AUGUST/SEPTEMBER 2021

WWW.HK24.DE 19 EHREN AMT ← CHRISTEL KRÜGER-WINTER Ganze 40 Jahre lang hat Christel Krüger-Winter Kaufleute geprüft – eine beeindruckende Leistung, für die ihr Wirtschaftssenator Michael Westhage- mann Anfang Juni die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verlieh. „Ich habe mich sehr über diese Auszeich- nung gefreut“, sagt die Industriefachwirtin, die am 1. Oktober 1979 als Prüferin begann und 2020 aufhörte. Die gelernte Bürogehilfin hatte sich in Abendkursen weitergebildet und wurde schließ- lich Ausbildungsleiterin bei Philips Lighting (heute Signify). „Ich habe den Azubis immer Verantwor- tung gegeben und wollte sie dazu bringen, selbst etwas von sich zu fordern“, beschreibt Krüger-Win- ter ein zentrales Anliegen. So hat sie auch ihre Rolle als Prüferin verstanden: „Die Prüflinge sollen das Gefühl haben, dass sie im Mittelpunkt stehen.“ Was diese zu schätzen wussten: „Es kam häufig vor, dass sie sich nach der Prüfung bedankt haben.“ BASTIAN SCHMECHEL Der berufliche Werdegang Bastian Schmechels ist bemerkenswert: Vom Hauptschüler zum Leiter des zentralen Ersatzteillagers des Logistik- riesen Still AG mit weltweiten Kontakten – das schafft nicht jeder. „Ich bin bei der Absolventen- feier für Meister in der Handelskammer mit Prüfern ins Gespräch gekommen. Die hatten für das Prüfen geworben“, erzählt Schmechel. Erst war er Gast, dann Springer, dann Prüfer, seit 2015 ist der 30-Jährige Ausschussvorsitzender. Er prüft in den Fächern, in denen er selbst eine Ausbildung durchlaufen hat: als Fachlagerist, Fachkraft für Lagerlogistik und Logistikmeister. „Es ist sehr spannend, Menschen weiterzuent- wickeln. Ich führe so, wie ich es mir gewünscht und zum Teil auch erfahren habe“, fasst er sein Konzept zusammen. Und hebt hervor: „Ich hatte selbst tolle Ausbilder und Prüfer. Darum werbe ich auch in meinem Unternehmen, dass andere ebenfalls Prüfer werden.“ ↑ ROBERT SCHUMANN Als Prüfer ist Robert Schumann nicht mehr aktiv, doch um den beruf- lichen Nachwuchs kümmert er sich nach wie vor mit großer Begeisterung. Der Diplom-Ingenieur arbeitet als Dozent an der Heinze Akademie, einer privaten Schule in der City Nord. Die Technikerausbildung hat es ihm an- getan: „Mir wurde geholfen, auf die Beine zu kommen. Ich bin dankbar und möchte etwas wiedergeben“, sagt Schumann, der in Polen zur Schule ging und als Zwölfjähriger nach Deutschland übersiedelte. Als Berufsschulleh- rer wirkte er im Berufsförderungswerk, konzipierte Prüfungsaufgaben für Elektroberufe und nahm Industriemeisterprüfungen ab. Auch kommunal- politisch engagierte er sich viele Jahre, in seinemWohnort Marschacht an der Elbe war er sogar stellvertretender Bürgermeister. „Wenn man sich ehrenamtlich betätigt, wird das zur Gewohnheit“, sagt Schumann. Er ist fest davon überzeugt, dass ein Prüfer „eine gewisse Empathie“ benötige: „Man muss sich auf Menschen einlassen, den Menschen sehen.“ GITTA KRABBE Vor 32 Jahren fing Gitta Krabbe als Prüferin an – zuerst im Bankwesen, jetzt ist auch Bilanzbuchhaltung dran. „Ich war anfangs fast aufgeregter als die Prüflinge“, gibt die frühere Bankerin der Commerzbank zu, die ihre Ausbildung bei der Dresdner Bank durchlief. Den Kontakt mit der Praxis hält sie heute durch ihre Tätigkeit als Dozentin bei der Frankfurt School of Finance & Management Studienzentrum Hamburg gGmbH. Ihr klares Prinzip: „Wir müssen die Anspannung der Prüflinge berück­ sichtigen und fair bleiben. Am Ende entscheidet aber die Leistung.“ Doch sie stellt auch begeistert fest: „Es sind immer wieder tolle Leute dabei, die können jede Frage parieren. Denen haben wir auch 100 Punkte gegeben.“ Ihre Berufungsphase endet 2025, dann wird sie, eine passio- nierte Imkerin mit sechs Bienenvölkern und Jagdschein, fast 67 Jahre alt sein. „Ich habe mich darauf eingestellt, dass es dann als Prüferin vorbei ist“, sagt Krabbe. Langweilig wird ihr nicht werden. Sie hat dann mehr Zeit für Bienen und Büchse.

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