DIENSTLEISTUNGSMETROPOLE
nen, dass er sich wünscht, die nächste
Fahrt auf die gleiche Art und Weise zu
unternehmen.
Greiner hält sich dafür an ein paar
einfache Regeln: Höflichkeit ist für ihn
genauso selbstverständlich wie beim Ein-
und Ausladen des Gepäcks zu helfen, Tü-
ren zu öffnen und den Kunden mit Na-
men anzusprechen. „Des Weiteren zählt
der Zustand des Fahrzeugs“, erklärt er.
Gepflegt sein und gut duften – das gelte
für das Auto und den Fahrer. „Denn das
Auge ‚isst‘ bekanntlich mit.“
„Wir sind mehr als nur Fahrer“, sagt
Dörte Vöhrs vom Taxenanruf Blankenese
e. V., den es bereits seit 1929 gibt. „Wir
sind auch Pastoren, Eheberater, Sozial
arbeiter und Erziehungshelfer. Dafür wer-
den wir von unseren Gästen geschätzt.“
Das Vertrauen ist sogar so groß, dass ein
Kunde zweimal im Monat seine Bankge-
schäfte durch die Taxifunkzentrale abwi-
ckeln lässt.
Ein wichtiges Instrument zur Kun-
denbindung beim Taxenanruf Blanke-
nese e. V. ist die monatliche Abrechnung
der Fahrten. Dieses Angebot nutzen vor
allem Eltern, deren Kinder am Wochen-
ende auf dem Kiez feiern gehen. Wenn
sie am Ende des Abends kein Geld mehr
in der Tasche haben, sollen sie dennoch
jederzeit sicher nach Hause kommen.
ILLUSTRATION: ANJA STIEHLER /JUTTA FRICKE ILLUSTRATORS
Die einen schicken monatliche Abrechnungen, die anderen singen während der Fahrt:
Hamburgs Taxifahrer lassen sich einiges einfallen, um Kunden an sich zu binden.
Bitte einsteigen
F
ür ihre Freunde singen Bharpoor
Singh-Bhangu und Jang Bahadur
Singh-Bhangu immer gerne. „Freun-
de“ – so nennen die beiden Taxifahrer ih-
re Kunden. Bharpoor Singh-Bhangu ist als
Einwagenunternehmer der Vermittlungs-
app mytaxi angeschlossen; Jang Bahadur
Singh-Bhangu arbeitet für die CarryCab
Hamburg GmbH.
Besser bekannt sind die Brüder –
nicht nur in Hamburg – unter den Künst-
lernamen Lovely und Monty. Schließlich
haben sie für „Jogis Jungs“ bei den ver-
gangenen Fußballwelt- und Europameis-
terschaften ganz besondere Songs kom-
poniert: Sie mischen deutsche Texte mit
indischer Musik. Dollywood nennen sie
ihren Musikstil. 2010 nahmen die beiden
ihr erstes Album auf, sangen damals al
lerdings noch auf Panjabi. Doch dann
stieg vor fünf Jahren jemand in Lovelys
Taxi, der gerne mitsingen wollte, es auf-
grund der ihm fremden Sprache aber
nicht konnte.
Eines ist klar: Singende Taxifahrer
bleiben im Gedächtnis. Und durch diese
besondere Unterhaltung haben sich die
Brüder einen Kundenstamm aufgebaut.
Eigenen Angaben zufolge sind sie gut aus-
gelastet und fahren kaum Taxiposten an.
Was ihnen besonders wichtig ist? „Die
Fahrten nett zu machen. Schließlich ist
es eine Dienstleistung, die wir anbieten“,
sagt Lovely. „Das Beförderungsentgelt ist
wichtig, aber Priorität hat für uns die At-
mosphäre. Denn das A und O ist die Zu-
friedenheit des Kunden beziehungsweise
unseres Freundes.“
Mathias Greiner hat sich der Autoruf
G.m.b.H. angeschlossen und betont: „Der
beste Fahrer ist der, der durchschaut, wie
der Kunde tickt.“ Was seiner Meinung
nach die wichtigste Eigenschaft eines Ta-
xifahrers ist? Empathie! Immerhin müsse
man mit nur wenigen Informationen und
in kürzester Zeit einen Kunden so bedie-
Bettina Ezener
bettina.ezener@hk24.deTelefon 36138-364
HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16
IM FOKUS
68
•
2 120 Taxibetriebe mit rund 3200
Fahrzeugen und etwa 3300 Fahrern
gibt es in Hamburg. Sie machen
jährlich mehr als 15 Millionen Touren.
•
Das Taxigewerbe hat eine Beför-
derungs-, Betriebs- und Tarifpflicht.
Letztere wird vom Senat in der Ham-
burger Taxenordnung festgelegt.
•
Zur Arbeitsgemeinschaft Taxenver-
bände Hamburg (ARGE) gehören
fünf Verbände: der Landesverband
Hamburger Taxiunternehmer e. V.,
der Landesverband für das Perso-
nenverkehrsgewerbe Hamburg e. V.,
der Hamburger Taxenverband e. V.,
der Verband der Taxi-Mehrwagen
unternehmer e. V. sowie die Taxen-
Union Hamburg Hansa e. V. Die
ARGE vertritt damit rund 770 Unter-
nehmer mit 2200 Taxis.
Das Taxigewerbe
Fachkundeprüfungen
Wer sich im Taxigewerbe selbstständig machen
will, muss seine Eignung mit einer Prüfung bei
der Handelskammer nachweisen. Diese Fach-
kundeprüfungen finden jeden Monat mehrfach
statt. Informationen zu den Inhalten der Prüfung
und zu Einrichtungen, die bei der Vorbereitung
unterstützen, sowie eine Übersicht mit den
Terminen der kommenden Monate finden Sie
unte
r www.hk24.de, Dokument-Nr. 1280