Dezember 2019

HAMBURGER WIRTSCHAFT 52 FOTOS: ULRICH PERREY (2) FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN SANDRA GOETZ redaktion@hamburger-wirtschaft.de Wir brauchen aber auch Institutionen, die das vermitteln, oder? Plag: Sicherlich. Auch deswegen ist ein Preis wie der Helga-Stödter-Preis ins Leben gerufen worden. Damit ausgezeichnete Unternehmen sind für Frauen auf jeden Fall Employer of Choice, Top-Arbeitgeber. SAP hat seit dem 11. Oktober mit Jennifer Mor- gan die erste DAX-Chefin in Deutschland – und das in einer Doppelspitze mit Christian Klein. Müller: Das ist großartig, aber es fällt auf, dass sie US-Amerikanerin ist. Ich würde mir von einem deut- schenUnternehmenwünschen, dass es eine Frau aus Deutschland als Vorstandsvorsitzende hat. Und die gibt es, hier in Hamburg. Die deutsche Managerin Angela Titzrath ist seit 2017 Vor- standsvorsitzende der HHLA. Plag: Das ist sehr gut. Noch besser wäre, wenn Frauen auf allen Führungsebenen vertretenwären, wenn hier Mixed Leadership gelebt würde. Es geht nicht nur um die Spitze, sondern auchumdie Positionendarunter. Ich hätte nicht gedacht, dass der Frauenanteil in Führung und Management im Jahr 2019 noch so mau ist. MARTINA PLAG Neben politischen Rahmenbedingungen brauchen wir einen Kulturwandel. KATHRIN MÜLLER Sie haben gerade Diversität angesprochen. Was verstehen Sie darunter, und wie hängt das Ihrer Meinung nach zusammen? Plag: „Managing Diversity“ heißt, dass die Talente in einer Organisation nach oben kommen und nicht diejenigen, die durch einen engen Flaschenhals pas- sen, weil sie einer tradiertenNormentsprechen. Und bei Diversity geht es ummehr als denGender-Aspekt. Diversity umfasst alle persönlichenMerkmale: Alter, Ethnie, Nationalität, sexuelleOrientierung. Müller: Und das bis hin zur Inklusion. Was muss man tun, damit sich etwas ändert? Müller: Neben politischen Rahmenbedingungen brauchen wir einen Kulturwandel. In Deutschland erscheintmir vieles noch zu konservativ-traditionell. In den USA beispielsweise sind bereits zehn Prozent Frauen in A-Level-Führungspositionen von Techno- logieunternehmen tätig, das vermisse ichhier. Plag: Es kommt auf die Chefs und Chefinnen, die Entscheider und Entscheiderinnen an. Wenn die Führungskräfte wissen, dass der Vorstand es mit Di- versity ernstmeint, dann richten sie sich danach aus, denn das bringt Reputation. Und dannwird die Erhö- hung des Anteils von Frauen in Führung auch mit klaren Zielzahlen und entsprechenden Vergütungs- bestandteilen verknüpft. Wir brauchen Menschen an der Führungsspitze, die Mixed Leadership, Diver- sityundEqual Pay (gleicheBezahlung) ernst nehmen.

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