ERNEUERBARE ENERGIEN
S
ie kann es uns aber auch nicht
recht machen, die Sonne. Zeigt sie
sich einige Tage nicht, sehnen wir
sie herbei. Und ist sie dann da, stören uns
die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster
fallen. Mal blenden sie uns so stark, dass
sie uns aus dem Schlaf reißen. Und mal
sorgen sie dafür, dass auf dem Fernseher
oder Computerbildschirm so gut wie gar
nichts mehr zu sehen ist.
Peter Draheim und sein Sohn Robert
haben in gewisser Weise aus der Not eine
Tugend gemacht: Sie nutzen unter ande-
rem Fensterflächen, um Solarenergie zu
gewinnen. 2009 haben sie gemeinsam die
Kaustik-Solar GmbH gegründet, die sich
auf bauwerksintegrierte Photovoltaik spe-
zialisiert hat.
Unter Photovoltaik versteht man die
Umwandlung von Sonnenlicht in elek
trische Energie. Die Idee, die Sonne als
Energielieferant zu nutzen, entstand al
lerdings nicht erst im Zuge der Diskus
sionen um die Energiewende: Bereits seit
1958 ist die Technik in Sonnensegeln in
der Raumfahrt im Einsatz. Heute finden
sich die bläulich schimmernden Solar
module unter anderem auf Dächern, in
Parkscheinautomaten und Taschenrech-
nern sowie auf Freiflächen.
Aktuell deckt die aus der Sonne ge-
wonnene Energie etwa sieben Prozent des
Strombedarfs in Deutschland. Es ist aber
davon auszugehen, dass dieser Anteil ra-
sant steigen wird. In einer Studie des
Fraunhofer-Instituts für Solare Energie-
Wenn Fenster
Strom produzieren
Die Kaustik-Solar GmbH hat einen Sonnenkollektor
entwickelt, der in Fensterglas verbaut wird.
systeme heißt es nämlich, die Produktion
von Solarstrom in Deutschland werde ab
2025 weniger kosten als die Stromgewin-
nung in modernen Kohle- und Gaskraft-
werken. Zudem wird sie wohl nur noch
halb so teuer sein wie beim Atomstrom.
Doch um mehr Solarstrom gewinnen
zu können, braucht man vor allem eines:
Platz. Um das Sonnenlicht bestmöglich
zu nutzen, müssen Solarmodule bisher
in einem Winkel von circa 30 Grad aufge-
stellt werden. Die senkrechte Montage an
einer Fassade würde bei der gängigen
Technik zu erheblichen Leistungsverlus-
ten führen.
„Im Vergleich zur Dachnutzung wäre
die Energieausbeute um fast 50 Prozent
schlechter“, sagt Peter Draheim. Sein Un-
ternehmen hat sich des Problems ange-
nommen und einen lamellenartigen Kol-
HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 16
IM FOKUS
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Die Kosten für die Produktion von
Solarstrom sinken bis 2025 stark