HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16
EDITORIAL
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Als 1866 die erste chinesische Regierungsdelegation nach Ham
burg kam, erregte die Gruppe mit ihren exotischen, prächtigen
Gewändern Aufsehen. Aufmerksamkeit ist auch der hochran
gigen Delegation gewiss, die am 23. und 24. November unter
Leitung der mächtigsten Frau Chinas, der Vizepremierministe
rin Liu Yandong, zum „Hamburg Summit: China meets Europe“
kommen wird.
Hamburg ist mit rund 520 chinesischen Unternehmen, die
hier ihren Sitz haben, und einer großen, gut integrierten chine
sischen Gemeinde einer der führenden China-Standorte in Eu
ropa. Doch die Zeiten des zweistelligen Wirtschaftswachstums
in der Volksrepublik sind einer „neuen Normalität“ gewichen:
In diesem Jahr wird das Wachstum rund 6,7 Prozent betragen.
Gleichzeitig ist die dortige Regierung sehr bemüht, die Wirt
schaft innovativer, nachhaltiger und digitaler zu gestalten.
Das Publikum beim „Hamburg Summit“ interessiert sich
daher sehr dafür, wie die chinesische Regierung den aktuellen
Reformstand bewertet und welche nächsten Schritte sie plant.
Denn einhergehend mit den Entwicklungen im Reich der Mitte
steht Hamburgs Wirtschaft ebenfalls vor Herausforderungen,
wie der Rückgang des Umschlags chinesischer Waren im Hafen
zeigt. Dagegen wird die Nachfrage nach Spitzentechnologie und
Produkten aus der Gesundheitswirtschaft deutlich steigen.
Hamburgs Unternehmer müssen sich diesen Wandel be
wusst machen und ihn als Chance für sich nutzen. So sollte sich
die Stadt gegenüber China nicht nur als Handelsstandort, son
dern auch als attraktives Zentrum für moderne Technologie und
innovative Lösungen im Bereich Industrie 4.0 präsentieren.
Mit der Hamburger Dialogplattform Industrie 4.0 hat un
sere Handelskammer einen wichtigen Schritt in diese Richtung
getan. Die chinesischen Übernahmen von Hamburger IT- bezie
hungsweise Hochtechnologieunternehmen in den vergangenen
Monaten sind erste Anzeichen, dass die Hansestadt auch in die
sen Sektoren als starker Standort wahrgenommen wird.
Darüber hinaus gilt es, für chinesische Touristen attraktiver
zu werden. Da passt es gut, dass im nächsten Jahr die Elbphil
harmonie eröffnen wird. Damit die Chinesen aber auch nach
Hamburg kommen können, benötigen wir dringend eine Direkt
flugverbindung. Dies sollte Priorität haben.
Wenn uns diese Dinge gelingen, dann wird Hamburg auch
in den nächsten 150 Jahren chinesische Besucher und Investi
tionen anziehen.
Präses Fritz Horst Melsheimer
Changemanagement
Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs
und Smartphones. Die Onlineausgabe finden
Sie unter
www.hamburger-wirtschaft.de ,das Internetangebot der Handelskammer
unter
www.hk24.de„Hamburg sollte sich gegen-
über China nicht nur als
Handelsstandort, sondern
auch als attraktives Zen-
trum für moderne Techno-
logie präsentieren“
FRITZ HORST MELSHEIMER
Präses der Handelskammer Hamburg
FOTO: CHRISTIAN STELLING