SCHÖNER ARBEITEN
HAMBURGER WIRTSCHAFT 10 / 16
IM FOKUS
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FOTOS: ULRICH PERREY (2), COMMENTZ & CO., VON EICKEN
Katja Kasten
redaktion@hamburger-wirtschaft.deTelefon 36138-305
bilien haben“, erzählt Christian Carsten-
sen von der Stadtentwicklungsbehörde.
Als die Tabakfabrik Johann Wilhelm
von Eicken ihre Produktionsstätte 1983
von der Hoheluftchaussee nach Lübeck
verlagerte, waren es in der Tat Firmen aus
der Medien- und Filmbranche, die in das
denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr
1902 zogen. Heute finden sich dort Ver-
lage, Werbeagenturen, Steuerberater und
Rechtsanwälte. „Besonders auffällig ist das
Fabrikgebäude mit seinem Wasserturm,
seinem reichen Bauschmuck und den un-
terschiedlich gestalteten Fenstern“, schrei-
ben Eckhard Freiwald und Gabriele Frei-
wald-Korth dazu im Buch „Hamburgs alte
Fabriken. Einst und jetzt“.
Matthias Henckell ist Immobilien-
makler bei Grossmann & Berger. Er hat in
seiner Karriere schon viele frühere Fabri-
ken vermittelt. „Fabriketagen eignen sich
besonders für Firmen, die auf eine kon
ventionelle Büroaufteilung, das heißt Ein-
zelverzimmerung, verzichten können. Das
sind oft Agenturen aus der Kreativbran-
che“, sagt Henckell und ergänzt: „Es zeugt
von einem gewissen Stil, in ehemaligen
Fabriken zu arbeiten und Kunden zu emp-
fangen. Der Industriecharme unterstreicht
die Individualität des Unternehmens.“
Es ist auch genau dieses ungewöhn
liche Ambiente, das die Gäste seit 2000 ins
Hotel Gastwerk zieht. Schließlich befindet
es sich in der Kohlehalle eines alten Gas-
werks. 1994 erwarben Investoren das Areal
des zwischen 1892 und 1895 erbauten Gas-
werks und verwandelten es in einen weit-
läufigen Gewerbehof. Den Otto von Bah-
renpark, wie das Gebiet heute heißt, kenn-
zeichnet eine Mischung aus Grünflächen
sowie Neu- und Altbauten. Letztere stehen
seit 1996 unter Denkmalschutz.
„Der Denkmalschutz in Hamburg ist
von großer Bedeutung. Daher wird eine
denkmalgerechte Weiternutzung von Fa
brikgebäuden begrüßt, bevor sie abgeris-
sen werden“, so Carstensen. „Das trifft ins-
besondere zu auf ehemals von Industrie
und Gewerbe geprägte Stadtteile wie Ot-
tensen, Bahrenfeld, Barmbek und das Um-
feld des Hafens. Hier sollte die Umnutzung
das industriekulturelle Erbe unterstützen.“
Und so wundert es nicht, dass es der
Uhrenturm der ehemaligen Speiseöl- und
Kokosbutterfabrik Heermann & Co. ist, der
als eines der Wahrzeichen Billbrooks gilt.
32 Jahre lang produzierte die Firma dort.
Nach der Schließung 1922 übernahm der
Terpentinhersteller Commentz & Co. die
Fabrik am Billbrookdeich 122. Das Unter-
nehmen, das es noch immer gibt, gehört
seit 1975 der Familie Beckmann und ist
auf die Abfüllung von natürlichen Löse-
mitteln spezialisiert.
Eckhard Freiwald und Gabriele Frei-
wald-Korth schreiben in ihrem Buch, das
nördlich und südlich der Bille viele Fabri-
ken verschwunden sind oder sich im Ver-
fall befinden. Für die Stadt ist diese denk-
malgeschützte Fabrik am Billbrookdeich
somit ein wichtiges Industriedenkmal.
Absolut nicht zu übersehen ist der Firmensitz von
Commentz & Co. – dem markanten Uhrenturm sei
Dank. 1922 hat das Unternehmen das Gelände am
Billbrookdeich bezogen
„Factory“ heißt dieses burgähnliche Gebäude,
in dem sich viele Firmen aus der Kreativwirt-
schaft niedergelassen haben. Bis 1983 befand
sich darin die Tabakfabrik von Eicken