Mai 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 18  IM FOKUS 56 IMMOBILIEN Der Branchen- mix macht’s! Zu hohe Mieten, zu wenig Auswahl? Das muss nicht sein. Wenn Einzelhandel und Immobili- enwirtschaft sinnvoll zusammenarbeiten, ist das der Schlüssel für attraktive Quartiere. D ie Innenstädte seien kaum noch zu unterscheiden; über- all gebe es H&M und C&A, ist oft zu hören. Wer jedoch genau hinsieht, stellt fest, dass in den Stadtzentren und Quartieren viel mehr individuelle Geschäfte angesiedelt sind als vermutet. Allein in der Hamburger Innenstadt sind es um die hundert – von BETHGE HAMBURG im ABC-Viertel mit einem er- lesenen Sortiment an Schreibgeräten bis zum Fahrrad-Café „Zweiradperle“ im Kontorhausviertel. Auch wenn die Filialisten viele Kunden anziehen, sind die Fachgeschäfte „das Salz in der Suppe“, das die Individualität ei- nes Quartiers ausmacht. „Ein attraktiver Branchenmix entschei- det über den wirtschaftlichen Erfolg eines Quartiers“, sagt Frank Müller, der als Grundeigentümer im Lenkungsausschuss des Business Improvement Districts (BID) Waitzstraße / Beselerplatz mitwirkt. Er ärgert sich über Eigentümer, die nur darauf achten, kurzfristig eine hohe Miete zu erzielen, und dabei den langfristi- gen Erfolg einer Straße aus dem Blick verlieren. Geht es nach vielen Einzelhändlern, haben die Grundeigen- tümer häufig unrealistische Preisvorstellungen. Die verlangten Mieten seien vom Fachhandel kaum zu erwirtschaften. Aktuell jedoch verändert sich die Marktlage ganz grundlegend. Es gibt nur noch wenige Einzelhandelsunternehmen, die ihr Filialnetz deutlich vergrößern. Hinzukommt, dass immer wieder Einzel- händler ihr Geschäft aufgeben müssen – meist, weil sie keinen Nachfolger finden. Folge: Die Einzelhandelsmieten gehen in den meisten Quartieren zurück. Auch in der Innenstadt sind die Mietsteigerungen vorbei. Zumal hier mit dem Alten Wall, den Stadthöfen und ab 2021 auch dem Überseequartier neue Flächen auf den Markt kom- men, sodass viele Vermieter zu Zugeständnissen bereit sind. An- dere dagegen erwarten unverändert hohe Mieten, was zu lang andauernden Leerständen führen kann. „Wir brauchen nicht nur innovative Einzelhändler, sondern auch professionelle Grundeigentümer, die ihre Vermietungs- chancen realistisch einschätzen“, sagt Michael Solscher, selbst Grundeigentümer und zudem Gesellschafter der Bergedorf Pro- jekt GmbH, die als Aufgabenträger für das BID Sachsentor ver- ILLUSTRATION: PIA BUBLIES

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