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HAMBURGER WIRTSCHAFT 03 / 16 

KARRIERE

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Ab ins Ausland

Dass es Studenten für eine Weile in die weite Welt zieht, ist fast schon normal.

Wenig bekannt ist, dass auch Azubis Auslandspraktika absolvieren können.

Janine Thoms

janine.thoms@hk24.de

Telefon 36138-587

Internet

Unter

www.na-bibb.de

,

www.erasmusplus.de

und

www.hamburg.arbeitundleben.de

finden

Sie weitere Informationen zu Auslandspraktika

während der Ausbildung.

terentwickelt, das sie ihren Aufenthalt ei­

genverantwortlich organisierte.

Nur gut acht Prozent der Hamburger

Auszubildenden im zweiten Ausbildungs­

jahr haben in den letzten Jahren Auslands­

praktika absolviert. Viel zu wenige, heißt

es bei der Nationalen Agentur Bildung für

Europa beim Bundesinstitut für Berufsbil­

dung. Dort hat man sich vorgenommen,

mindestens zehn Prozent der Azubis im

zweiten Lehrjahr aus jedemBundesland ins

Ausland zu senden.

Über das EU-Förderprogramm Eras­

mus+ können aber nicht nur Auszubildende,

sondern auch Bildungspersonal, insbeson­

dere Ausbilder, Unterstützung beantragen.

Die EU stellt festgelegte Fördersätze pro Tag

und Land für Unterkunft, Verpflegung und

Fahrtkosten zur Verfügung. Gereist werden

darf in alle 28 EU-Länder, nach Island, Nor­

wegen, Liechtenstein, Mazedonien und in

die Türkei.

M

orgens, halb sieben, in London:

Es ist Zeit fürs Frühstück. Toast,

Spiegeleier mit Speck, Bohnen,

gebratene Würstchen und Porridge stehen

auf demTisch. Die Auszubildende Vanessa

Müller hat sich an diese kulinarischen He­

rausforderungenmittlerweile gewöhnt. Sie

macht in der britischen Hauptstadt seit gut

zwei Wochen ein Praktikum bei einem klei­

nen Tourismusunternehmen.

Das Praktikum ist Teil ihrer dreijäh­

rigen Ausbildung. Für den Auslandsaufent­

halt hat sie ihr Hamburger Betrieb freige­

stellt. Die Reise hat sie selbst organisiert.

Flüge buchen, ein Unternehmen finden,

Englisch pauken: Unterstützung hatte sie

dabei aber gleich von mehreren Seiten.

Aus ihrer Berufsschulklasse sind Mit­

schüler ebenfalls in London. Im Englisch­

unterricht und bei Seminaren trainierten

sie gemeinsam ihre Sprachkenntnisse und

interkulturellen Kompetenzen. Den Kontakt

zur Gastfamilie vermittelte Arbeit und Leben

Hamburg. Und für die Reise und tägliche

Ausgaben bekommt sie Unterstützung aus

EU-Mitteln. Damit sich der Einsatz auch für

ihren Arbeitgeber lohnt, wurden Lernver­

einbarungen getroffen, die nach dem Prak­

tikum ausgewertet werden.

Das Team im Praktikumsbetrieb hat

Vanessa an ihrem ersten Tag herzlich emp­

fangen. Auf sprachliche Hürden wird Rück­

sicht genommen. Alle sprechen langsam

und wiederholen, wenn nötig, einzelne

Aussagen. Da sie hauptsächlich im Assis-

tenzbereich eingesetzt ist, hat Vanessa auch

Gelegenheit, den Schriftverkehr zu führen.

Zusätzlich darf sie in alle Abteilungen hi­

neinschnuppern. Am spannendsten sind

aber die Stadtrundfahrten, die das Unter­

nehmen für Touristen organisiert.

Gestern hat sie angefangen, die Berge

von Rechnungen zu sortieren. Verwaltung

wurde im Praktikumsbetrieb bisher eben

nicht sehr ernst genommen. Als sie die Ein­

führung eines Ablagesystems vorschlug,

waren alle begeistert.

Für Vanessa ist die Zeit in London eine

gute Möglichkeit, das in der Ausbildung

Gelernte anzuwenden. Und Azubis, die die

im Berufsbildungsgesetz beschriebenen

Möglichkeiten für Praktika imAusland nut­

zenmöchten, gibt es viele. Doch zu wenige

bekommen wirklich die Chance dazu.

Dabei hat Vanessa schon in kurzer Zeit

Fortschritte gemacht. Nicht

nur ihre Sprachkenntnisse

haben sich verbessert. Sie

weiß nun auch, wie die Bri­

ten leben und arbeiten und

kann das in ihre weitere

Ausbildung einfließen

lassen. Nicht zuletzt hat

sie sich persönlich wei-

Mindestens zehn Prozent aller

Azubis sollen ins Ausland