Dezember 2019

HAMBURGER WIRTSCHAFT 16 MENSCH LICH FOTO:: PRESSEBILD.DE/BERT FABRICIU/RINDCHEN'S WEINKONTOR GMBH & CO. KG Die Handelskam- mer steht kleinen undmittleren Mitgliedsunterneh- men, die in der Krise sind, schnell und unbürokra- tischmit Beratung, Vermittlung und speziellen Förder- programmen zur Seite. Ansprech- partner finden Sie online: www.hk24.de/ krisenberatung Als Mittelständ- ler ist man gut beraten, sich auf öffentlich-recht- liche Banken zu verlassen. Meine größte Heraus- forderung Gerd Rindchen hat mit seinem Weinkontor in 40 Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt – und stand mehrmals kurz vor der Pleite. Doch wie durch ein Wunder gelang es ihm immer wieder, den Betrieb zu retten. M eine größte Herausforderung war ... das Unternehmen Rindchen’s Weinkontor über 40 Jahre, davon fast 30 gemeinsam mit meiner Frau, auf und auszubauen und auch in kritischen Situationen am Leben zu halten. Ent­ gegen der Außenwahrnehmung haben dabei die existenziell bedrohlichen Phasen die entspannte­ ren bei Weitem überwogen. Rindchen’s Weinkontor war die meiste Zeit ertragsschwach und unterkapi­ talisiert und lebte lange von der Geduld und dem Vertrauen der Lieferanten, die uns über Jahrzehnte durchschnittliche Zahlungsziele von bis zu 180 Ta­ gen einräumten. 1997 setzte ich mir in den Kopf, mit einer Eigen­ kapitalbasis von minus (!) 400000 DM ein Zentral­ lager für drei Millionen DM zu errichten – was wir erstaunlicherweise auch finanziert bekamen. Aller­ dings wurde es in den Folgejahren sehr eng, weil die Umsatzund Ertragsprognosen nicht eintrafen und die Schuldenlast drückte. Der auf mich ausge­ übte Druck eines unserer Banker wurde daraufhin so groß, dass ich zwischenzeitlich eine stressbe­ dingte Fazialisparese, eine halbseitige Gesichts­ lähmung, bekam. Rettung in höchster Not Ab dem Jahr 2000 erhielt ich dann die Möglichkeit, eine große Drogeriemarktkette zu beliefern und diese dank unseres Knowhows höchst schnell und erfolgreich als angesehenen, kompetenten Weinanbieter zu positionieren. Das half enorm zum Überleben, mündete aber in eine partielle wirtschaftliche Abhängigkeit: Im Jahr 2006 trug dieser eine Kunde fast 50 Prozent zu unserem Ge­ samtumsatz bei. Ab 2007 wurden dann die Abnahmemengen systematisch und drastisch zurückgefahren, und der Drogist unterbreitete mir das Angebot, für ei­ nen eher symbolischen Betrag die Hälfte unseres Ladens zu übernehmen. Das lehnte ich ab, weil ich wusste, dass ich in dieser Konstellation nicht würde arbeiten können. Zum Glück konnten wir just in diesem Jahr die sternWeinschule begleiten, was uns rund 10 000 neue Versandkunden einbrachte und den Sprung vom Local Hero zum nationalen Versender einlei­ tete. Aber auch das war knapp: Ein norddeutscher

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