„Ein Duft löst innerhalb von Milli
sekunden Emotionen aus. So entstehen
Déjà-vus“, so Petersen. „Signature-Effekt
nennt es der Parfümeur, wenn sich ein
Duft de facto ins Gedächtnis eingebrannt
hat.“ Gezielt eingesetzte Düfte beeinflus
sen uns, ohne dass wir es merken. Und
wenn es einem Unternehmen gelingt, ei
nen bestimmten Geruch mit einem ange
nehmen Konsumerlebnis zu verbinden,
wirkt sich das positiv aus. So kann unter
anderem die Verweildauer in Geschäften
und Restaurants erhöht werden, was wie
derum den Verkauf fördert.
Welcher Duft was bewirkt, das hängt
vom Alter und Geschlecht, von den bisher
gemachten Erfahrungen und von der kul
turellen Prägung ab. Bei Düften gibt es
nämlich klare länderspezifische Vorlie
ben, wie sich zum Beispiel an Reinigungs
mitteln gut erkennen lässt. „In Deutsch
land ist Zitrusduft der Verkaufsschlager,
in Mitteleuropa steht Kräutergeruch für
Sauberkeit und in Asien wird Zitronen
gras bevorzugt“, erzählt Susanne Maisch.
Sie ist Geschäftsführerin der EARSand
EYES GmbH, einem Markt- und Trend
forschungsunternehmen.
Pfefferminze empfinden Deutsche
als anregend, Ledergeruch wird mit Ex
klusivität assoziiert. „Und blumige Düfte
führen zu einer längeren Verweildauer
und einer bis zu 84 Prozent besseren Pro
duktbewertung“, erzählt die Marketing
expertin Marie-Kristin Franke. Interes
santerweise gibt es nur einen Duft, der
weltweit positiv besetzt ist: Vanille. Wa
rum? „Muttermilch riecht danach“, sagt
die 33-Jährige. Vanilleduft verbinden wir
daher unbewusst ein Leben lang mit Ge
borgenheit. Kein Wunder also, dass das
Gewürz – genau wie Lavendel – eine beru
higende Wirkung hat.
Das Renaissance Hotel an den Gro
ßen Bleichen setzt auf eine Mischung aus
Tee, Zitrusfrüchten, Jasmin und Mai
glöckchen. „Unser Duft ist weltweit der
gleiche, sodass unsere Gäste überall das
selbe wohlige Gefühl haben“, sagt Peter
van Rossen, Direktor des zur Marriott-
Gruppe gehörenden Hotels. „Shiso Tea
Leaf“ heißt der firmeneigene, dezente
Duft, der seit sieben Jahren mithilfe von
Duftkerzen und -stäbchen im Hotel ver
strömt wird – allerdings nur punktuell.
Den Gästen scheint es zu gefallen.
„Wir werden ab und zu gefragt, wo man
unseren Duft kaufen kann“, erzählt der
gebürtige Holländer mit einem Schmun
zeln. „Es ist aber nicht angedacht, daraus
einen Merchandising-Artikel zu machen.“
Dem einen oder anderen Gast, so berich
tet er weiter, habe er aber schon Duftker
zen als Geschenk des Hauses mitgegeben.
Aktuell steht in der Hotellobby des
Marriotts in der ABC-Straße, das van Ros
sen ebenfalls leitet, ein Beduftungsgerät.
Ein Test, wie der Hoteldirektor betont.
„Der Duft der Kerzen ist manchmal sogar
stärker als die Aromen, die mithilfe der
Technik versprüht werden“, verrät er.
Es sind solche Geräte, die Martin Pe
tersen über sein Unternehmen Scent Flair
vertreibt. Zudem entwickelt er individu
elle Düfte für Firmen, den sogenannten
Corporate Scent. „Ab 60 Euro im Monat
kann man bei uns einen Servicevertrag
abschließen, inklusive Wartung und mo
natlichem Duft“, sagt der 52-Jährige.
Einer seiner Kunden ist Peter Kem
per, Regionalleiter bei der Miss PeppeR
Gastro GmbH. Im Eingangsbereich des
auf amerikanische Küche spezialisierten
Restaurants an der Fuhlsbüttler Straße
riecht es seit vier Jahren nach Kaffee. Au
ßer im Winter. Denn dann verströmt das
Beduftungsgerät über der Tür Zimt und
Vanillenoten. So wolle man sofort beim
Betreten des Restaurants eine Wohlfühl
atmosphäre schaffen, sagt Kemper.
Eines ist dem Gastronomen im Zu
sammenhang mit dem Thema Raumbe
duftung besonders wichtig: „Unser Will
kommensgeruch ist zertifiziert und nicht
gesundheitsschädlich“, betont er. Scent
Flair nutzt bei der Herstellung nur künst
lich erzeugte Duftmoleküle. „So können
wir allergische Reaktionen fast ausschlie
ßen“, sagt Petersen. Denn wenn man ein
Lavendelfeld mähe und daraus die Essenz
gewinne, können minimale Spuren von
anderen Gräsern enthalten sein. Oft seien
es diese Nebenmoleküle, gegen die aller
gisch reagiert werde.
Silke Schwartau, Leiterin der Abtei
lung für Ernährung und Lebensmittel
HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 16
TITEL
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Mithilfe von Kaffeeduft eine
Wohlfühlatmosphäre schaffen
Dank Trockenlufttechnik setzt dieses
Beduftungssystem Gerüche frei,
ohne Duftstoffe in Form von Sprays
zu versprühen oder Öle zu erhitzen