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HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 16 

FRAGE DES MONATS

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FOTOS: ULRICH PERREY (2), PRIVAT, JOCHEN QUAST

Die Europäische Zentralbank (EZB) möchte den 500-Euro-Schein aus dem Verkehr ziehen. Kritiker sehen

darin den ersten Schritt zur Abschaffung des Bargelds. Wir befragten Hamburger Unternehmer dazu.

Welche Vor- und Nachteile hätte die

Abschaffung des Bargelds für Sie?

Günter Rusch (75), Inhaber des

Geschäfts Antiquitäten Günter

Rusch:

„Das Bargeld abzuschaffen, wäre

für meinen Antiquitätenhandel

absolut schädlich. Wir kaufen

unsere Sachen zu nahezu 100

Prozent von Privatpersonen bar

ein. Auf Märkten und Messen

verkaufen wir auch überwiegend bar. Für den Erhalt des

500-Euro-Scheins besteht aus meiner Sicht allerdings

keine Notwendigkeit. Dieser große Schein kam in mei-

nem Tätigkeitsfeld eigentlich nie vor. Und wenn doch,

war es eine absolute Ausnahme.“

Korinna Steffen (45), geschäfts­

führende Gesellschafterin der

VisionAktion GmbH:

„Auf unser Unternehmen hätte

das Verschwinden des Bargelds

keinerlei Auswirkungen. In un-

serem Bereich, der Personal-

und Managemententwicklung,

werden Seminare, Trainings,

Workshops und Coachings bereits grundsätzlich bar-

geldlos abgewickelt. Gleiches gilt für die Material­

beschaffung sowie Löhne und Honorare.“

Helmuth Spincke (65), Vor-

standsvorsitzender der Otto

M. Schröder Bank AG:

„Bei unseren sehr wenigen Bar-

geldzahlungen tangiert unsere

Kunden und uns die mögliche

Abschaffung kaum. Als hansea­

tische Privatbank mit dem Fokus

auf Vermögensanlage und Immo-

bilien-Zwischenfinanzierung nutzen wir fast ausschließ-

lich Überweisungen. Indirekt halten wir die Abschaffung

– die EZB wäre dann der alleinige Gestalter der Geld­

menge – für die Tradition und Mentalität des Umgangs

mit Bargeld in Deutschland für nachteilig.“

FRAGE DES MONATS

JANA HUSEMANN (31),

INHABERIN DES RESTAURANTS

TRÜFFELSCHWEIN

„Durch die Abschaffung des Bargelds würden die

Kosten für unser Unternehmen steigen, da jede

Buchung bei der Bank Gebühren

mit sich bringt. Gerade bei klei-

neren Beträgen ist eine Karten-

zahlung für uns nicht rentabel.

Rechnungsbeträge, die unter

zehn Euro liegen, kommen

in unserem Restaurant

zwar selten vor, aber

wenn, dann nehmen

wir lieber Bargeld, da

so die Transferkosten

entfallen. Als Vorteil

sehen wir, dass das

Geld direkt auf dem

Konto landet und sich

der Gang zur Bank sowie

das Zählen des Kassen-

inhalts erübrigt. Möglicher-

weise verringert sich auch

die Gefahr von Überfällen

und Diebstählen.“

Die veröffentlichten Aussagen sind privater

Natur und ihre Auswahl Ergebnis einer nicht

repräsentativen Umfrage.