AUGUST/SEPTEMBER 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 20 ↓ KAI UTHER Von seinen Auszubildenden verlangt Kai Uther einiges: „Sie brauchen Selbstorganisation, Selbststeuerungsfähigkeit und Re- flexionsvermögen“, sagt der Ausbildungsleiter der Signal Iduna in Hamburg. Besonders schätzt er an seinem Job, dass er dabei ganz unterschiedliche Menschen kennenlernt – auch in seiner Tätigkeit als Prüfer der Versicherungs- und Finanzkaufleute. „Für den Prüfling ist das eine stressige Situation. Ich will den Druck nicht wegreden, doch eine Prüfung soll keine Schikane sein“, betont Uther. Schon seit vielen Jahren ist er wie auch einige an- dere in seinem Unternehmen dabei – und immer noch voller Elan. „Mir macht es Spaß, das sind erstklassige junge Leute.“ Und zu deren Tätigkeit in der Versicherungsbranche gehört es auch, mit einer immer besser informierten Kundschaft zurechtzukommen. „Der Markt ist transparenter geworden, die checken das Internet. Da braucht man schon ein gewisses Standing im Umgang.“ STEFAN RÖMBELL Bei den Prüfern ist Stefan Römbell der Mann für die besonderen Fälle. Der gelernte Steuerfach­ angestellte ist Vorsitzender eines Prüfungsaus- schusses für Bilanzbuchhalter, „ich kann aber auch problemlos kurzfristig einspringen“. Seit fünf Jahren ist er Prüfer. „Ich finde es spannend, und so bleibe ich im Thema. Ich mag es auch, wie Prüflinge unterschiedlich mit der Situation umgehen“, sagt Römbell, der für die Garbe Im- mobilien-Projekte GmbH arbeitet. Nach Bestehen seiner Prüfung wollte er erfahren, wie er bewer- tet wurde und wo er Punkte verloren hatte. „Ich habe Einsicht ins Prüfungsergebnis genommen und bin so mit der Handelskammer ins Gespräch gekommen.“ Er glaubt, dass er das Ehrenamt sehr lange machen wird. „Man gibt der Gesellschaft etwas zurück, nimmt nicht nur.“ Als Dozent des Bildungs-Services der Handelskammer (HKBiS) kennt er sogar Prüflinge aus dem Unterricht. „Die sehen dann ein vertrautes Gesicht in der Prüfung.“ ↑ SANDRA SOMMER In ihrem Metier muss man sich durchsetzen können, das hat Sandra Sommer schnell begriffen. „Mehr Frauen wären toll, sie haben eine andere Sichtweise auf die Aufträge“, sagt die Projektleiterin Sicher- heit in der Stabsstelle von Piepenbrock Dienstleistungen GmbH + Co. KG. Sommer ist für den ganzen Norden mit acht Niederlassun- gen zuständig, berät Führungskräfte. Sie hat sich ganz bewusst für die Aufgabe als ehrenamtliche Prüferin entschieden: „Ich möchte die Qualität meiner Branche mit sichern und den Nachwuchs fördern. In den müssen wir investieren.“ Und darum engagiert sich die Meisterin Schutz und Sicherheit auch bei den Wirtschaftsjunio- ren. Im Bildungsausschuss geht es häufig um Bewerbungstraining. Sommer will, dass die jungen Leute besser vorbereitet sind und keinen Realitätsschock erleiden. „Ich teile gerne Wissen. Mein Sohn hat schon oft gesagt, dass es toll wäre, wenn es in der Schule das ‚Lebensfach‘ geben würde.“ MAREN FLEISCHER Ihre Motivation, als Prüferin tätig zu sein, kann Maren Fleischer klar benennen: „Ich möchte etwas dazu beitragen, dass dem Fachkräf- temangel entgegengewirkt wird. Wir müssen ein Interesse daran haben, dass Nachwuchs ausreichend qualifiziert ist.“ Die Immo- bilienfachwirtin der HASPA HanseGrund GmbH prüft seit 2017. „Mein jüngster war 17, mein ältester knapp 50.“ Damit der Prüfling sein gesamtes Wissen präsentieren kann, sei Einfühlsamkeit be- sonders wichtig, so Fleischer. „Wenn wir ihm dann mitteilen, dass er bestanden hat, ist es wie ein Euphorie-Regen. Das schlägt auch auf uns Prüfer über.“ Bei ihrem ehrenamtlichen Engagement sieht sie denn auch eine soziale Komponente: „Gutes bekommen, Gutes zurückgeben.“ Dass die Tätigkeit zuweilen auch anstrengend ist, es auch Frust gibt, wenn es ein Prüfling leider nicht geschafft hat, gehört für sie dazu. An manchen Tagen nimmt sie acht Prüfungen ab. Volles Programm, doch ihr ist es das wert. „Ich bin zum Schluss kaputt, aber glücklich.“

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