SCHÖNER ARBEITEN
HAMBURGER WIRTSCHAFT 10 / 16
IM FOKUS
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IM FOKUS DER NÄCHSTEN AUSGABE: DIENSTLEISTUNGSMETROPOLE
FOTOS: ULRICH PERREY
Ann-Katrin Raudszus
annkatrin.raudszus@hk24.deTelefon 36138-563
Vor seiner Tätigkeit bei RAS war Sei-
fert übrigens Privatchauffeur und Door-
man des Hotel Atlantic. Was sich für ihn
mit dem Wechsel vom Hotel ins Kontor-
haus geändert hat? Außergewöhnliche An-
fragen bekommt er jetzt seltener. „Ein
Kunde wollte mal im Februar 100 Quadrat-
meter Rollrasen und 180 eingetopfte Thu-
jen“, erzählt Seifert, der bei solchen Aufträ-
gen auf sein Netzwerk zurückgreift. Denn
die Fähigkeit, Probleme schnell und krea-
tiv zu lösen, ist für seinen Job unabding-
bar. „Das Wichtigste ist aber, dem Kunden
gegenüber ein gewisses Fingerspitzenge-
fühl zu entwickeln“, sagt Seifert.
Die Bedürfnisse der Mieter im Blick
haben – das ist auch für Thomas Schuh
von der Immobilienverwaltungsgesell-
schaft der
ver.dimbH enorm wichtig. Als
Vermieter des Brahms Kontors stand er
2008 vor der Aufgabe, das Haus nach einer
umfangreichen Sanierung wieder mit Le-
ben zu füllen. Der Leerstand und die Kon-
kurrenz durch die Bürogebäude in der Ha-
fenCity erforderte neue Ideen.
„Wir haben uns gefragt, an was ein
Unternehmer heute denken muss, wenn
er beispielsweise auf den Fachkräfteman-
gel reagieren will“, sagt Schuh. Mit der
agentur für gute Kommunikation und Ha-
vas PR entwickelte der Diplom-Ingenieur
ein Konzept, um die Mieter langfristig zu
binden. Denn: „Unterm Strich ist die hohe
Mieterfluktuation wirtschaftlich schlecht
für alle Beteiligten“, so Schuh. Teil dieses
Konzepts sind unter anderem Newsletter
und Mieterevents. Und 2013 wurde mit
dem Concierge eben eine zentrale Anlauf-
stelle für alle geschaffen. „In amerikani-
schen Hochhäusern und Bürogebäuden ist
es selbstverständlich, dass es einen Con
cierge gibt“, sagt Schuh.
Vom Auktionshaus Ketterer über die
Anwaltskanzlei Eisenführ, Speiser & Part-
ner bis hin zum erst Mitte September er
öffneten Showroom des Sofadesigners
Sitzfeldt: Die Mieterstruktur
ist bunt. „Durch die Wahl der
Mieter haben sich schon ei-
nige Synergien und Zusam-
menarbeiten entwickelt“, be-
tont Schuh.
Größter Mieter ist Sta-
tista. Im August 2010 hat der
Betreiber eines Onlinestatis-
tikportals die fünfte Etage be-
zogen. Mittlerweile verteilen
sich die rund 300 Mitarbeiter
über fünf Stockwerke. „Schon
während der Renovierung des
Brahms Kontors bestand von
unserer Seite der Wunsch,
dort ansässig zu sein“, sagt
Dr. Friedrich Schwandt, Mit-
gründer von Statista. Was er
am Brahms Kontor besonders
schätzt? Die zentrale Lage.
Und: „Wir empfinden die
Möglichkeit der Nutzung der
Konferenzetage als vorteilhaft.“
Gäste bringt Michael Seifert höchst-
persönlich in den richtigen Konferenz-
raum. „Wir sind ein Team aus vier Mitar
beitern“, erzählt der Concierge. Seit drei-
einhalb Jahren arbeitet Seifert nun schon
im Brahms Kontor und ist immer wieder
angetan von dem Gebäude, das seit 2003
unter Denkmalschutz steht. „Bei anderen
Immobilien findet man den Stil häufig
auch in einer anderen Stadt wieder“, sagt
er. „Doch das Brahms Kontor gibt es kein
zweites Mal.“
Michael Seifert ist seit 2013 Concierge im Brahms Kontor. Bei
dessen Sanierung von 2005 bis 2008 wurden viele Elemente
aus den 1920er- und 1930er-Jahren wiederhergestellt