FINANZPLATZ HAMBURG
ILLUSTRATION: FREDERIK JURK /SEPIA
Mit gutem
Beispiel voran
Die Digitalisierung verändert nicht nur den Umgang
mit Kunden. Auch die Anforderungen an die Mitarbeiter
in der Finanzbranche haben sich gewandelt.
E
in gutes Ross zieht langsam an: In
kaum einer Branche dürfte dieser
Spruch weniger passen als in der
Finanzwirtschaft. Denn neue technische
Möglichkeiten sowie das veränderte Me-
dien- und Techniknutzungsverhalten ge-
rade junger Kunden fordern von Banken
und Versicherungen sowie deren Mitar-
beitern schnell innovative Lösungen.
„Wir leben in Zeiten hoher Verände-
rungsgeschwindigkeit“, sagt Marcus Vitt,
Vorsitzender des Bankenverbands Ham-
burg. „Der Mensch bleibt zwar auch in
Zukunft die zentrale Instanz für die Kun-
denbetreuung. Kein Robo-Advisor schafft
es derart, von einem Kunden die relevan-
ten Informationen zu erfragen und Lö
sungen anzubieten wie ein guter Berater.“
Aber es sei dennoch unverzichtbar, den
Kunden über den persönlichen Kontakt
hinaus innovative Angebote für Trans
aktion und Kommunikation zu machen,
betont Vitt.
So entsteht im Bankhaus Donner &
Reuschel derzeit beispielsweise ein „digi-
taler Raum“. Dieser soll es den Kunden
ermöglichen, mithilfe von Virtual Reality
Immobilien zu besichtigen. Durch Videos
von Hauptversammlungen oder Produk
tionsanlagen können sie sich auch ein
Bild von Aktiengesellschaften machen
oder aber komfortabel Beratungsgesprä-
che mit externen Spezialisten führen. Und
haben die Berater einen Kunden erst ein-
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IM FOKUS
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mal persönlich kennengelernt, kann er
jederzeit per Videochat mit seiner Bank
kommunizieren.
Um neue Lösungen zu entwickeln,
nehmen Donner & Reuschel ebenso wie
andere Hamburger Banken an einer Zu-
kunftswerkstatt teil. Neben der Ideenfin-
dung steht dabei die Förderung von Mit
arbeitern und Führungskräften auf der
Agenda. „Den digitalen Wandel können
Sie nur erfolgreich bewältigen, wenn das
Management dies immer wieder thema
tisiert und vorlebt“, sagt Vitt. „Sie müssen
die Kollegen mitnehmen auf die digitale
Reise, Veränderungsbereitschaft wecken
und agil werden.“
Das könne, so Vitt, auch spielerisch
erfolgen, durch einen Ideen- oder Innova
tionswettbewerb zum Beispiel. Hilfreich
kann des Weiteren die Kooperation mit
oder die Beteiligung an jungen FinTechs
sein. Schließlich gehen sie unbelastet von
einer gewachsenen IT-Infrastruktur und
eingeübten Verfahren mit innovativen An-
sätzen auf Kunden zu.
MARCUS JANSSEN
Geschäftsführer des Berufsbildungs-
werks der Versicherungswirtschaft
Hamburg
„Jungen Mitar-
beitern sind ein
gutes Betriebs-
klima und ein
motivierendes
Lernumfeld oft
wichtiger als der
Verdienst“