Oktober/November 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 FOTOS: WWW.MIKESCHAEFER.NET, ROBIN SCHMIEDEBACH Wie Corona die Büroarbeit verändert Willkommen in der neuen Normalität! Corona hat die Arbeitswelt umgewälzt, und nach anderthalb Jahren Pandemie ist klar: Vieles wird bleiben. E inen festen Arbeitsplatz hat Silke Nevermann schon lange nicht mehr. Seit sie sich 2015 selbstständig gemacht hat, arbeitet die 52-Jäh- rige da, wo es ihr gerade passt. „Meistens zu Hause“, sagt sie. „Oder gern auch mal im Café.“ Laptop auf, und los geht’s. Nevermann ist Beraterin und unter- stützt Betriebe, Konzepte für effizientes Arbeiten zu entwickeln. Ein Teil davon betraf schon immer die Gestaltung virtueller Zusammenarbeit. „Vor Corona haben mir einige interessierte Firmen zugehört“, sagt die Expertin, „seit Corona sind es sehr viele.“ Die Pandemie hat den Wandel der Arbeitswelt beschleunigt: Von heute auf morgen mussten viele Betriebe ihre Angestellten ins Homeoffice schicken. Deutschlandweit war fast die Hälfte der arbeiten- den Bevölkerung zumindest zeitweise von zu Hause aus tätig – und viele scheinen Gefallen daran gefun- den zu haben. Mehr als ein Drittel der Arbeitneh- merschaft möchte nun flexibel über ihren Arbeits- ort entscheiden, hat der IT-Branchenverband Bit- kom ausgerechnet. 74 Prozent der Befragten finden, dass Homeoffice stärker genutzt werden sollte. Silke Nevermann: „Für die flexible Gestaltung der Arbeit war Corona ein echter Katalysator.“ David Cummins empfand die Krise dagegen zu- nächst als Rückschritt. „Gerade hatte ich mir abge- wöhnt, immer an einem festen Platz zu arbeiten“, er- innert er sich, „und plötzlich saß ich jeden Tag im Homeoffice.“ Cummins ist einer von vier Geschäfts- führern der Ministry Group. Die Agenturgruppe berät Kunden bei der Transformation von Arbeit – „Remote Work“ ist ein Teil davon. „Corona hat uns zwei Dinge ge- lehrt“, so Cummins. „Erstens: Homeoffice ist für viel mehr Jobs machbar, als wir dachten. Und zweitens: Chefs können ihren An- gestellten viel mehr vertrauen, als sie glaubten.“ Für die Zukunft der Arbeit haben solche Erkenntnisse weitreichende Folgen. „Schon die Frage ,Homeoffice oder Präsenz‘ ist mittlerweile falsch. Die Zukunft ist, dass beides möglich ist.“ Dabei geht es stets um die Frage: Wo lässt sich Arbeit am besten erledigen? Wenn etwa Mitglieder eines Entwicklungsteams imBüro nur ein Drittel des Pensums schaffen, das sie am heimischen Schreib- tisch konzentriert erledigen können – warum sollten sie dann nicht immer zu Hause arbeiten? Will dage- gen ein Team gemeinsam Ideen entwickeln – warum sollte dann das Büro nicht zumTreffpunkt fürs krea- tive Meeting werden? Denn hier kommt ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt zum Tragen: der soziale Austausch. „Wer sich auch mal über andere Dinge als den Job unterhält, wird schnell feststellen, dass er auf Ideen kommt, die ihm nie eingefallen wä- ren, wenn er nur stumpf seine Agenda abgearbeitet hätte“, erzählt David Cummins. Diese „Kaffeeküchen- gespräche“ seien zwar auch digital möglich, aber für viele längst nicht so fruchtbar wie eine persönliche Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht. Nachdem sich technisch und organisatorisch vieles eingespielt hat, hält es Beraterin Nevermann deshalb für wichtig, jetzt wieder die Kommunikation ins Zentrum zu stellen, gerade online. „Auch der vir- tuelle Austausch muss in Zukunft inszeniert wer- den“, sagt sie. So sollte man am Anfang eines Video- calls die Teilnehmenden auffordern, ihre Kameras einzuschalten, um zumindest etwas Körpersprache zu erkennen. Die ersten 15 Minuten des Meetings lie- ßen sich für den persönlichen Aus- tausch nutzen. Wichtig sei es auch, immer wieder Pausen für den Aus- tausch einzubinden und die Ge- wohnheiten aus Präsenzmeetings zu überdenken: „Bestes Negativ­ beispiel ist es, wenn am Ende des Meetings der Chef fragt, ob es noch Fragen gibt – und in derselben Se- kunde sagt: ‚Nein? Dann danke, und bis zumnächstenMal.‘“ Christian Huth, Geschäftsführer der CFC, informiert zumDaten- schutz imHomeoffice ARBEITS MODELLE HOME­ OFFICE- FRAGEN Mit welchen Tools lassen sich Kom- munikation und Zusammenarbeit im Teammöglichst effizient organisie- ren? Was ist zu beachten, um für IT-Sicherheit zu sorgen? Die Han- delskammer Ham- burg hat eine Reihe Informatio- nen zu diesen Themen zusam- mengestellt: www. hk24.de/ homeoffice DATEN- SCHUTZ Die CFC – Com- pliance Factory Consulting GmbH hat eine Umfrage mit 50 Fragen zum Thema „Daten- schutz und Home- office“ vorbereitet. Sie soll Betriebe informieren, wie gut ihre Teams im Homeoffice aufge- stellt sind und die Mitarbeitenden für Fragen des Daten- schutzes zu Hause sensibilisieren. Die Umfrage lässt sich je nach Unter­ nehmen anpassen. Eine kostenlose Musterumfrage ist unter t1p.de/ cfc-umfrage abrufbar. Auch die Vollversion ist zunächst kosten- los, eine Gesamt- auswertung erstellt die CFC auf- wandsbezogen.

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