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FOTO: MICHAEL ZAPF

N

ach Berechnungen des Norddeut-

schen Klimabüros, einer Einrich-

tung der Helmholtz-Gemeinschaft,

wird es am Ende dieses Jahrhunderts in

Hamburg durchschnittlich 2,9 Grad wär-

mer sein als bisher. Außerdem soll es dann

17,7 zusätzliche Sommertage mit Tempe-

raturen über 25 Grad geben.

Das hört sich doch zunächst einmal

ganz gut an. Und es klingt vor allem nach

einem langen Prozess, der aktuell noch

keine Relevanz hat. Doch weit gefehlt: In

den letzten 100 Jahren ist die Temperatur

in der Metropolregion Hamburg um ein

Grad gestiegen. Die Niederschläge haben

zugenommen und auch der Meeresspie-

gel steigt weiter.

„Der Klimawandel ist in Hamburg

bereits angekommen“, verkündete Um-

weltsenator Jens Kerstan daher bei der

Verabschiedung des Hamburger Klima-

plans im Dezember 2015. „Wir müssen in

den nächsten Jahren aktiv werden, um

die Folgen zu begrenzen. Das gilt umso

mehr, weil Hamburg eine wachsende und

sich verdichtende Stadt ist. Deshalb ha-

ben wir die Anpassung als zweite große

oder Gemüse von den Folgen des Klima-

wandels beeinflusst sein könnten.“

Darüber hinaus könnten die rund

um den Globus verteilten Standorte und

Produktionsstätten zudem direkt von

klimatischen Veränderungen betroffen

sein. Der Klimawandel sei eine gegebene

Rahmenbedingung, betont Seipold. Und

als solche müssten Unternehmen ihn

künftig eben bei ihren strategischen Pla-

nungen fest mit im Blick haben.

Doch: „Während die meisten bereits

darauf achten, ihre CO2-Fußabdrücke zu

reduzieren, berücksichtigen bislang nur

wenige Firmen den Einfluss des Klima-

wandels auf ihre Geschäftsprozesse“, so

Seipold. Wer dagegen rechtzeitig hande-

le, der könne sich Wettbewerbsvorteile

sichern, neue Märkte erschließen sowie

neue Kooperationspartner gewinnen.

Über Möglichkeiten, um dem Klima-

wandel zu begegnen, informiert auch die

Umweltbehörde mit der Broschüre „Der

Klimawandel ist schon Realität! Chan-

cen, Risiken und Maßnahmen für Ham-

burger Unternehmen“. Darin wird darauf

hingewiesen, dass Extremwetterereignis-

Säule im Klimaplan verankert. Dieser An-

satz ist neu.“

Doch welche Wirtschaftszweige sol-

len sich davon überhaupt angesprochen

fühlen? Denn während Firmen aus der

Tourismuswirtschaft, Eis- und Getränke­

verkäufer oder auch Gartenbauunterneh-

men möglicherweise von einer Zunahme

von Sommertagen profitieren und ihren

Umsatz steigern können, müssen andere

investieren, um negativen Auswirkungen

des Klimawandels vorzubeugen.

„Im Hinblick auf eine mögliche Be-

troffenheit durch den Klimawandel soll-

ten Unternehmen ein besonderes Augen-

merk auf ihre weltweiten Lieferketten

legen“, sagt Dr. Peer Seipold, der sich am

Climate Service Center Germany mit der

Anpassung von Firmen an den Klimawan­

del befasst. „So sollten Unternehmen aus

der Lebensmittelbranche anhand von

Klimaparametern prüfen, ob und in wel-

cher Form ihre Anbaugebiete für Obst

Lieferketten und die Standortwahl

kritisch hinterfragen

HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 16 

STANDORT

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Land unter: Am Fischmarkt ist

das schon heute nichts

Ungewöhnliches

Gewappnet für den Klimawandel

Viele Wirtschaftszweige sind abhängig von den klimatischen Bedingungen. Der Klimawandel stellt

daher für einige Unternehmen ein Risiko dar, kann aber auch neue Chancen bieten.