HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16
IM FOKUS
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DIENSTLEISTUNGSMETROPOLE
nach Kräften, die „Haushalt können“. Alle
ELBBUTLER wählt sie selbst aus. „Durch
ein gutes, kollegiales Miteinander versu
che ich, die neuen Kollegen auch langfris
tig an mich zu binden“, sagt sie.
Angesichts sich wandelnder Fami
lienstrukturen nimmt der Bedarf an Be
treuungs- und Unterstützungsleistungen
rasant zu. Laut einer Studie des Delta-In
stituts von 2011 fragen rund zwei Drittel
der Nutzer Reinigungsleistungen und Co.
nach, um mehr Zeit für die Familie zu ha
ben. Gerade Berufstätige wollen die knap-
pe Freizeit nicht mit Bügeln und Putzen
verbringen, sondern mit den Kindern.
Ältere Personen, die in den eigenen
vier Wänden bleiben wollen, fragen die
Services ebenfalls verstärkt nach. Denn
die Dienstleister unterstützen bei allem,
was Senioren nicht mehr so leicht von der
Hand geht. Außerdem schätzen die Älte
ren ihre Gesellschaft bei einem Spazier
gang oder einer Runde Schach.
ILLUSTRATION: ANJA STIEHLER /JUTTA FRICKE ILLUSTRATORS
„Da passt es gut, dass viele meiner
Mitarbeiter bereits in der zweiten Lebens
hälfte sind“, sagt Kobs. Häufig würden äl
tere, erfahrene Kollegen von den Kunden
als zuverlässiger wahrgenommen. „Und
Vertrauen in Qualität und Verlässlichkeit
ist in unserem Metier das A und O. Das
gilt natürlich insbesondere auch bei unse
rer wohlhabenden Klientel.“
Bei der Einsatzplanung sei es zudem
praktisch, wenn Mitarbeiter flexibel seien.
„Denn häufig kommen die Aufträge recht
kurzfristig und unsere Kunden freuen
sich, wenn immer die gleiche ‚Zauberfrau‘
bei ihnen vorbeischaut“, ergänzt Koner
ding. Kommen dennoch Krankheit oder
Urlaub dazwischen, können Dienstleister
mit mehreren Beschäftigten auf Vertre
tungsregelungen zurückgreifen. Ein wei
terer Pluspunkt: Sie bieten häufig ein gro
ßes Portfolio an Leistungen an.
Dieses umfassende Angebot wird ho
noriert: Viele Kunden empfehlen ihre „gu-
Anne Busch
anne.busch@hk24.deTelefon 36138-541
te Seele“ weiter. Dennoch mahnen Bran
chenvertreter nach wie vor an, dass die ge
sellschaftliche Anerkennung für ihre Ar
beit fehlt. Niedrige Löhne und fehlende
Qualität einzelner Anbieter seien vermut
lich die Ursache dafür.
„Eine bundesweite Imagekampagne
wäre jetzt genau das Richtige, um unsere
Leistung bekannt zu machen. Außerdem
müssen wir publik machen, dass wir viele
neue und familienfreundliche Jobs schaf
fen“, betont Jetzke. Last, but not least
könnten die privatwirtschaftlichen haus
haltsnahen Dienstleister maßgeblich zur
Professionalisierung der Branche beitra
gen. Noch gibt es zum Beispiel keine fes
ten Qualitätsstandards. Deren Einführung
könnte ein wichtiger Schritt sein, um das
Wachstum der Branche zu beflügeln.