Trends in der Mobilität zu passen wie zu den Plänen der Stadt, mit Blick auf den ITS-Weltkongress 2021 die Nummer eins bei innovativen Mobilitätskonzepten in Deutschland und Europa zu werden. Bis zu 500 Fahrzeuge will MOIA ab 2019 auf Hamburgs Straßen laufen lassen. Für zunächst vier Jahre hat Hamburg diesen Service geneh­ migt, als sogenannte Erprobung. Danach wird endgültig ent­ schieden, auf Grundlage einer Evaluierung. Hamburgs Taxiunter­ nehmer fürchten um die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes, deren Erhaltung die Behörde zu einer Bedingung der Genehmi­ gung gemacht hat. Aber: Ist Ridesharing wirklich neu? Und: Wird das Taxigewerbe tatsächlich massiv Kunden verlieren? Darüber diskutierten auf Einladung der HW Orhan Tasbilek, Taxiunter­ nehmer und Mitglied des Handelskammer-Plenums (Wahl­ gruppe Personenverkehr) und Robert Henrich, Chief Operations Officer von MOIA. HW: Herr Tasbilek, Mitfahrdienste gibt es heute schon in Ham- burg, zum Beispiel CleverShuttle. Auch Hansa-Taxi und MyTaxi bieten das in ihren Apps an. Was ist so anders an MOIA, dass Sie jetzt auf die Straße gehen? Orhan Tasbilek: CleverShuttle hat eine Genehmigung für 50 Fahrzeuge, das ist für mich eine Erprobung. Von was für einem Experiment reden wir, wenn plötzlich 500 Fahrzeuge genehmigt werden? HW: Das heißt, die Menge der geplanten Fahrzeuge irritiert Sie? Zum Vergleich, wie viele Taxen gibt es in Hamburg? Tasbilek: Es gibt 2 000 Taxiunternehmer und 3 100 Taxen. Grundsätzlich finde ich neue Technologien, die demVerbraucher entgegenkommen, sehr gut. Aber hier werden die Interessen ei­ nes bestehenden, funktionierenden Systems, nämlich Taxi und Mietwagen, außen vor gelassen. Warum werden solche Projekte mit kapitalstarken Firmen unterstützt, und nicht das bestehende Gewerbe? Taxiunternehmer Orhan Tasbilek

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