Dezember 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 18  IM FOKUS 65 HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 18  IM FOKUS 64 ENERGIE ENERGIE SCHLÜSSELFERTIGER GEWERBEBAU Produktionsstätten Lagergebäude Bürogebäude Fachmärkte Ein- und Mehrfamilienhäuser hohe Qualität vernünftiger Preis fester Termin SFP ProjEkTBau GMBH, Rolfinckstraße 31, 22391 Hamburg Tel.: 040/ 5132978 0, Fax 040/ 5132978 18, www.sfp-projekt-bau.de Wir lösen den Knoten: www.heuchert-bau.de wirtschaftlich + individuell bauen Schlüsselfertiger Industriebau Fertigteile & Bauunternehmen Oskar Heuchert GmbH & Co. KG Kieler Straße 203 . 24536 Neumünster Fon 04321 / 30 083 - 0 Fax 30 08 -1 5 Heuchert_90x62_sw_ab_April14.pdf 1 05.03.14 15:20 ILLUSTRATION: ANTON HALLMANN Torsten Meise redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-563 Strom und Wärme aus dem eigenen Viertel Energetische Quartierskonzepte – hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich die Idee, Strom und Wärme direkt in der Nachbarschaft zu erzeugen. verschiedene Trends, etwa das Bemühen um mehr Klimaschutz, den Wunsch nach Unabhängigkeit von ausländischen Res- sourcen oder neue Stadtentwicklungskon- zepte, die über das einzelne Gebäude hi­ nausdenken. Wer neue Quartiere plant, kann auch gleich ein entsprechendes Energiekonzept entwickeln, zumal aus verschiedenen Fördertöpfen Zuschüsse möglich sind. „Zu den entsprechenden Möglichkeiten beraten wir, auch gerne vor Ort“, sagt dazu Tobias Knahl, Abteilungs- leiter Industrie, Energie, Umwelt bei der Handelskammer. „Gemeinsammit unseren Partnern arbeiten wir zudem im Rahmen der Umweltpartnerschaft daran, dass die richtigen Förderangebote gemacht und laufend weiterentwickelt werden.“ „Bei solchen Projekten muss man nicht nur an Strom und Wärme denken, sondern kann auch dieWasserversorgung, E-Mobilität oder Telekommunikation ein- beziehen“, betont Jörg Lampe, der Ge- schäftsführer von HanseWerk Natur, die Bandbreite der sogenannten Sektoren- kopplung. Die Hamburger EON-Tochter betreibt in Norddeutschland rund 200 dezentrale Anlagen zur Versorgung mit Wärme und Strom. Quartiersnahe Energie- konzepte, glaubt Lampe, seien besonders im urbanen Raum interessant, wo es eine hohe Dichte und Vielfalt an Nutzern gibt, also auch Genossenschaften, Wohnungs- baunternehmen und Industrie mit dabei sind. InHamburg gibt es bereits eine ganze Reihe spannender Projekte, die zeigen, dass neue Energiekonzepte sowohl bei neuen Quartieren als auch im Bestand möglich sind. Für Bergedorf, Dulsberg, Rothenburgsort, Oberbillwerder oder Har- burg liegen Konzepte vor oder sind in der D er Energiebunker inWilhelmsburg ist eine immer populärer werdende Attraktion der Hansestadt und ge- hört bei Anbietern alternativer Stadtrund- fahrten zu den Höhepunkten südlich der Elbe. Die ungewöhnliche Idee, einen ehe- maligen Flakbunker in einen Strom- und Wärmelieferanten zu verwandeln, reali- sierte der städtische Energieversorger Hamburg Energie imRahmen der Interna- tionalen Bauausstellung in Hamburg. Das Konzept ist weltweit einmalig und höchst innovativ: Mit einer intelligenten Verknüpfung der Energieerzeugung aus Solarenergie, Biogas, Holzhackschnitzeln und Abwärme aus einem benachbarten Industriebetrieb deckt der Energiebunker seit 2015 denWärmebedarf von circa 3000 Haushalten und den Strombedarf von etwa 1000. Damit wird eine CO₂-Einsparung von 95 Prozent im Vergleich zu einer konventi- onellen Wärmeerzeugung mit Erdgas er- reicht. Insgesamt mehr als drei Millionen Euro steuerte der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bei, „doch dafürmussten auch die höchsten energeti- schen Standards realisiert werden“, sagt Sebastian Averdung, der Inhaber des Aver- dung Ingenieurbüros, das die energetischen Planungen für das Projekt realisiert hat. Beim Begriff Energiewende liegt es nahe, zuerst an mächtige Windparks auf See oder riesige Felder voller Sonnenkol- lektoren zu denken. Doch auch das eine oder andere Stadtviertel bietet Chancen, nachhaltige Nahwärme und Nahstrom zu erzeugen. Sogenannte Blockheizkraftwerke (BHKW) werden schon länger eingesetzt, um solche energetischen Quartierskon- zepte zu realisieren. Ihr Vorteil: Durch die Nutzung der Abwärme, die beimProduzie- ren von Stromentsteht, erreichen sie einen enorm hohenWirkungsgrad von bis zu 90 Prozent. Ihr Nachteil: Sie verbrennen in der Regel Erdgas, also eine fossile Ressource. Quartiersnahe Energieerzeugung kann jedoch auch klimaneutral und res- sourcenschonend sein. Schließlich stehen heute zahlreiche Wege offen, selbst zum Produzenten von Energie zu werden, etwa durch Geothermie, Solarthermie oder Photovoltaik. „Wenn ich über Hamburg hinwegfliege, sehe ich nur graue Dächer, da ist noch Potenzial“, sagt Matthias Korff. Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsaus- schusses der Handelskammer Hamburg ist selbst Projektentwickler und bevorzugt alternative Energiequellen. Im neuen Hamburger Wohngebiet Fischbeker Heidbrook realisiert seine Firma DeepGreenDevelopment ein Seniorendorf, das mit regenerativen Energien autark ver- sorgt wird. ImZentrumdes Konzeptes steht ein Thermalbad für die Bewohner. Das ist nämlich eigentlich ein Energiespeicher, „das Baden ist nur ein schöner Nebenef- fekt“, so Korff. Das gesamte Energie- und Wärmesystem betreibt ein Hamburger Unternehmen, das dieWärme und die Ener- gie an dieWohnanlage verkauft. Über dieses Contracting genannte Verfahren sichert sich die Anlage niedrigere Strom- und Wärme- preise. „Das ist Hamburger Wertschöp- fung“, betont Korff, „und es ist gar nicht so kompliziert. Manmuss es nur machen!“ „Die Nachfrage nach lokalen Energie- konzepten ist stark steigend“, betont Sebas- tian Averdung. Als Grund sieht der Planer Umsetzung. Das Neubaugebiet Jenfelder Au ist sogar ein Pilotprojekt der „Nationa- len Stadtentwicklungspolitik“ und soll klimaneutral und ressourcenschonend ausgestaltet sein. Lokale Energiekonzepte sind aber nicht nur aus klimapolitischen, sondern auch aus finanziellen Gründen interessant. Für Unternehmen können sie dieMöglich- keit sein, die Energiekosten langfristig zu planen. „Es geht bei diesen Konzepten natürlich immer auch darum, entweder günstiger oder wirtschaftlich verlässlicher zu werden“, so Averdung. Unternehmen können sich aber auch mit der Abwärme aus industriellen Prozessen beteiligen und eine wichtige Energiequelle sein.

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