IMMOBILIENSTANDORT HAMBURG
ILLUSTRATION: CARINA CRENSHAW
Vor gut einem Jahr wurde das Kontorhausviertel
zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Es ist also an
der Zeit, zu schauen, was sich im Quartier tut.
Neue Mieter in den
alten Kontorhäusern
D
as imposante Chilehaus mit seiner expressionistischen
Klinkerfassade ist sicher das bekannteste Hamburger Kon
torhaus. Mit der markanten Spitze und den eingerückten
Staffelgeschossen soll das Gebäude, das zwischen 1922 und 1924
nach Plänen des Architekten Fritz Höger errichtet wurde, einem
Schiffsrumpf ähneln.
Die Schiffe aus aller Herren Länder – sie haben Hamburgs Kauf
leuten den Wohlstand gebracht. Das Kontorhausviertel und die
angrenzende Speicherstadt gelten daher als Symbole für den auf
strebenden Handel im 19. und 20. Jahrhundert. Im Juli 2015 hat
die UNESCO beide Quartiere zumWeltkulturerbe erklärt.
Ursprünglich gehörten neben dem Chilehaus der Meßberghof,
Mohlenhof, Sprinkenhof und Buchardhof zum ersten Bürohaus
viertel Europas. Doch trotz der zentralen Lage im südöstlichen Be
reich der Altstadt stand das Kontorhausviertel lange im Schatten
der stark frequentierten Shoppingmeilen Mönckebergstraße und
Spitaler Straße sowie der Passagen am Jungfernstieg. Erst mit
dem Bau der HafenCity rückte es wieder in den Fokus.
Bereits 2006 wies die Handelskammer mit ihrem Papier
„Ein Quartier wird zum Scharnier“ auf die Wichtigkeit des
Viertels als Verbindung zur HafenCity hin. Zudem legte
die Kammer damals einen Maßnahmenkatalog vor. Darin
ging es unter anderem um die Erhöhung der Wohnbevöl
kerung, attraktive Verbindungswege zum neuen Stadtteil,
die Aufwertung des Bürostandorts und die Etablierung
von besonderen Einzelhandelsangeboten. Einiges
davon wurde in den letzten Jahren umgesetzt. So
hat man beispielsweise viele der alten Handels
kontore modernisiert und dadurch zeitgemäße
Büroflächen geschaffen.
„Das Großstadtgesicht Hamburgs verbin
det man mit dem Kontorhausviertel wie mit
kaum einem anderen Quartier“, sagt Ober
baudirektor Prof. Jörn Walter. Doch lei-
der entsprächen die zugeparkten öf
fentlichen Räume und die zum
Teil unternutzten Erdgeschoss
zonen noch nicht dem Kultur
erbestatus von weltweitem Ni
veau. „Eine Neuordnung des
Parkens und des fließenden Ver
kehrs könnte hier ebenso wie eine
HAMBURGER WIRTSCHAFT 06 / 16
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