Dezember 2021/Januar 2022

HAMBURGER WIRTSCHAFT 36 FOTO KAWEE STOCK.ADOBE.COM M elanie Goldbergs Drei-Jahres- Bilanz für ihreHochzeitsagentur „marry me“ lautet 60-3-10. 60, das war die durchschnittliche Zahl an Hochzeiten, die das Unternehmen vor Corona pro Jahr etwa organisierte. 2020 folgte der Absturz: drei Aufträge. 2021 waren es immerhinwieder zehnHochzei- ten. Und 2022? „Da kann ichmich vor An- fragen kaum retten“, lacht Goldberg. Das neue Jahr verspricht inSachenEheschlie- ßungen einbesonders starkes zuwerden. Der Geschäftsklimaindex der Bran- che, den dieHandelskammer vierteljähr- lich erstellt, zeigt: Auf einer Skala von 0 bis 200 lag die Hamburger Dienstleis- tungswirtschaft Ende 2019 bei 121,3 Punkten, um nach dem Corona-Schock Anfang 2020 auf 45 abzusinken. Erst mit zunehmender Impfquote, sinkenden Inzidenzen und ersten Lockerungen erreichte der Index im zweiten Quartal 2021 wieder den Bereich über 100. Eine andere Art Stimmungsbarome- ter liefert die Beratungswirtschaft. Philipp Maier von White Label Advisory sagt, diese Branche sei erstaunlich gut durch die Krise gekommen. Die Agentur vermittelt ihrer Kundschaft das passende Consulting und greift dabei auf ein großes ERIC LEIMANN red ktion@h mburger-wirtsch ft.de Aufbruchstimmung nach der Krise? Netzwerk zurück. „Je strategischer und IT-näherProjektewaren“, soMaier, „desto früher gingen sie nach dem Lockdown wieder los.“ Zwei Themen sieht er 2022 für die Beratungsbranche ganz vorn: Die Lieferkettenproblematik sowie Corona- bedingte Nachholeffekte bei Projektneu- ausschreibungen in den Trendthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ge- schäftsmodell-Entwicklung. Die Zeitarbeit ist einweiterer Indika- tor für den Dienstleistungssektor. „Zeit- arbeit ist ein Seismograf, uns trifft es grundsätzlich früher“, sagt FLEX-TIME- Geschäftsführer Volker Enkerts. „Wenn die Wirtschaft einen Schnupfen hat, liegenwir schonmit Grippe flach.“ Natür- lich haben sich viele Unternehmen wäh- rend des harten Lockdowns zuerst von ihren Zeitarbeit-Teams getrennt. „Seit Frühjahr 2021 nimmt die Nachfrage aber wieder konstant zu“, berichtet Enkerts. Und wie wird 2022 bei der Zeitarbeit? „Wir werden einen Run erleben, können aber vieles nicht besetzen, weil uns die Leute fehlen. Der Fachkräftemangel wird ein viel größeres und länger andauerndes Problemwerden, als esdiePandemiewar.“ DIENSTLEISTUNGSWIRTSCHAFT Viele Dienstleister litten ganz besonders unter der Pandemie. Wird nun alles besser? BLITZUMFRAGE Kaum eine Dienstleistungssparte leidet so sehr unter der Pandemie wie die Event- und Veran- staltungsbranche. In einer „Blitzumfrage“ der Handelskammer im Juli (also vor Einführung des 2G-Modells) beurteilten 71 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als „schlecht“. 19 Prozent wählten „befriedigend“ als Antwort, 10 Prozent „gut“. Die vollständige Umfrage ist abrufbar unter www.hk24.de/blitzumfrage 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 3.Q/2009 3.Q/2010 3.Q/2011 3.Q/2012 3.Q/2013 3.Q/2014 3.Q/2015 3.Q/2016 3.Q/2017 3.Q/2018 3.Q/2019 3.Q/2020 3.Q/2021 Geschäftsklima in der Hamburger Dienstleistungswirtschaft ohneMedien und IT; Indexwerte (Punkte zwischen 0 und 200) zuletzt: 119,7

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