Dezember 2020 / Januar 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 18 FIRMEN GEBURTSTAGE FEHRMANN Wer eine druckdichte Spezialverglasung benötigt, für den ist Fehrmann eine feste Größe. Das erkannte seinerzeit bereits Aristoteles Onassis: Persönlich erschien der Tankerkönig im Hamburger Werk, um die Ausrüs- tung seiner Megajacht „Christina O“ mit Fehrmann-Fenstern zu bespre- chen. „Die klassische Gießerei, die mein Ururgroßvater Nicolai Petersen Fehrmann und dessen Sohn Eduard 1895 gegründet hatten, sind wir längst nicht mehr“, erzählt Henning Fehrmann, Firmenchef in fünfter Generation. „Inzwischen entwickeln und produzieren wir Weltneuheiten in den Bereichen Schiffsfenster und Aluminiumlegierungen für den 3-D-Druck.“ Immer wieder betritt Fehrmann technisches Neuland – wie mit monsterwellensicheren Fenstern. Auch die Verglasung der Elbphilharmonie stammt aus demWerk am Stenzelring. „Eine Ausnahme“, so Henning Fehrmann, „im Fokus stehen bei uns nach wie vor Schiffe.“ Derzeit entwickelt das Unternehmen Schiffsbrü- ckenfenster, die mit Augmented Reality vollkommen neue Visualisierungs- funktionen ermöglichen. KARL DOSE Der Erste Weltkrieg war gerade zwei Jahre vorbei, als sich Karl Dose in Altona seine Werkstatt einrichtete. Und was als Elektrohandwerksbetrieb startete, ent- wickelte sich zum Hersteller langlebiger Produkte für die Seeschifffahrt. „Feuchtigkeit kann zu frühzeitiger Materialermüdung führen“, sagt Leif Parker, Schwie- gersohn des heutigen Miteigentümers Ullrich Dose. „Qualität ist daher unser Markenzeichen.“ Berühmt sind zum Beispiel die patentierten Steckdosen für Kühlcontainer, die Karl Dose in den 1990er-Jahren entwickelt hat. Und das große Beleuchtungssor- timent. „Vor allem rüsten wir Spezialschiffe wie Forschungs-, Lotsen- und Polizeischiffe aus“, so Parker. Der Hauptsitz der Karl Dose GmbH, die auch Werke im Ausland betreibt, befindet sich seit 1962 in Stellingen. MOLWITZ & TREFF Kaum vorstellbar, dass eine winzige Briefmarke 100000 Euro und mehr einbringen kann. „Nur als Rarität und unbeschädigt“, erzählt Phi­ latelistin Carmen Treff. Eingeführt in die Welt der Briefmarken hat sie ihr Vater Edgar Molwitz, der seinen Briefmarkenhandel Molwitz & Treff 1945 gleich nach Kriegsende in der Großen Reichenstraße eröffnete. „Es war das einzige intakte Gebäude inmitten von Trümmern“, erinnert sich die Tochter und Nachfolgerin. Nach Jahren in der Dammtorstraße bezog das Geschäft 2007 in der Großen Theaterstraße Quartier. „Den typischen Sammler von einst gibt es so nicht mehr“, sagt Treff. „Heute betreiben wir unser Geschäft auf hohem philatelistischen Niveau.“ Ganze Nachlässe kauft sie auf. Und sucht jemand ein bestimmtes Exemplar, beginnt sie mit der Recherche – auch international und meist mit Erfolg. 100 JAHRE 75 JAHRE 125 JAHRE BÖGER ZAHNTECHNIK Vor 100 Jahren machte sich Oscar Böger, der zuvor in einer Zahnarztpraxis als „zahntechnische Hilfskraft“ beschäftigt war, in einer kleinen Zweizimmer- wohnung im Grindelviertel selbstständig. Als Unterstützung holte er Bruder Friedrich mit ins Boot. „Den Beruf des Zahntechnikers gab es damals noch gar nicht“, berichtet Enkelin Petra Schmitt-Böger, die Böger Zahntechnik heute gemeinsam mit Bruder Bert und Cousin Dirk leitet. Stolz blicken die drei auf die lange Firmengeschichte zurück: „Wir sind älter als die Zahntechnikerinnung.“ Seit 2018 gilt Böger als eines der modernsten und digitalsten Zahnlabore Deutschlands. Insgesamt arbeiten dort heute mehr als 100 Mitarbeiter an drei Standorten – und die vierte Generation steht auch schon am Start. 100 JAHRE HEINR. & AUG. LEBBIN Die Frischbetonproduktion ist eine Herausforderung. „Es gibt rund 800 unterschiedliche Rezepturen“, berichtet Wolf von Madeyski, der als Schwiegersohn des Betonherstellers August Lebbin 1959 in die Geschäftsleitung von Heinr. & Aug. Lebbin eintrat. „Zudem wird Beton schon nach 90 Minuten hart.“ Um die Wege kurz zu halten und norddeutsche Baustellen schnell zu erreichen, betreibt das 1920 gegründete Familien- unternehmen Werke in Hamburg, Pinneberg und Schwerin. Der Hauptsitz in Rothenburgsort nutzt seine Lage an der Bille: „Hier sind wir die Einzigen der Branche, die Sand und Kies mit Binnenschiffen anliefern lassen“, so Wolf von Madeyski. „Damit bekommen wir pro Jahr etwa 11000 Lkw von der Straße und sparen so mehr als 650 Tonnen Kohlendioxid jährlich ein.“ 100 JAHRE FOTOS: MIKE SCHAEFER, GÄRTNER INTERNATIONALE MÖBEL

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