Februar/März 2022

Parallel zum rasanten technischen Fortschritt befindet sich auch die Weiterbildung im stetigen Wandel. Zu den aktuellen Trends zählt neben Digitalisierung und Diversität vor allem ein Umdenken in Führungsstil und Kommunikation. Sven Boevelka, Geschäftsführer der Herbert Herford GmbH in Hamburg Transformation von Strukturen. „Früher war der Te- nor, dass am besten alle in der Firma alles können“, sagt Boevelka. „Mittlerweile versuche ich, dass sich jeder nach seinen Leidenschaften weiterentwickeln kann.“ Denn das ist seiner Ansicht nach die einzige Chance, dem wachsenden Fachkräftemangel entge- genzuwirken. Doch dieser Ansatz erfordert einen anderen Führungsstil, den es nach und nach zu erlernen gilt. Weg von einer hierarchischen Ordnung, hin zum in- tensiveren Austausch mit den Teammitgliedern – von der Fehleranalyse bis zur Frage, welche Schulung für wen sinnvoll ist. Boevelkas Überzeugung: „Wei- terbildung beginnt impersönlichen Gespräch.“ Die Verantwortung der Belegschaft stärken Auch Hamburger Konzerne wie die Beiersdorf AG verfolgen seit Jahren das Ziel, bei Fragen zur Weiter- bildung stärker auf die Verantwortung ihrer Mitar- beitenden zu setzen. Die Pandemie habe dafür ge- sorgt, dass etablierte Prozesse wie Entwicklungsge- spräche und Führungskräftetrainings um neue und zeitlich flexiblere Lernmodule ergänzt werden, er- läutert Christine Schurzfeld, bei Beiersdorf Leiterin des Bereichs Corporate Learning. „Wenn ich lernen möchte, wie ich im Homeoffice virtuelle Teams führe, kann ich nicht ein halbes Jahr auf solch ein Angebot warten.“ In der Corona-Zeit sei die sonst übliche Klassen- raumschulung von agileren Online-Formaten abge- löst worden, die sich in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Über kuratierte Lernpfade können sich die Beschäftigten etwa digitale Module zu Themen wie Resilienz und Diversität selbst erschließen. Immer wichtiger werde dabei der Aspekt des sozialen Ler- nens: So erstellen und teilen Mitarbeitende zum Bei- spiel in Eigenregie kleine Lernvideos. Eine große Aufgabe ist es, die Beschäftigten fit zu machen für die Bedingungen einer immer komplexe- ren Arbeitswelt. So investiert auch die Hamburger M it 47 Jahren machte der Elektrotechniker undDiplom-Ingenieur Sven Boevelka seinen Master in Betriebswirtschaft. Heute, fünf Jahre später, steckt er gerade mitten in einem Coa- ching, um ein persönliches Erfolgsbild für sein mit- telständisches Unternehmen zu entwickeln. Zu die- sem Zweck hat er unter anderem die „Hot-Pen-Me- thode“ angewandt: Innerhalb von 30 Minuten gilt es, die Zukunft des eigenen Betriebes zu entwerfen. Seit 22 Jahren ist Boevelka Geschäftsführer der Herbert Herford GmbH, die auf Elektro-, Daten- und Lichtinstallationen spezialisiert ist. Und aus der Art, wie er sein Geschäft leitet, lassen sich gleichmehrere Weiterbildungstrends ablesen: lebenslanges Lernen, Kommunikation, Mitarbeitermotivation und die „Es reicht nicht, Fachwissen einmalig zu erlernen“ HAMBURGER WIRTSCHAFT 38 WEITER BILDUNG FOTOS: ANNA MUTTER, NELE MARTENSEN, BEIERSDORF AG

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz