Heiner Schote, Leiter der Abteilung Handel der Handelskam-
mer, teilt diese Meinung: „Die individuellen Geschäfte sind das
Salz in der Suppe. Sie machen die Qualität eines Quartiers aus.
Die Menschen schätzen den Smalltalk, die Beratung und sind bereit,
dafür etwas mehr Geld auszugeben.“ Am Eppendorfer Weg komme
hinzu, dass sich Einzelhandel mit Gastronomie mische. „Das sorgt
für ein besonderes Flair und zieht Kunden aus anderen Stadtteilen
ins Viertel“, so Schote. Diese Qualitäten hätten aber nur die Innen-
stadt und Quartiere mit überdurchschnittlicher Kaufkraft.
Optiker Glassgo ist so eine Anlaufstelle für Hamburger aus
allen Teilen der Stadt. Aber nicht nur das: Die drei Geschäftsführer
Christian Eydam, Wolfgang Kampf und Dietmar Kleis haben mit
ihren hanseatischen Brillenmodellen schon 17 Länder erobert.
Sämtliche Modelle der Marke Hamburg Eyewear tragen nordische
Namen wie Uwe, Merle und Klaas. Auch die neue Buurmeester-
Kollektion, eine Hommage an die Bürgermeister der Hansestadt,
begeistert modebewusste Kunden, die Brillen ohne Label amBügel
aus Acetat und Titan wollen. Dass es die Modelle nur in inhaberge-
führten Optikergeschäften gibt, ist eine bewusste Entscheidung.
„Wir arbeiten nicht mit Ketten zusammen“, sagt Kleis, der die Mar-
ke vor zehn Jahren im Stadtteil aufbaute und dort bleiben will.
Doch so gut wie heute war es nicht immer um den Einzelhan-
del bestellt: Als 1951 Karstadt eine Filiale in Eppendorf eröffnete,
mussten viele kleine Geschäfte aufgeben. Die Firma Büning, ein
Wohngestalter, gehörte zu denen, die sich trotzdem durchsetzten.
Seit 1933 gibt es das Geschäft am Eppendorfer Weg 254. Gründer
Ludwig Büning verkaufte anfangs nur Verdunklungsrollos. Er zog
damit von Tür zu Tür. Von den Einnahmen eröffnete er den Laden.
Seine Tochter MarliesWestphäling hat das Sortiment mit ihremMann
Walter im Laufe der Jahre um Tapeten, Sonnenschutz und Deko-
stoffe erweitert. Seit 1999 arbeitet auch Sohn Mathias mit.
Was Büning besonders macht? „Das Persönliche und dass
nichts von der Stange kommt“, glaubt Mathias Westphäling. Fragt
ein Kunde zumBeispiel nach Vorhängen oder Tapeten, machen die
Westphälings und Mitarbeiterin Ursel Eschmann nach dem Bera-
tungsgespräch oft Hausbesuche. Schließlich müssen die Maße
immer stimmen. „Wenn wir uns selbst ein Bild machen, ist das von
Vorteil“, sagt Marlies Westphäling. Und das wirkt: „Viele Kunden
kommen seit Jahrzehnten zu uns“, erzählt sie. „Und später richten
wir die Wohnungen ihrer Kinder ein.“
Bei Büning arbeitet man mit festen Handwerkern zusammen,
die die nötigen Arbeiten ausführen. Sicher müssen sich die Kunden
diesen Service leisten können. „Wir sind zwar fast in Eppendorf,
haben aber günstige Preise. Das spricht sich herum“, betont der
Juniorchef. Seine Kunden kommen übrigens aus dem Großraum
Hamburg, von der Insel Sylt oder aus Timmendorfer Strand.
Die Kaffeerösterei Burg gehörte ebenfalls zu denen, die gegen
die Konkurrenz von Karstadt bestehen konnten. Heute profitiert
Holger Sturm von der großen Nachfrage nach Kaffee aus kleinen
Röstereien. Michael Moser röstet bei Burg bereits seit 15 Jahren
HAMBURGER WIRTSCHAFT 03 / 16
TITEL
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DIETMAR KLEIS
Geschäftsführer des Optikers Glassgo
„Wir arbeiten nicht
mit Ketten zusammen“
Christian Eydam (oberes Bild, li.) und Wolfgang Kampf
vertreiben ihre hanseatischen Brillenmodelle der Marke
Hamburg Eyewear mittlerweile in 17 Ländern
Einige kleine Geschäfte konnten sich trotz
großer Konkurrenz von Karstadt durchsetzen