HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16
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Ein anderer Blickwinkel
Lasst uns Tacheles reden
Gleich zu Beginn muss ich etwas gestehen: Ich bin kein Hambur
ger. Ich bin zugezogen – genau wie „Uwe Uns“. Hinter dem Pseu
donym versteckt sich der Autor dieses Buchs. Was ihn besonders
irritiert? Hamburger halten „ihre“ Stadt für die schönste der Welt.
Doch „Uwe Uns“ fällt vieles ein, was dagegen spricht. Dass Ham
burg mit nur neun gesetzlichen Feiertage vier weniger hat als
Bayern zum Beispiel. Und dass sich beim kleinsten Sonnenstrahl
die Hälfte der Einwohner am Elbstrand versammelt (während die
andere Hälfte auf dem Weg dorthin im Stau festhängt). Auch dass
Hamburger Lakritz lieben, ist ihm suspekt. Und dann sind da noch die vielen Junggesellen
abschiedstrupps ... „Uwe Uns“ löst das Versprechen, dass er auf dem Cover in der Unterzeile
gibt, definitiv ein: Er zeichnet ein absolut unverblümtes Bild der Stadt und bringt den Leser
damit immer wieder zum Schmunzeln.
Uwe Uns: „111 Gründe, Hamburg zu hassen. Die Stadt so, wie sie wirklich ist“; Schwarzkopf &
Schwarzkopf Verlag; Berlin 2016; 272 Seiten; 9,99 Euro
Stadtführer
Ein Rundgang
Für Dirk Meyhöfer und
Franziska Gevert ist
Hamburg Norddeutsch-
lands „edle Schöne“.
In ihrer lesenswerten
Einleitung stellen sie
den niederländischen Offizier Johan van
Valckenburgh vor, dem Hamburg seine
Befestigungsanlagen zu verdanken hatte.
Zudem gehen sie auf den ersten Direktor
der Kunsthalle, Alfred Lichtwark, ein, der
1905 die Besonderheiten des alt-hambur-
gischen Stadthauses beschrieben hat. Den
Hauptteil des handlichen Bandes bildet ein
Rundgang. Er beginnt in der Innenstadt,
wo die Autoren die Mönckebergstraße,
das Kontorhausviertel, die Speicherstadt
und die HafenCity detailliert beschreiben.
Fortgesetzt wird er in der City Nord, in
Barmbek, Altona, Harburg und Bergedorf.
Dabei werden auch neue Gebäude wie die
Tanzenden Türme und der Energiebunker
in Wilhelmsburg vorgestellt.
Dirk Meyhöfer und Franziska Gevert:
„Hamburg. Architektur und Kunst“; Reclam;
Stuttgart 2015; 248 Seiten; 11,80 Euro
Schifffahrt
Schwan des
Südatlantiks
55 Jahre sind für
Frachtschiffe ein bib
lisches Alter. Denn
aufgrund von Verän-
derungen bei Ladung und Technik werden
die meisten spätestens nach 30 Jahren
verschrottet. Diesem Schicksal konnte die
Cap San Diego gerade noch entkommen.
Sie gelangte 1986 über Umwege wieder
nach Hamburg und wurde umgestaltet zu
einem bis heute fahrtüchtigen Museums-
schiff. Matthias Gretzschel befasst sich in
diesem Buch, in dem zahlreiche Bilder des
Fotografen Michael Zapf zu finden sind, mit
der Geschichte des „Schwans des Südatlan-
tik“. Gebaut für die Oetker-Reederei Ham-
burg Süd – nach Plänen des Architekten
Cäsar Pinnau – und 1961 in Dienst gestellt,
war der 159 Meter lange Stückgutfrachter in
seiner aktiven Zeit auf 120 Reisen zwischen
Europa und Südamerika unterwegs.
Matthias Gretzschel und Michael Zapf:
„Cap San Diego. Heimathafen Hamburg“;
Koehlers Verlagsgesellschaft; Hamburg
2016; 176 Seiten; 29,95 Euro
Bildband
Spuren im Sand
Es sind interessante und vor
allem unerwartete Muster, fast
Kunstwerke, die das Wasser
bei Ebbe auf dem sandigen
Grund der Elbe hinterlässt.
Mal wirkt der Boden aalglatt
und extrem hart, mal ist er von
tiefen Furchen durchzogen,
die an Narben erinnern. Und
manchmal hat man beim Be-
trachten der Schwarz-Weiß-
Fotos von Hans Meyer-Veden
den Eindruck, als hätten Tau-
sende Vögel ihre Spuren im
Sand hinterlassen. Seit den
1950er-Jahren arbeitet Meyer-
Veden als Fotograf. Mit diesem
Bildband ermöglicht er einen
etwas anderen Blick auf die
Elbe und ihr Ufer zwischen der
Speicherstadt, dem Alten Land
und Övelgönne. Wer in diesem
Band aber auf Aufnahmen
vieler sehr großer Schiffe hofft,
der wird definitiv enttäuscht.
Denn Meyer-Veden zeigt statt-
dessen vor allem das, was es
am Wasser zu sehen gibt. Und
das sind zum Beispiel wunder
schöne Alt- und Klinkerbauten.
Doch auch ein verschneiter
Biergarten und ein Kanu, das
im Herbstlaub fast unsichtbar
ist, sind abgebildet.
Hans Meyer-Veden: „an der
Elbe“; Junius Verlag; Hamburg
2016; 192 Seiten; 39,90 Euro