Dezember 2021/Januar 2022

HAMBURGER WIRTSCHAFT 46 FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/THOMAS DEMARCZYK M enschen haben nach wie vor ein großes Bedürfnis, sich im öf- fentlichen Raum zu begegnen – bei Kultur, Gesprächen, Essen und Ge- tränken. Da ist sich Uwe Bergmann si- cher. Die Frage, wie sich Großveran- staltungen künftig gestalten und finan- zieren lassen, sei allerdings nach einem zweiten harten Corona-Jahr eine riesige Herausforderung, meint der Geschäfts- führer der Event-Agentur bergmann- gruppe. 2021 fielen Prestigeprojekte sei- ner Firma wie die Harley Days und das Eppendorfer Landstraßenfest aus. „Wir haben Firmenveranstaltungen durchge- führt, aber bei Events im öffentlichen Raum sind wir gegen die Verordnungen nicht angekommen“, erklärt Bergmann. Das Problem: Die Stadt sei bei den Corona-Maßgaben extrem auf Sicht ge- fahren, seine Planungen bräuchten aber einen langen Vorlauf. Es sei schlicht zu riskant, Geld zu investieren, wenn die Pa- rameter nicht verlässlich sind. DieHarley Days hätten zwar auf einer abgegrenzten Fläche stattfinden können, „aber wenn wir dann nur 4000Menschen empfangen können statt wie sonst das Dreifache, er- reichenwir einfach keinen Break-even“. Als „großen Segen“ bezeichnet Berg- mann die Corona-Hilfen des Bundes. Doch auf 2022 blickt er mit Sorge: Die Kosten für Waren und Dienstleistungen seien um bis zu 20 Prozent gestiegen. Stadt und Gäste müssten sich fragen, was ihnen das Leben auf öffentlichen Flächen wert sei. Entweder er müsse Eintritt neh- men und könne so eine hohe Programm- qualität garantieren. Oder Großveran- staltungen müssten subventioniert wer- denwie bei denHamburg Cruise Days. Auch Frank Klingner, Geschäftsfüh- rer der Hossa-Hossa GmbH und Veran- stalter des Schlagermoves, ist skeptisch, „Nicht auf Hamburgs Attraktivität ausruhen“ wie sich der kostenlose Zugang zu öffent- lichen Events weiter gewährleisten lässt. „Wir stehen vor einemNeuanfang“, lautet sein Fazit. Unter anderem, weil Partner- und Sponsorenverträge im Laufe der Pandemie ausgelaufen seien. Dank Rück- lagen sei sein Unternehmen zwar bislang trotz komplett ausgefallener Einnahmen durch die Krise gekommen. Aber dieses Geld fehle nun für die Zukunft. „Geplante Investitionen müssen wir um zwei bis drei Jahre verschieben. An- fragen auf Neustarthilfe oder öffentliche Förderung sind, so Klingner, bisher abge- lehnt worden. Und das, obwohl seine Firma nach eigener Einschätzung 30 Mil- lionen Euro Mehrwert pro Jahr für Gas- tronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Tourismus inHamburg generiert. Generell ist es wichtig, den Touris- mus zurück in die Stadt zu bringen. Das Statistikamt Nord verzeichnete im ver- GASTGEWERBE UND FREIZEITWIRTSCHAFT Planungsunsicherheit, gestiegene Kosten, reihenweise Auflagen: Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft gehen mit vielen Unwägbar- keiten in das Jahr 2022. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 3.Q/2008 3.Q/2009 3.Q/2010 3.Q/2011 3.Q/2012 3.Q/2013 3.Q/2014 3.Q/2015 3.Q/2016 3.Q/2017 3.Q/2018 3.Q/2019 3.Q/2020 3.Q/2021 Geschäftsklima im Hamburger Gastgewerbe Indexwerte (Punkte zwischen 0 und200) zuletzt: 103,6

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