Februar/März 2022

Flexibel gegen Fachkräftemangel Hamburgs Wirtschaft braucht dringend qualifiziertes Personal. Abhilfe schafft Bildung abseits formeller Pfade. Philipp Berg (li.), Inhaber von estancia steaks, hat mit Hossein Janadle eine talentierte Restaurantfachkraft gefunden. Starten Die Einstiegsquali- fizierung soll ein- geschränkt ver- mittelbaren jungen Menschen durch ein längeres Prak- tikum den Über- gang in die duale Berufsausbildung ermöglichen. Infos: www.hk24.de/eq Zertifikate ValiKom Transfer dokumentiert und bewertet die Fä- higkeiten berufs- tätiger Menschen ohne Abschluss und stellt für eini- ge Berufe Zertifikate aus. Infos: www.hk24. de/valikom INTAS Integrierter Aus- bildungsservice: Für eine Jahres- pauschale von 250 Euro plus Erfolgs- gebühr von 150 Euro übernimmt die Handelskam- mer das Bewer- bungsmanage- ment für Betriebe. INTAS findet Kan- didat:innen, führt Qualifikationstests und Interviews dur ch. Infos: www. hk24.de/intas geben, wenngleich von großer Bedeutung. Denn Do- kumente ohne Qualifikation sind bestenfalls Silber, Qualifikationenmit Dokument hingegenGoldwert. Sichtbarkeit eben. Und die sollte noch mehr Menschen zugutekommen, meint auch die Hambur- ger Arbeitsassistenz (HAA). Die gGmbH kümmert sich seit 1992 um „Menschen mit erhöhtem Unter- stützungsbedarf“. So nennt HAA-Mitarbeiter Achim Gösling all jene, die wegen körperlicher Handicaps, Sprachdefiziten oder Lernproblemen von Jobcen- tern gern als „nicht ausbildungsfähig“ abgestempelt und in der Behindertenwerkstatt geparkt werden. Gösling findet das schon aus ethischer Sicht falsch und verweist auf Fähigkeiten, die in jeder Per- son ruhen. Die Chance, sie zu wecken, biete der Ta- lentPASS: ein Programm des Bundesarbeitsministe- riums zur „Erfassung, Erweiterung und Zertifizie- rung berufsrelevanter Kompetenzen“. Anders als bei ValiKom werden hier statt beruflicher individuelle Kompetenzen zu Papier gebracht – von Empathie D er Arbeitsmarkt brennt: Deutschland erlebt einen dramatischen Personalmangel. Schon jetzt können drei von fünf Hamburger Fir- men freie Stellen nicht zeitnah besetzen, und eine Besserung ist nicht zu erwarten. Gefragt sind daher kreative, strategische, strukturelle, vor allem frühe Lösungen, am besten noch vor der Ausbildung – das Entdecken und Fördern künftiger Potenziale. Das Zauberwort heißt „Transparenz“. Denn trotz demografischen Wandels herrscht ja kein Mangel an Menschen. Sie sollten nur sichtbarer werden, betont Jana Kappel, die bei der Handelskammer das Bundes- programmValiKomTransfer koordiniert. Es validiert die praktischen Erfahrungen Berufstätiger ohne Ab- schluss: Diese erhalten ein Zertifikat, das volle oder teilweise Gleichwertigkeit mit Ausbildungsabschlüs- sen bescheinigt – und ihre Chancen amArbeitsmarkt und auf einen Aufstieg imBetrieb erhöht. Vorgesehen ist es für 13 unterschiedliche Jobs, vom Hotelkauf- mann bis zur Anlagenführerin. Eine Formalie, zuge- HAMBURGER WIRTSCHAFT 32 FOTOS: MIKE SCHAEFER, PRIVAT

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