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MOBILITÄT

Halbleiter. Kombiniert man die Sensor-

Informationen vieler Fahrzeuge, ergibt

sich ein Bild der aktuellen Verkehrslage.“

So ein Lagebild sei die Grundlage, um

beispielsweise Ampelschaltungen flexibel

anzupassen und Verkehrsteilnehmern in-

dividuelle Routenempfehlungen oder Ge-

fahrenwarnungen ins Cockpit zu senden,

erzählt Reger. Ein weiterer Vorteil von ITS

sind die geringen Kosten. Ein Kommuni-

kationsmodul, über das Auto und Ampel

sicher kommunizieren können, koste we-

niger als eine Tankfüllung.

Die Chancen, die sich durch die digi-

tale Verkehrssteuerung ergeben, möchte

die Stadt Hamburg in den kommenden

Jahren konsequent nutzen. Im Koalitions­

vertrag des rot-grünen Senats wurde ver-

einbart, entsprechende Systeme verstärkt

einzusetzen. So sieht ein Pilotprojekt mit

Cisco International Ltd. vor, die intelli-

gente Steuerung von Ampelanlagen aus-

zuweiten und die Verkehrsströme besser

zu erfassen und zu steuern.

Außerdem hat sich die Stadt um die

Austragung des ITS World Congress 2021

beworben. Auf dem weltweit größten

Kongress zum Thema intelligente Trans-

portsysteme und -dienste tauschen sich

jedes Jahr rund 10000 Teilnehmer über

die Entwicklungen in diesem Gebiet aus.

Die Entscheidung, wer 2021 Gastgeber

wird, fällt im Sommer 2017.

Zu den Modellprojekten, mit denen

die Hansestadt im Wettbewerb um die

Austragung dieses Kongresses punkten

möchte, gehört auch „smartPORT logis-

tics“. Ziel dieses 2014 von der Hamburg

Port Authority, SAP, Dakosy und T-Sys-

tems gestarteten Projekts ist der Aufbau

eines intermodalen Port Traffic Centers,

über das sich der Schiffs-, Bahn- und

Straßenverkehr imHafen steuern und die

Nutzung der Infrastruktur überwachen

lässt. So können Lkw-Fahrer beispiels-

weise über eine App freie Parkplätze fin-

den und reservieren.

ILLUSTRATION: ANJA STIEHLER /JUTTA FRICKE ILLUSTRATORS

HAMBURGER WIRTSCHAFT 04 / 16 

IM FOKUS

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LARS REGER

Chief Technical Officer von

NXP Semiconductors

„Allein NXP

liefert für ein

Mittelklasse-

fahrzeug weit

über hundert

Halbleiter“

tet, verknüpft, aufbereitet und den Nut-

zern bereitgestellt werden. Nur so kön-

nen Verkehrsteilnehmer künftig alle für

sie relevanten Informationen am richti-

gen Ort und zur richtigen Zeit erhalten.

Der Handlungsbedarf ist groß: Dem

Kraftfahrt-Bundesamt zufolge ist die Zahl

der in Hamburg zugelassenen Fahrzeuge

zwischen 2010 und 2014 um über 32000

gestiegen. Da sich das Straßennetz in der

Stadt aber nur in begrenztem Maße aus-

bauen lässt, gilt es, die Leistungsfähig-

keit der vorhandenen Infrastruktur zu

steigern.

Mit der Vernetzung von Fahrzeugen

untereinander sowie mit der Infrastruk-

tur – zum Beispiel Ampeln, dynamischen

Verkehrszeichen oder richtungsflexibel

steuerbaren Fahrspuren – durch ITS lässt

sich das Verkehrsmanagement auf eine

völlig neue Stufe heben. Nach einer Stu-

die des ADAC aus 2008 kann die Kapazi-

tät des Straßennetzes ohne zusätzliche

Baumaßnahmen allein durch den Ein-

satz intelligenter, verkehrsabhängig ge-

steuerter Ampeln um bis zu 30 Prozent

gesteigert werden.

Die Technik dafür kommt übrigens

in vielen Fällen bereits aus Hamburg:

Mit NXP Semiconductors ist der weltweit

führende Hersteller von Computerchips

für die Fahrzeugvernetzung hier ansässig.

Die Hansestadt kann bei ihrem Vorhaben,

führend beim Einsatz von ITS zu werden,

also auf lokales Know-how setzen.

„In einem modernen Fahrzeug sind

heute zahlreiche Sensoren und Kommu-

nikationsmodule verbaut, mit denen sich

beispielsweise Position und Geschwin-

digkeit des Fahrzeugs erfassen lassen“,

sagt Lars Reger, Automotive-Technologie-

Chef bei NXP Semiconductors. „Allein

NXP liefert für ein durchschnittliches

Mittelklassefahrzeug weit über hundert

Christoph Färber

christoph.faerber@hk24.de

Telefon 36138-358

Die Kapazität des Straßennetzes

lässt sich um 30 Prozent steigern

Bewerbung um Austragung des

ITS World Congress 2021