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Tipps und schieben Kunden hin und her“,

erzählt sie. „Wir müssen ja vernetzt sein

auf unserem kleinen Kiez.“

Als sie vor elf Jahren nach Eppendorf

kam, da sei der Lehmweg versteift gewe-

sen. „Das war keine tolle Einkaufsstraße“,

erinnert sich Münzer-Spiess. Aber seit-

dem habe sich viel verändert. „Ich finde es

total spannend. Es muss eine glückliche

Fügung sein, denn von der Hochzeitstorte

bis zur Hochsteckfrisur gibt es hier alles.“

Und was genießt sie in ihrem Alltag

am meisten? Dass sie am Hochzeitstag

beim Schminken die letzten ruhigen Mo-

mente mit der Braut verbringen kann. Das

sei der schönste Moment, sagt Münzer-

Spiess und fügt hinzu: „Ich heirate jeden

Tag ein kleines Stück mit. Mehr als zwei

Hochzeiten schaffe ich am Tag aber nicht,

denn dann bin ich total erschöpft vor lau-

ter Emotionalität.“

Emotional geht es auch bei Martina

Fischer oftmals zu. Ihr gehört das Braut-

modengeschäft Torrox am Lehmweg 54.

Ihr Geheimrezept bei besonders emotio-

nalen Kundinnen? Brauthund Cleo! „Sie

kann sehr gut mit nervösen Bräuten um-

gehen“, sagt Fischer. Ihre Spezialität sind

übrigens besonders ausgefallene Roben.

„Wir haben auch schon Brautkleider aus

rotem und schwarzem Leder gemacht

oder Drei-in-Eins-Kleider, bei denen sich

die Braut dann im Laufe des Tages immer

weiter entblättert“, erzählt sie.

Fertige Kleider gibt es bei ihr nicht.

Das Konzept von Fischer und ihrem Ge-

schäftspartner Mario Dau basiert auf ei-

nem Baukastensystem. „Man kann den

Rock mit Tüll aufbauschen, mit einem

Spitzenoberteil nackte Schultern bede-

cken oder das Kleid mit Ärmeln versehen:

Hier gibt es das ganz große Wünsch-dir-

was-Konzert“, so Fischer, die die Kleider

in Handarbeit fertigt.

„Jeder Laden hier hat ein anderes

Konzept, einen eigenen Stil und eine be-

sondere Atmosphäre“, sagt die studierte

Modedesignerin. „So hat jede Braut die

Möglichkeit, den Ort zu finden, an dem

sie sich am wohlsten fühlt.“ Die große

Auswahl in der Straße belebe zudem das

Geschäft. „Wer zum Nachbarladen geht,

schaut auch mal bei uns rein“, so Fischer.

„Und wenn wir eine Anfrage nach einem

Pronovias-Kleid haben, dann schicke

HAMBURGER WIRTSCHAFT 08 / 16 

TITEL

15

Bei Nadja Bruhn geht Liebe

durch den Magen. Ihr gehört

die Keksmanufaktur Henk und

Henri. In ihrer Backstube am

Lehmweg 46 entstehen bei-

spielsweise Kekse, die als

Namensschilder dienen