Februar/März 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 48 In diesem Jahr wollen Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik den Schalter umlegen: Zahlreiche Projekte sollen den Norden als Vorreiterregion für „grünen“ Wasserstoff etablieren. M ichael Westhagemann verspricht frischen Wind: Der Hamburger Hafen, sagt der Se- nator fürWirtschaft und Innovation, soll in Zukunft Europas Logistik-Hub für „grünen“ Was- serstoff (H 2 ) werden, von dem Anwenderindustrien und Energiewirtschaft gemeinsamprofitieren. Hintergrund: Deutschland und Europa wollen bis 2050 treibhausgasneutral sein – und dieses ambi- tionierte Klimaziel halten Experten mit „grünem“ Wasserstoff für erreichbar. Denn bei der Elektrolyse von Wasser zu grünem H 2 kommen nur erneuerbare Energien zumEinsatz, etwa StromausWindkraft. Aktuell entwickelt die Stadt mit privaten Part- nern diverse Wasserstoffprojekte in Industrie, Ha- fenwirtschaft, Logistik und Luftfahrt. Anfang De- zember haben sich zudem die Wirtschaftsförder­ organisationen in den fünf norddeutschen Bundes- ländern auf Initiative der IHK Nord zur Standortini- tiative „HY-5“ zusammengeschlossen. Das Ziel: Norddeutschland soll sich als stärkste europäische Zukunftsregion für grünenWasserstoff etablieren. Denn der Norden verfügt nicht nur über viele On- und Offshore-Windenergieanlagen, sondern auch über Speicher- und Transportkapazitäten. „Damit diese Standortvorteile gegenüber anderen Regionen genutzt werden können, ist eine enge Zu- sammenarbeit der norddeutschen Bundesländer notwendig“, sagt Dr. Michaela Ölschläger, Leiterin des Handelskammer-Geschäftsbereiches Innova- tion und Umwelt. „Nur wenn wir unsere Kräfte auf politischer, wirtschaftlicher und institutioneller Ebene konsequent bündeln und alle an einem Strang ziehen, kann Norddeutschland zu einer Vor- reiterregion für grünenWasserstoff werden.“ Bis 2025 entwickeln fast 50 Partner im „Nord- deutschen Reallabor“ Konzepte für die „Sektor- kopplung“, die Nutzung von Wasserstoff für Indus­ trie und Mobilität. Geplant sind Investitionen von 355 Millionen Euro, der Bund steuert 122 Millionen Euro als Fördergelder bei. Eine Reihe von Projekten ist bereits angelaufen. Zwei Busse der Hamburger Hochbahn fahren schon mit H 2 -Antrieb, 50 weitere sind bis 2025 ausgeschrie- ben. Die Stadtreinigung plant, bis zu zehn H 2 -betrie- bene Abfallsammelfahrzeuge anzuschaffen, und die Reederei HADAGwill ihre Fähren bis spätestens 2023 komplett mit grünem Wasserstoff betreiben. Die H&R Ölwerke Schindler GmbH strebt eine Dekarbo- nisierung der Produktion in ihrer Raffinerie im Ha- fen an – und eröffnete schon Ende 2017 eine Elektro- lyseanlage. Am Flughafen sollen bis 2024 Flugzeuge zu fünf Prozent synthetisches Kerosin auf Wasser- stoffbasis tanken, Gepäckschlepper mit H 2 -Antrieb befinden sich dort bereits seit 2019 imTestlauf. H 2 -SYM­ POSIUM Am 14. und 15. Juni veranstalten die Wasserstoff- Gesellschaft Ham- burg und die IHK Nord in der Han- delskammer das „International Hy- drogen Sympo- sium“. Die Konfe- renz soll die großen Potenziale von Wasserstoff in der Wertschöpfungs- kette und Best- Practice-Beispiele aus den Bereichen Produktion, Indus­ trie, Mobilität und Synthetische Kraftstoffe aufzei- gen. In einer Aus- stellung präsen- tieren Betriebe ihre H 2 -Produkte und -Angebote. Mehr Infos: www. h2symposium.de In der Wasser- stoffstation im Hafen können etwa Busse H 2 tanken Klimaneutral bis 2050

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