Oktober / November

WWW.HK24.DE 39 FOTOS XXXXXXXXXXXX HISTORISCHES ERBE Hammaburg – Hamburgs Keimzelle, deren Geschichte heute ein modernes Informationssystem erlebbar macht. Möglich wurde das allerdings erst durch Altbundeskanzler Helmut Schmidt: Ohne dessen Einspruch, erinnert sich Rainer-MariaWeiss, „hätte sich mal wieder irgendein Stararchitekt aus- getobt“ – und dort ein Bürogebäude errichtet. Auch im Nikolaiviertel ist alte Geschichte lebendig: Archäologen fördern hier Schicht um Schicht Historie zutage. Handgeschriebene Zettel kennzeichnen die Überreste der „Neuen Burg“ aus dem 11. Jahrhundert, während ein schmales Brett zu Resten von Häusern führt, die Kaufleute vor dem Großen Brand 1842 bewohnt hatten. Und zwischen- drin? Besiedlungsschichten aus demMittelalter, Re- likte der Renaissance, Sickergruben aus demBarock – Hamburgs Imperfekt auf 30Meter Grabungsstätte, in der das Präsens kaum lauter sein könnte. Noch. Geschichte als Wirtschaftsfaktor Ginge es nach Rainer-Maria Weiss, könnte die Zu- kunft nämlich ausgerechnet an der tosenden Haupt- verkehrsader zum Ruhepol der Rückbesinnung wer- den. „Schließlich gibt es eine Sehnsucht nach Histori- zität, der auch die Stadt Rechnung tragen muss.“ Und auch der Handelskammer-Referent für Stadtentwick- lung, Christoph Färber, wünscht sich, dass hier im Zuge der Aufwertung der City (siehe Seite 32) „ein öffentlicher Ort zur Veranschaulichung“ entsteht. Denn der würde die Attraktivität der gesamten Ge- gend erhöhen – und damit auch ihreWertschöpfung. Für Bauherren sind archäologische Funde zwar zunächst mit Mehrkosten und Verzögerungen ver- bunden, räumt Färber ein. Die Erfahrung zeige aber, JAN FREITAG redaktion@hamburger-wirtschaft.de „dass die Bodendenkmalpflege bemüht ist, kalkulier- bare Zeitplänemit den Eigentümern abzustimmen“. Schon heute lockt Hamburg als „Gründerzeit- Hauptstadt“ Millionen Gäste an – und Zeugnisse des Mittelalters können das wunderbar ergänzen. Dabei haben selbst die Leichen im Keller der Kammer ihre Bedeutung: „Wir leben ja weiter mit ihnen“, sagt Dagmar Groothuis. Schließlich vermitteln sie auch ohne Vitrine ein Gefühl dafür, woher wir kommen, wohin wir gehen. Wenn die Touristenströme auf ihrem Weg von der City zu Nikolaikirche und Speicherstadt künftig kein ödes Areal vergessener Geschichte passieren, sondern ein offenes Denkmal des Mittelalters, wird die ganze Innenstadt aufgewer- tet und damit wirtschaftlich lukrativer. Man nennt das: weiche Standortfaktoren. HISTORIE ERKUNDEN Hamburg ist lange recht schmählich mit seinem frühen Erbe umgegangen – aber immerhin lässt sich der 1962 entdeckte Bischofsturm weiter besichtigen, obwohl darüber ein Neubau ent- stand. Auch die am Hopfenmarkt ausgegrabenen Relikte sollen in Zukunft der Öf- fentlichkeit zu- gänglich sein. Handmarkierte Zeit- schichten: Rund um den Hopfenmarkt entwickelte sich Ham- burg zur Stadt. Die Ausgrabungen brach- ten Reste der ab 1021 errichteten „Neuen Burg“ ans Licht, der damals größten Burg Norddeutschlands

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