HAMBURGER WIRTSCHAFT 10 / 16
EDITORIAL
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Die Energiewende macht Hamburgs Unternehmern mehr zu
schaffen, als bisher gedacht. Die Gründe dafür könnten in der
langwierigen Diskussion über die Novellierung des Erneuer-
bare-Energien-Gesetz (EEG) liegen, die zu großer Unsicherheit
geführt hat. Womöglich aber auch am schleppenden Netzaus-
bau, der dazu führt, dass Norddeutschland sein Potenzial nicht
voll zur Geltung bringen kann.
2012 hat die deutsche IHK-Organisation ein jährliches Ener-
giewende-Monitoring aufgelegt. Die wesentlichen Aussagen und
Einschätzungen basieren auf einer bundesweiten Befragung von
Unternehmen. Ergänzend befragt unsere Handelskammer ihr
komplettes Ehrenamt, wodurch sich ein recht repräsentatives
Bild der Lage vor Ort ergibt.
Die Gesamteinschätzung der befragten Unternehmen hat
sich leicht eingetrübt. Mit einem Wert von „plus 6,6“ auf einer
Skala von „minus 100“ bis „plus 100“ liegt Hamburg zwar noch
immer deutlich über dem Bundesdurchschnitt von „plus 0,8“,
aber unter dem Vorjahreswert von „plus 10,4“.
Die Steigerung der Energieeffizienz – das ist nach wie vor
die zentrale Maßnahme für Hamburger Betriebe. Drei von vier
Unternehmen sind in diesem Bereich aktiv oder planen Maß-
nahmen. Die kostenlose Einstiegsberatung unserer „HK-Ener-
gielotsen“ ist dabei mit mittlerweile über 1300 durchgeführten
Beratungen ein geschätztes Hilfsangebot.
Das Interesse an alternativen Antrieben ist bei uns deutlich
größer als im Bundesdurchschnitt. Mehr als die Hälfte der Be-
triebe plant die Anschaffung von Elektrofahrzeugen oder hat
dies bereits getan. Auch hier sind wir aktiv: Mit der im Herbst
2013 gestarteten Beschaffungsinitiative, die unseren Mitglie-
dern günstige Konditionen ohne Subventionen bietet.
Der Netzausbau ist aus Sicht der Unternehmen die wich-
tigste Aufgabe der Politik. Es folgen, wie bundesweit, die Be-
schleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und
die bessere Abstimmung von politischen Maßnahmen.
Insgesamt ist das also eine vergleichsweise akzeptable Ein-
schätzung der Energiewende durch die Hamburger Unterneh-
men, die aber nur knapp im positiven Bereich liegt. Der Wind
weht, aber er wird rauer – und ihn effizient zu nutzen, erfordert
eben geschicktes Navigieren.
Präses Fritz Horst Melsheimer
„Hart am Wind“ erfordert
geschicktes Navigieren
Die HW gibt es auch als App für Tablet-PCs
und Smartphones. Die Onlineausgabe finden
Sie unte
r www.hamburger-wirtschaft.de ,das Internetangebot der Handelskammer
unter
www.hk24.de„Der Netzausbau ist aus
Sicht der Unternehmen
die wichtigste Aufgabe der
Politik“
FRITZ HORST MELSHEIMER
Präses der Handelskammer Hamburg
FOTO: CHRISTIAN STELLING