AUGUST/SEPTEMBER 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 62 UNTERNEHMENS PORTRÄT Wellness für Vierbeiner Aus Altersgründen möchte Jutta Bruse ihren Hundesalon in Barmbek verkaufen. FRANK SCHLATERMUND frank.schlatermund@hk24.de FOTOS: ANNA MUTTER Wenn Sie sich für das Unternehmen von Jutta Bruse interessieren, wenden Sie sich unter Nennung der Chiffrenum- mer HH-A- 21040002 an Sabine Pilgrim (sabine.pilgrim@ hk24.de, 36138- 787). Zahlreiche Ratschläge und Informationen zu den Beratungsan- geboten der Han- delskammer sind je nach Ihrem Vorhaben unter www.hk24.de/ nachfolge zusam- mengestellt. Jutta Bruse (li.) übt ihren Beruf als Hunde­ pflegerin mit viel Herzblut aus W er den Hundesalon in Barmbek-Süd be- tritt, kommt an Johnny nicht vorbei. Der Königspudel lässt es sich nicht nehmen, Kundschaft persönlich zu begrüßen. „Das hier ist sein Reich“, sagt Jutta Bruse, die das Geschäft seit 39 Jahren betreibt. Täglich bringt sie den Rüden mit zur Arbeit – wie zuvor schon Georgi und Frederik, Dörthe, Jerry, Pepsi und viele anderemehr. Bruses Bewunderung für die Vierbeiner reicht bis in ihre Kindheit zurück: Als sie zehn Jahre alt war, nahm sie sich des Chow-Chows von Nachbarn an, die den Hund nur an der Kette hielten. „Er war vollkom- men verwahrlost“, erinnert sich die heute 65-Jährige. Sie nannte ihn Teddy und begann, das Tier liebevoll aufzupäppeln. Sie bürstete das ver- filzte Fell, entfernte Zecken. „Von da an wusste ich, dass ich Hundepflege- rinwerdenwollte.“ In diesem Bereich Arbeit zu finden, war aller- dings alles andere als einfach: Nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, zog Bruse auf der Suche nach einer Lehrstelle gemeinsam mit ihrer Mutter von Stadtteil zu Stadtteil und erhielt nur Absagen. Schließlich fand sie den Hundesalon in der Bram­ felder Straße, deren Inhaberin sie sofort einstellte. Dann der Schock: Den Eltern sollte das Kinder- geld gestrichen werden, da die Ausbildung zur Hun- depflegerin nicht als Lehrberuf anerkannt war. Die Familie klagte vor Gericht – und bekam Recht. „Seit- her gilt Hundepflege zumindest inHamburg als Lehr- beruf“, berichtet Bruse stolz. Zehn Jahre arbeitete sie imSalonalsAngestellte, 1982kaufte sie dasGeschäft. ZumZeitpunkt derÜbernahme sei sie frohgewe- sen über die Praxiserfahrung, die sie bis dahin hatte sammeln können, denn umdiesenBeruf wirklich gut ausüben zu können, bedürfe es aus ihrer Sicht viel Routine. Es reiche nicht, die Hunde einfach nur zu bürsten und ihr Fell zu schneiden. Krallen müssten gekürzt werden, Drüsen ausgedrückt, Ohren gerei- nigt. Bruse sieht die Pflege ihrer vier- beinigen Kundschaft als eine Art „Beauty and Wellness“. Die Hunde werden gebadet, entspannen auf klei- nenHundesofas undwerden anschlie- ßend geföhnt und frisiert. Fast 50 Jahre übt Jutta Bruse ihren Beruf nun aus – mit Liebe, Herz- blut und Leidenschaft. Weil Schulter und Hüfte schmerzen, möchte sie ihr Geschäft nun verkaufen. „Ein Leben ohne meine Arbeit wird ungewohnt“, sagt sie. „Daher werde ich auch inZukunft dieHände nicht ganz vonBürste und Schere lassen können.“

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