Juli 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18  IM FOKUS 55 MOBILITÄT HW: Herr Henrich, frisst MOIA die Taxen? Robert Henrich: Wir sehen uns nicht imWiderspruch zu an­ deren Verkehrsanbietern, auch nicht zum Taxi. Das Gegenteil ist der Fall. Wir glauben, dass gerade die Angebotsvielfalt das ist, was zählt. Und wenn genügend Angebotsvielfalt da ist, also inklusive Taxi, inklusive einem exzellenten ÖPNV, inklusive der gepoolten neuenMobilität vonMOIA, dann werden wir nach und nach auch die vielen Autofahrer überzeugen, das Auto stehen zu lassen. HW: MOIA wird mit einer Genehmigung starten, die auch viele Auflagen beinhaltet. Wie sehen die aus? Henrich: Ich glaube, die Behörden haben es sich nicht leicht gemacht und haben versucht, alle Interessen zu berücksichtigen. Wir haben bei Weitem keinen Freibrief bekommen. Zu den Auf­ lagen gehört zum Beispiel, dass wir im öffentlichen Verkehrs­ raum keine Bushaltestellen nutzen dürfen, um Fahrgäste aufzu­ nehmen, keine Sonderspuren benutzen dürfen, keine durch­ fahrtbeschränkten Bereiche anfahren dürfen wie zum Beispiel die Mönckebergstraße. Außerdem müssen wir den vollen Mehr­ wertsteuersatz von 19 Prozent entrichten, während die anderen öffentlichen Verkehrsanbieter nur sieben Prozent entrichten. HW: Das heißt aber auch, die ganzen Pflichten der Taxen – Tarif- pflicht, Beförderungspflicht, Betriebspflicht – gelten für MOIA nicht? Henrich: Wir haben nicht dieselben Pflichten wie das Taxige­ werbe. Wir haben keine Bedienpflicht, keine Tarifpflicht, aber wir haben auch die Rechte nicht. Insofern denke ich, dass die Situa­ tion fair und gerecht für alle ist. Ich glaube, dass alle anderen Ver­ kehrsteilnehmer gut beraten seinwerden, einen kooperativen An­ satz zu suchen, so wie wir das auch tun. Wir würden uns wün­ schen, dass wir einen partnerschaftlichen und kooperativen An­ satz auch mit dem Taxigewerbe finden. HW: Wie sehen die Hamburger Taxifahrer das? Tasbilek: Die Kooperation, die da angedacht oder angeboten wird, in welcher Form soll die stattfinden? Ich sehe das nicht. Wenn Volkswagen innerhalb von neun Monaten einen Crafter Bus baut, mit Elektroantrieb und 400 Kilometern Reichweite, undwir imTaxigewerbe nicht einmal dieMöglichkeit haben, das Ding ebenfalls zu kaufen, dann sage ich: Was sind wir hier für Freunde?Wir alle imTaxi- undMietwagengewerbe fragen bei den Autoherstellern nach umweltfreundlicheren Fahrzeugen für das Gewerbe, die in Doppelschicht 365 Tage nonstop im Einsatz sein können. Für uns gibt es sie nicht. HW: Blicken wir ein wenig in die Zukunft. Wird ein Service wie MOIA dazu beitragen, die Verkehrsprobleme in Hamburg zu ver- bessern? Henrich: Nach den Statistiken, die uns bekannt sind, wird mehr als jeder zweite Kilometer in Hamburg mit dem Auto zu­ rückgelegt. Sehr oft sitzt in demAuto nur eine einzelne Person. ILLUSTRATION: DANIELA KIRCHLECHNER MOIA-COO Robert Henrich

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