Dezember 2020 / Januar 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 44 FOTO: ANNA MUTTER KERSTIN KLOSS redaktion@hamburger-wirtschaft.de 30. November Der Transport der T-Shirts stockt, aber das ist geplant: Der Container blieb nach dem Annahme­ schluss des Hafens zwei Tage am Terminal liegen. Denn jetzt entscheidet der Kapitän, wie die Stahl­ boxen am besten aufs Schiff verladen werden. Damit es bei starkem Wellengang nicht zu Trans­ portschäden kommt, ist neben demGesamtgewicht der Ladung auch deren Verteilung an Bord entschei­ dend, die Trimmung. Die Verteilung der Stau­ positionen – das heißt, wie die Container gepackt werden – obliegt der Reederei. Wichtig dabei ist die Stabilität des Schiffes. Endlich heißt es „Leinen los“. Auf hoher See ist es stürmisch, im Südchinesischen Meer vor Viet­ nam tobte bis kurz vor Abfahrt ein Taifun. Und der stark befahrene Suezkanal gilt auf der Seeroute als Nadelöhr. All diese logistischenHerausforderungen können die Einkäufer bei s.Oliver bei den regelmä­ ßigen Transporten aus China jedes Mal digital haut­ nahmiterleben. 26. Dezember Wenn alles glattgegangen ist, geht es so weiter: Das Schiff mit den T-Shirts an Bord erreicht die Nordsee. Es gilt, das Container Terminal Altenwerder (CTA) im Hamburger Hafen innerhalb eines bestimmten Zeit­ fensters zu erreichen. Das koordiniert das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC), das das Schiff sofort nach Ankunft in Europa im Blick hat. Der HVCC-Bereich „Nautische Terminal Koordination“ erstellt für den Hafenzulauf einen Passageplan und überwacht das Tidefenster, in dem der Frachter elbaufwärts fahren kann, Wetterberichte sowie entgegenkommende Schiffe. Im Hintergrund läuft das Port Community System, das der IT-Dienstleister Dakosy für den Hamburger Hafen betreibt. Das dazugehörige „Port River Information System Elbe“ (PRISE) im Auftrag des HVCC zeigt den Anlauf des Schiffes mit den T-Shirts aus China. PRISE informiert außer dem CTA zum Beispiel auch Lotsen, Schlepper, Fest­ macher und das Oberhafenamt. Ungefähr eine Woche vor der Schiffsankunft hat das Seefracht-Team bei Hellmann in Hamburg die Zolldokumentation für die T-Shirts vorbereitet. Dafür wird über die Zollsoftware ATLAS ein Ver­ sandverfahren beim Zollamt Hamburg eröffnet. Hellmann organisiert und koordiniert ebenfalls rund eine Woche vor Ankunft des Schiffes im Elbe­ hafen den Nachlauf der T-Shirts per Lkw bis zu s.Oliver. Über das verpflichtende Slotbuchungs­ verfahren bucht die Spedition einen Lkw-Ab­ fertigungstermin (Slot) amCTA. 28. Dezember Das Schiff wird in Hamburg entladen – per halb­ automatisierter Containerbrücke auf „Automa- ted Guided Vehicles“. Bei der Freistellung des Containers am CTA sind keine Verzögerungen zu erwarten. 2. Januar 2021 Über die Autobahn A 7 gelangen die T-Shirts in das mehr als 500 Kilometer entfernte s.Oliver-Zentral­ lager in Rottendorf bei Würzburg. 5. Januar 2021 Von Rottendorf aus wird der Einzelhandel per Lkw beliefert – zum Beispiel im Elbe Einkaufszentrum imStadtteil Osdorf. Die Spedition HellmannWorldwide Logistics, in deren Hamburger See- fracht-Team rund 80 Personen arbeiten, koordiniert unter anderemProdukt- transporte von der chinesischen Fabrik bis zumZielort in Deutschland HAFEN- LOGISTIK 4,7 Millionen TEU Importcon­ tainer gingen 2019 imHambur- ger Hafen über die Kaikanten. Am Einfuhrprozess sind Reedereien, Spediteure, der Zoll und andere Behörden, Lkw- Unternehmer sowie Bahnopera- teure beteiligt. Über die Import- Plattform IMP von Dakosy tauschen sie pro umgeschla- genemContainer bis zu 100Daten- sätze aus. Indem die IMP Status­ informationen zum Transport liefert, können alle Be­ teiligten voraus- schauend planen. Künftig könnte Blockchain-Tech- nologie das Proze- dere unterstützen. ImRahmen des Förderprogramms für Innovative Hafentechnologie (IHATEC) hat Dakosy als Ver- bundkoordinator gemeinsammit der TU Hamburg bis Mai 2020 dazu geforscht.

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