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HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 16 

KARRIERE

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FOTOS: CHRISTIAN STELLING

„Die Administration

lief sehr langsam an“

Die a. hartrodt Deutschland (GmbH & Co) KG beschäftigt seit Februar

einen syrischen Azubi und will noch dieses Jahr zwei weitere Flüchtlinge

einstellen. Die HW sprach darüber mit dem CEO Willem van der Schalk.

HW: Was hat Sie dazu motiviert, Flücht-

linge einzustellen?

Willem van der Schalk: Es war sicher­

lich die spontane Hilfsbereitschaft, die im

letzten Jahr dazu geführt hat, sich bei der

Integration von Flüchtlingen in die Arbeits­

prozesse zu engagieren. Flüchtlinge mit

Willem van der Schalk (60)

war von

1985 bis 2000 für den internationalen

Logistik- und Transportdienstleister

a. hartrodt in Stuttgart und Antwerpen

tätig. Seit der Jahrtausendwende ist

der gebürtige Hamburger Geschäfts-

führer und Regional Managing Director

für Deutschland, Ost- und Mitteleuropa,

den Mittleren Osten und den indischen

Subkontinent. Er gehört seit 2014 dem

Plenum der Handelskammer an, ist

verheiratet und hat eine Tochter.

Zur Person

Bleiberecht sind eine nicht zu leugnende

Tatsache. Die Gesellschaft hat also eine

Verantwortung, alles dafür zu tun, jungen

Flüchtlingen eine Perspektive und Ausbil­

dung in ihrem neuen Land zu geben. Unter­

nehmen, die ausbilden, können dazu einen

großen Beitrag leisten. Und zwar indem sie

jungen Flüchtlingen nicht nur eine Weiter­

bildung anbieten, sondern sie mit Kollegen

aus verschiedenen Ländern zusammen­

arbeiten lassen. Das halte ich für aktive In­

tegration im besten Sinne.

Welche Probleme standen einer schnellen

Einstellung im Weg?

Ein großes Hindernis war die sehr

langsam anlaufende Administration. Man

musste vieles herausfinden und hatte nicht

immer sofort einen kompetenten Ansprech­

partner. Ausbildung in Deutschland wird

großgeschrieben und ist auch ein positives

Alleinstellungsmerkmal. Zu viele Regula­

rien der Ausbildung gehen aber auf Kosten

der Flexibilität, die nötig wäre, um Ausbil­

dungsplätze zu schaffen. Sprachliche Barri­

eren könnten abgebaut werden, wenn die

Ausbildung auch in Englisch angeboten

würde. Wie kann man von einem Flücht­

ling, der aus einem anderen Kultur- und

Sprachkreis kommt, innerhalb von einem

Jahr erwarten, dass er eine anspruchsvolle

Berufsausbildung in Deutsch absolviert?

Sie meinen, man sollte toleranter sein?

Eventuell sollte man sich einmal fra­

gen, wie man sich selbst fühlen würde,

wenn man plötzlich in einem völlig neuen

und fremden Umfeld agieren müsste. Wel­

che berufliche Veränderung es bedeutet,

wenn man vom Arbeitgeber in ein anderes

Land versetzt wird. Nur diejenigen, die das

schon einmal mitgemacht haben, können

das leichter verstehen.

Sie hätten sich also mehr Unterstützung

gewünscht?