Previous Page  24 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 68 Next Page
Page Background

Wirtschaftsleistung sank im letzten Jahr

um 3,8 Prozent. Bei der Auslandshandels-

kammer in Rio, die dieses Jahr ihr 100-

jähriges Bestehen feiert, rechnet man für

2017 dennoch mit einem Wachstum von

mindestens einem Prozent.

In Brasilien treffen zwei Welten auf-

einander, betont Vigold Georg. „Auf der

einen Seite haben internationale Unter-

nehmen Hightech-Fabriken errichtet, in

denen ein großer Teil der Fertigungspro-

zesse bereits automatisch erfolgt“, er-

zählt er. „Auf der anderen Seite funktio-

nieren aber die Logistikprozesse in vielen

Bereichen noch per Hand oder mit stark

veralteten Maschinen.“

Als Hauptgrund für die mangelnde

Olympia-Euphorie nennt Georg die ak­

tuelle politische Krise. Die Präsidentin

Dilma Rousseff wurde nach Korruptions-

vorwürfen von ihrem Amt suspendiert.

Zudem leide das Land an der schlimms-

ten Wirtschaftskrise seiner Geschichte.

FOTO: ISTOCK /PEOPLEIMAGES; ILLUSTRATION: ISTOCK /MARTIN951

Mehr als Rio

Während der Olympischen Spiele vom 5. bis 21. August schaut die Welt gespannt auf Rio de Janeiro.

Für Hamburger Unternehmen sind aber vor allem andere Regionen Brasiliens interessant.

S

eit drei Monaten wird das olympi-

sche Feuer nun schon medienwirk-

sam quer durch Brasilien getragen.

„Aber bisher ist der Funke noch nicht

spürbar auf die Bevölkerung übergesprun-

gen“, erzählt Vigold Georg, der das Bra­

siliengeschäft der Jungheinrich AG ver­

antwortet. „Auch wenn es hart klingt: Im

Alltag der Brasilianer – sowohl privat als

auch im Geschäftsleben – spielt Olympia

de facto keine Rolle.“

Vor mehr als zehn Jahren hat der

Gabelstaplerhersteller den Schritt in den

brasilianischen Markt gewagt. In Itupeva,

70 Kilometer nördlich von São Paulo, be-

findet sich die Jungheinrich-Niederlas-

sung. Der Bundesstaat São Paulo ist das

Wirtschaftszentrum des Landes. Da ist es

nicht verwunderlich, dass sich rund 900

der 1300 deutschen Firmen, die in Brasi-

lien tätig sind, dort angesiedelt haben.

Beiersdorf beispielsweise steuert von

São Paulo aus den Vertrieb seiner Pflege-

Hamburg, Deutschland und die Welt

MÄRKTE

produkte; die tesa SE hat zusätzlich noch

Dependancen in Curitiba im Südosten

des Landes und in Manaus im Nordwes-

ten. Die Otto (GmbH & Co KG) hingegen

hat sich 2012 in Blumenau niedergelas-

sen, 670 Kilometer südlich von São Paulo.

Warum? In der Nähe der Stadt im

Bundesstaat Santa Catarina gibt es vier

Häfen. Eine gute Basis also für ein Unter-

nehmen, das im E-Commerce tätig ist:

Über die Website

www.posthaus.com

ver-

kauft Otto Mode. Von den Olympischen

Spielen, so Unternehmenssprecher Ro-

bert Hägelen, erwarte man allerdings kei-

nen Impuls für das Geschäft – weder in

Hamburg noch in Brasilien.

Das Land am Amazonas hat 204 Mil-

lionen Einwohner und ist flächenmäßig

das fünftgrößte der Welt. 2015 lag das

Bruttoinlandsprodukt bei 1,77 Billionen

US-Dollar – weniger als die Hälfte des

deutschen. Noch darf sich Brasilien siebt­

größte Volkswirtschaft nennen. Doch die

HAMBURGER WIRTSCHAFT 08 / 16 

MÄRKTE

24

Die Wahrzeichen von Rio

de Janeiro: Die Christus-

statue und der Zuckerhut