Februar/März 2022

HAMBURG 2040 HANDELSKAMMER-FACHKRÄFTESTRATEGIE DIE ANALYSE – Wo stehen wir? Gutes Personal gesucht Branchen mit den größten relativen Engpässen in Hamburg im Jahr 2035 © Handelskammer Hamburg 2021 Die Fachkräfteanalyse der Handelskammer zeigt: Bis zum Jahr 2035 könnten dem Hamburger Arbeitsmarkt bis zu 127000 gut Qualifizierte fehlen. Das Papier bietet aber auch Lösungen an. burg mindestens von ebenso großer Bedeutung ist: mit welcher Belegschaft? Im aktuellen Arbeitsmarktmonitor hat die Han- delskammer viele ihrer rund 170000Mitgliedsunter- nehmen nach ihrer Personaldecke befragt und besorgniserregende Antworten erhalten. 58 Prozent der befragten Betriebe können zurzeit offene Stellen nicht adäquat besetzen. Im Bau- und Gastgewerbe geben sogar fast vier von fünf Firmen an, zurzeit ver- geblich geeignetes Personal zu suchen. Bis 2035 prognostiziert die 38-seitige Fach­ kräfteanalyse unter Federführung von Michaela Beck und Anna Maria Heidenreich („Team Heideck“) dem Standort rein rechnerisch 642000 hinreichend qualifizierte Arbeitskräfte. Verglichen mit heute 217000 weniger – und das in einer global vernetzten Ökonomie, die angesichts von Rohstoffmangel und Krisen, Demografie und Digitalisierung unberechen- bar bleibt. „Ausgeprägter Fachkräftemangel“, meint Micha- ela Beck, „kennzeichnet faktisch alle Branchen, die ja ausnahmslos durch Renteneintritte der Babyboo- mer-Generation betroffen sind.“ Weil Gewerbetrei- bende außerdem nicht nur mit Unternehmen, son- dern auch mit Freiberuflern oder dem öffentlichen W ie wir zukünftig leben wollen, das hat die Handelskammer unlängst in ihrer Stand- ortstrategie für das gar nicht mehr so ferne Jahr 2040 zur Diskussion gestellt – und ein Fragefürwort hinzugefügt: wovon? Ein wichtiges Interrogativpronomen, demallerdings dringend eine weitere Fragestellung folgen müsste, die für Ham- III. Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg: Der Fachkräftemangel in Zahlen Handelskammer-Fachkräftestrategie Unterschiedliche Betroffenheit in den Wirtschaftszweigen Durch ihre spezifischen Eigenschaften unterscheiden sich die zwölf im HK-Fachkräftemonitor betrachteten Branchen(aggregate) der Hamburger Wirtschaft auch hinsichtlich des Angebots- und Nachfragepotenzials. Für einen sinnvollen Vergleich zwischen den Branchen wird daher der relative Engpass genutzt. Dieser setzt den absoluten Engpass (Differenz aus Fachkräftenachfrage und Fachkräfteangebot) in Relation zur Fachkräfte ach- frage. Die Wirtschaftszweige mit den größten relativen Engpässen im Jahr 2035 sind in Abbildung 13 dargestellt ( Branchenranking ). Aus den aktuellen Hochrechnungen des HK-Fachkräfte- monitors geht für das Jahr 2035 hervor, dass der Wirt- schaftszweig Information und Kommunikation mit 24,1 Prozent den größten relativen Engpass in Ham- burg aufweisen könnte (absoluter Engpass:19 000 Fach- kräfte). Die im Zeitablauf deutliche Zuspitzung der Eng- passsituation in dieser Branche ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass Arbeitsprozesse künftig zunehmend digitalisiert werden, was den Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich kontinuierlich erhöhen dürfte. Mit etwas Abstand folgen im Top-Fünf-Ranking der höchsten relativen Engpässe der Bereich Personen- bezogene und sonstige Dienstleistungen sowie das Gastgewerbe mit Werten für den jeweiligen relativen Fachkräfteengpass von 19,8 beziehungsweise 19,1 Pro- zent (absolute Engpässe: 15 800 bzw. 7 600 Fachkräfte). Bei den Beratenden und wirtschaftsnahen Dienstleis- tungen zeichnet sich für das Jahr 2035 ab, dass 18,3 Pro- zent der Fachkräftenachfrage nicht gedeck werden könnten (19 000 fehlende Personen). Für das Hamburger Baugewerb wird ein relativer Fachkräfteengpass von 17,2 Prozent prognostiziert, was einem absoluten Eng- pass von 5 600 Fachkräften entspricht. Die höchsten Engpässe sind insbesondere im Hamburger Dienstleis- tungssektor zu verzeichnen. 16 Da der Arbeitsmarkt in Hamburg durch einen hohen Anteil an Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich geke nzeichnet ist, ist diese Entwicklung von besonderem Interesse. Hamburg liegt mit einem Anteil der Erwerbstätigen aus dem Dienstleis- tungssektor an allen Erwerbstätigen mit 87 Prozent über dem Wert für Deutschland von 75 Prozent. 17 ©HandelskammerHamburg2021 Quelle:WifOR2021,eigeneBerechnungen ©HandelskammerHamburg2021 Branchen mit den größten relativen Engpässen in Hamburg im Jahr 2035 Absolute Engpässe (Werte in Klammern) in Relation zur Fachkräftenachfrage (= relativer Engpass: Wert in Prozent) Baugewerbe Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen 0 5 10 15 20 25 Gastgewerbe Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen Information und Kommunikation (19 000) (5 600) (7 600) (15 800) (19 000) 24,1 17,2 19,1 19,8 18,3 Abbildung 13: Branchen mit den größten relativen Engpässen in Hamburg im Jahr 2035 16 UnterDienstleistungsbranchen fallen inderAbbildungdieBranchenBeratendeundwirt- schaftsnahe Dienstleistungen, Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen, Gast- gewerbeundVerkehr, Transportund Lagerei. 17 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2020 – Arbeitskreis „Erwerbstä- tigenrechnung des Bundes und der Länder“, Berechnungsstand August 2019/Januar 2020. Quelle: WiFOR 2021, eigene Berechnungen ©HandelskammerHamburg2021 hamburg2040_de_print.indd 1 10.11.20 16:07 HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 FACHKRÄFTE ANALYSE ILLUSTRATION UND GRAFIK: HANDELSKAMMER HAMBURG

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