HAMBURGER WIRTSCHAFT 03 / 16
STANDORT
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uf dem Bahnsteig der Haltestelle
Überseequartier kommen die Fahr-
gäste aus dem Staunen nicht heraus.
Der drei Jahre alte Bahnhof ist eine Attraktion
für sich. Doch am Ausgang angekommen, ist
von seinemGlanz nichts mehr zu spüren. Seit
der Investor für das Areal 2010 abgesprungen
ist, dominieren hier riesige Baugruben.
Mit Unibail-Rodamco hat die Stadt Ende
2014 einen neuen Bauherrn und Betreiber
gefunden. „Vor allem in den Erdgeschossen in
der gesamten HafenCity werden Nutzungen
entstehen, die ein breites Publikumanziehen“,
sagt Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzen-
der der Geschäftsführung der HafenCity
Hamburg GmbH, mit Blick auf die Entwürfe.
Neben Einzelhandel und Gastronomie
sind in den übrigen Geschossen vor allem
Unterhaltungsangebote, Hotels, Büros und
Innenstadt auf
Wachstumskurs?
Die Planungen für das südliche Überseequartier laufen auf Hochtouren.
Schon 2021 soll das Gebiet fertig sein. Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen.
Wohnungen geplant. Insgesamt entstehen so
im Zentrum der Hansestadt rund 260000
neue Quadratmeter auf einem Grundstück,
das so groß ist wie zwölf Fußballfelder.
Knapp 68000 Quadratmeter sind für den
Einzelhandel gedacht. Damit ist nun jedoch
deutlich mehr Handel in diesem Areal vorge-
sehen als das in den ursprünglichen Planun-
gen der Fall war. Die Verkaufsfläche der In-
nenstadt würde sich mit einemMal um rund
20 Prozent vergrößern.
Gut finden das nicht alle. Heinrich Grü-
ter, Geschäftsführer des Trägerverbunds Pro-
jekt Innenstadt, zum Beispiel fürchtet die
zunehmende Konkurrenz zwischen Hafen-
City und Innenstadt. „Mit dem südlichen
Überseequartier entsteht auf einen Schlag
mehr Einzelhandel als im Alstertal-Einkaufs-
zentrum“, betont Grüter, der sich zudem
sicher ist: „Die Umsätze des Überseequartiers
werden zulasten des Einzelhandels in der
Innenstadt gehen.“
Mit seinen Plänen zielt der Investor auf
die Einwohner der Metropolregion und auf
Touristen. Mit rund zwölf Millionen Über-
nachtungen 2014 haben sich diese Zahlen in
den letzten zehn Jahren bereits verdoppelt.
Experten gehen für die kommenden Jahre
ebenfalls von einemWachstum aus. Dazu soll
auch der geplante Kreuzfahrtterminal im
Überseequartier beitragen.
„Wir sind daran interessiert, dass Ham-
burg international eine stärkere Aufmerk-
samkeit erhält“, sagt Ulrich Wölfer, Chefent-
wickler bei Unibail-Rodamco. Vom Touris-
mus, so die Hoffnung, profitiert der Einzel-
handel. Denn gerade in Zeiten, in denen die
Umsätze in den Geschäften stagnieren und
FOTOS: HAFENCITY HAMBURG GMBH /BURKHARD KUHN, UNIBAIL-RODAMCO /MOKA-STUDIO
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Wichtiges für die Stadt und die Metropolregion
Großbaustelle zwischen
Überseeallee und Elbe:
Bereits in fünf Jahren soll
von den Baugruben hier
nichts mehr zu sehen sein