Auf das Bauchgefühl hören

RHO KOMBUCHA ist ein weiteres Unternehmen in der Reihe „HW-Start-up des Monats“. Seit 2019 produziert Jennifer Färber Kombucha, ein Gärgetränk, das durch Langzeitfermentation aus gesüßtem koffeinhaltigen Tee und einer speziellen lebendigen Kombucha-Kultur entsteht.
RHO KOMBUCHA
Jennifer Färber beim Brauen von Kombucha in ihrer Manufaktur in „Hammerbrooklyn“

Von Frank Schlatermund, 14. August 2023

Wie würden Sie Ihr Start-up jemandem beschreiben, der noch nie davon gehört hat – und wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich habe eine Social-Impact-Manufaktur für hochwertigen Kombucha gegründet. Das heißt, wir haben zu Beginn der Gründung selbst produziert. Ich spreche deshalb bewusst von „Manufaktur“, weil wir einen besonderen Herstellungsprozess entwickelt haben, den es zuvor in dieser Form noch nicht gab. Kombucha als Produkt fasziniert mich, da er sehr einfach, ehrlich und trotzdem inhaltlich hochkomplex ist. Er bringt nicht nur Genuss, sondern hat auch eine wohltuende Wirkung auf den Organismus.

Weitere in dieser Reihe vorgestellte Start-ups Brygge recyclehero Flexvelop Boomerang

Der Auslöser für die Firmenidee war meine Autoimmunkrankheit, bei der ich mich zwangsweise viel mit Gesundheitsthemen auseinandersetzen musste. Hinzu kam meine Leidenschaft für innovative Lebensmittel und gut aufgebaute Lebensmittelmarken. Ich habe zwei Jahre in New York gelebt und dort gesehen, wie viele innovative Lebensmittel es schon gibt. Das hat mich auch inspiriert. Durch die Gründung habe ich für mich selbst gelernt, dass gute Dinge im Leben Zeit benötigen. Sei es eine Firma, Freundschaften oder auch die eigene Lebensweise und Ernährung positiv umzustellen.

Was sollten andere Gründer wissen, bevor Sie starten? Teilen Sie gern Ihre Weisheiten mit uns.

Wenn ich bedenke, dass ich einen großen Teil meiner Kapazitäten darauf verwende, mit Finanzgebern zu sprechen und meinen Cashflow unter Kontrolle zu halten, fände ich es aus heutiger Sicht sinnvoller, sich entspannt einen Teilzeitjob zu suchen und die anderen 50 Prozent am eigenen Business zu arbeiten. Damit sparen Gründende sehr viel Zeit und Energie. In meinen Augen ist es sowieso gesünder, organisch zu wachsen. Es ist gut, an Grenzmomente zu kommen, aber ein bisschen Frieden beim Gründen tut auch gut.

Jennifer Färber hat sich mit RHO KOMBUCHA für die traditionelle, authentische Kombucha-Herstellung entschieden. Statt Kombucha-Konzentrat nutzt sie ausschließlich lebende Mikroorganismen und verzichtet bewusst auf eine Pasteurisierung, die zwar die Haltbarkeit verlängern, die Lebendkulturen aber abtöten würde. Um den Geschmack des Getränkes zu intensivieren, verwendet Färber nur Bio-Zutaten, unter anderem in geringfügigen Mengen Bio-Zucker („Unser Kombucha hat bis zu 80 Prozent weniger Zucker als herkömmlicher Kombucha“). Das fertige Produkt füllt sie in Pfand-Glasflaschen im klassischen Apotheker-Look ab.

Und dennoch muss das Ziel sein, „am“ Business zu arbeiten und nicht „im“ Business. Unter anderem ist Coaching eine gute Investition. Überhaupt Zeit mit Menschen zu verbringen, die man als Vorbild sieht. Eines meiner Vorbilder ist beispielsweise meine Mutter, weil sie eine starke, belastbare, fleißige und zugleich so herzliche Frau ist, die mir gute Werte mitgegeben hat. Oder die Wirtschaftsmanagerin Tina Müller, deren Bücher ich schon während des Studiums gelesen habe – einfach faszinierend, was sie alles erreicht hat, vor allem im Bereich Brandmanagement. Und wenn Menschen noch sehr jung sind, kann es auch inspirierend für sie sein, Praktika zu absolvieren. Das habe ich ebenfalls gemacht.

Was sind aktuell Ihre größten Herausforderungen?

Derzeit befinde ich mich in der Wachstumsphase. Von der Manufaktur zur Marke. Mit RHO KOMBUCHA erlebe ich nicht nur die Herausforderung, eine Marke bekannt zu machen, sondern auch, eine komplett neue Kategorie erklären zu müssen, die sehr erklärungsbedürftig ist. Das benötigt einerseits Zeit und ist andererseits vor allem sehr kostspielig. Gerade in wirtschaftlich instabilen Zeiten verlangt es einen extra wachen Geist, um Liquidität und Cashflow zu schonen, da Menschen für Premiumprodukte weniger Geld im Handel ausgeben. Nichtsdestotrotz bin ich nach wie vor sehr überzeugt von dem, was ich mache. Das bestätigen mir meine Kunden jeden Tag aufs Neue, und das motiviert mich auch weiterzumachen.

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