Juni 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 06 / 18  TITEL 20 FOTO: APP CAMPS Hanno Tietgens hanno.tietgens@hk24.de Telefon 36138-305 den Start. Auf dem Internetportal werden Hamburger Lehrkräften künftig digitale Unterrichtsbausteine zur Verfügung ge- stellt, die sie kostenlos herunterladen, im Unterricht einsetzen und vielleicht sogar weiterentwickeln können. Dazu sagt Sena- tor Rabe: „Das sind die ersten landesweiten Maßnahmen, die zügig im Unterricht wir- ken können.“ Und CDO Brause ergänzt. „Die Bausteine entwickeln Lehrkräfte aus Hamburger Schulen, die im digitalen Un- terricht seit längerem erfolgreich zuhause sind.“ Vor fünf Jahren wäre es vielleicht noch anders gewesen, heute können solche Akti- vitäten mit zunehmend breiter Zustim- mung rechnen – nicht nur in derWirtschaft und bei entsprechend engagierten Pädago- gen, sondern auch in der Gesamtbevölker- ung. In einer aktuellenUmfrage des Digital- verbands Bitkom spricht sich eine große Mehrheit der repräsentativ Befragten für tiefgreifende Reformen des deutschen Bil- dungswesens aus und fordert einen hohen Stellenwert für digitale Kompetenzen. Diese Haltung könnte entscheidend werden. Neben der Bereitstellung von Band- breiten, Hardware und Software sind tat- sächlich noch zwei entscheidende Hürden zu überwinden. „Wie stellt sich eine Stadt darauf ein?“, fragt der zuständige Staatsrat in der BSB, Rainer Schulz. „Das alles bedeu- tet einen tiefen kulturellen Wandel. Wir brauchen Lehrer, die das alles auch können Ollmann, mit Partner David Cummins von der Minis- try Group und TimmPe- ters Co-Initiator des Projekts: „Bis 2020 wer- den in der EU circa 800 000 IT-Fachkräfte fehlen. Wir wollen einen langfristigen Ansatz ge- gen den IT-Fachkräfteman- gel inDeutschland bieten.“ Je- des Kind sollte auf seinem Weg mindestens einmal vernünftigmit IT in Berührung kommen. „Und ambesten rich- tig begeistert werden!“ Mit großem ehrenamtlichem Engage- ment gibt die Hacker School Wochenend- Kurse, die genau das leisten. Vor wenigen Monaten war Bundespräsident Steinmeier auf seiner Antrittsreise bei den Hambur- gern zu Besuch, vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch diese Initiative zu den Finalisten der Google Impact Challenge zählt und mit Fördermitteln von mindes- tens 250000 Euro ausgestattet wird. „Das wird uns helfen, einen hauptamtlichen Rahmen um das Ehrenamt zu bauen und Hacker Schools in ganz Deutschland zu gründen.“ Das Mitnehmen der Eltern gehört bei solchen Projekten natürlich immer dazu. Auch für die Lehrerin Kesksaar aus Tallinn ist es ein Schlüssel zum Erfolg. „In vielen unserer Schulen werdenWorkshops für El- tern gemacht, wo man Ihnen neue Sachen vorstellt. In anderen Schulen werden sogar Eltern als Betreuer engagiert.“ Wenn all diese Kräfte zusammenwir- ken, wennHamburg lernt von den guten Er- fahrungen in baltischen und skandinavi- schen Ländern, in Großbritannien, den Niederlanden oder einzelnen Kantonen in der Schweiz und wenn die Hansestadt ihre günstigen Rahmenbedingungen konse- quent nutzt – dann wird Hamburg tatsäch- lich in kurzer Zeit große Fortschritte auf dem Weg zur Smart School machen. Dazu soll auch der Gipfel am 21. Juni beitragen. Vielleicht kommen sichHamburg und Tal- linn ja bald für mehr als nur den längsten Tag des Jahres nahe. undwollen. Undwirmüssen alleMenschen mitnehmen, sie zu Teilhabern machen – auch und gerade die Eltern als Begleiter der Entwicklung ihrer Kinder.“ Unterstützung kommt dabei auch von erfolgreichen Initiativen aus der Hambur- ger Wirtschaft. Das Start-up App Camps etwa gibt Kurse für Schüler, Eltern und Lehrkräfte und entwickelt Unterrichtsmaterial zu digi- talen Themen, das kostenlos genutzt wer- den kann. Aktuell geht es umApp-Entwick- lung, den Lerncomputer Calliopemini, die grafische Programmiersprache Scratch, HTML, CSS und die Datensicherheit. „Wir haben tolle Preise und Auszeichnungen ge- wonnen, unter anderemdie Google Impact Challenge,“ so Philipp Knodel, der das Un- ternehmen mit seiner Frau Diana gegrün- det hat. „Unser größter Erfolg ist aber zu se- hen, wie unser Ansatz funktioniert. Im Schuljahr 2015/16 haben wir 3 500 junge Menschen erreicht, im laufenden Schuljahr werden es mehr als 60000 sein.“ In der Entwicklung sind Materialien zum Thema Künstliche Intelligenz – und ein Online-Angebot für Lehrkräfte. Noch wichtiger als geeignete Unterrichtsmateri- alien sei die Fortbildung. „Dadurch, dass unsereModule online sind, können sich die Lehrkräfte ein Thema erarbeiten, wann und wo sie wollen.“ Auch die BSBmisst diesemPunkt hohe Bedeutung bei. CDOBrause: „Unser Landes- institut für Lehrerbildung und Schulent- wicklung wird seine Fortbildungsangebote noch stärker auf den Fachunterricht mit di- gitalenMedien ausrichten.“ Einen anderen Ansatz verfolgt die Hacker School. Andreas NEUE ROLLEN Lehren wird lernen – und umgekehrt: Schüler bringen Kompetenzen mit, die manchen Lehrkräften noch fehlen; Lehrer werden zu Lernbegleitern und Coaches 94% stimmen zu: „Um die Chan- cen und Risiken der Digitali- sierung in die Schulen tragen zu können, müssen Lehrer exzellent aus- und fortge­ bildet werden.“ (Handelskammer- Umfrage 2017)

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