August 2019

HAMBURGER WIRTSCHAFT 26 PERSÖNLICHES BAJORAT & VITT Traditionell und behäbig oder innovativ und dynamisch – wie steht der Finanzstandort Hamburg da? Darüber sprach die HWmit Marcus Vitt, Vorstandssprecher des Bankhauses Donner & Reuschel, und André M. Bajorat, Ex-CEO des Fintech-Start-ups figo. Die Handelskammer schreibt auf ihrer Web- site: „Dynamik, Vielfalt und Verlässlichkeit zeichnen Hamburg als einen der ältesten und bedeutendsten Finanzplätze Deutschlands aus.“ Stimmen Sie zu? Welchen der drei As- pekte würden Sie betonen? Marcus Vitt: Dem würde ich mich anschließen, auch wenn man das klassische Hanseatentum nicht unbedingt mit Dynamik verbindet. Gerade im Finanzcluster haben wir aber alles zu bieten, auch Dynamik. Wir sind der zweitgrößte Bankenstandort in Deutschland. Wir haben hier Emissionshäuser, Kapitalverwaltungsgesellschaften, Versicherungen und Fintechs. Und alle wesentlichen Entscheider kennen sich. AndréM. Bajorat: Also aus der Fintech-Perspektive würde ich sagen, Dynamik erlebe ich in Hamburg weniger. Hier findet in bestimmten Bereichen na- türlich Dynamik statt, aber der Standort ist mit Sicherheit keine treibende Kraft, nicht im Bereich Finanzen. Wenn ich zum Beispiel auf das Retail- Banking, also das Endkundengeschäft schaue, da nimmt man Hamburg von außen nicht wirklich wahr. Vitt: Auch wenn die Commerzbank in Hamburg ge- gründet wurde und die Deutsche Bank ebenfalls hanseatische Wurzeln hat, dieser Bereich konzen­ triert sich heute auf Frankfurt. Darüber hinaus gibt es in Deutschland nur noch die Sparkassen und Volksbanken. Bajorat: Und die neuen Player sind in Berlin. Berlin dürfte der in Deutschland bedeutendste Fintech-Standort sein. Hamburg, Frankfurt und München liegen in den gängigen Standortver- gleichen auf einem ähnlichen Level dahinter. Wie ordnen Sie die Standorte ein? Vitt: Berlin hat internationale Strahlwirkung und eine gewisse Sogwirkung. Da sindMenschen aus der IT-Branche und aus ganz anderen Clustern. Mün-

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