Wirtschaft für die Ohren

Ob beim Autofahren, Joggen oder Kochen: Mit Wirtschafts-Podcasts kann man sich ganz nebenbei auf dem Laufenden halten. Die HW stellt besonders hörenswerte Formate aus Hamburg vor.
Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (li.) im Gespräch mit Prof. Norbert Aust und Dr. Malte Heyne.

Von Sandra Goetz, 4. Februar 2022 (HW 1/2022)

Nachrichten, Wirtschaft, Politik: Diese Inhalte waren 2021 bei Podcasts besonders beliebt, so das Portal Statista. Kein Wunder – die im Netz abrufbaren Hörsendungen sind ideal, um sich jederzeit im Alltag zu informieren. Hamburg steht dabei nicht zurück, hier werden unter anderem etliche spannende Wirtschafts-Podcasts produziert.

Dazu gehört etwa der OMR Podcast mit Philipp Westermeyer, der „über digitales Marketing und was sonst noch so los ist“ berichtet. Der Chef der Plattform Online Marketing Rockstars (OMR), deren jährliches Festival vor der Pandemie bis zu 50.000 Gäste in die Messehallen lockte, startete den Podcast bereits 2015. Und baute ihn zu einem mächtigen Tool für Meinungsführerschaft, Branding und Storytelling aus: Mitte Januar 2022 waren schon mehr als 450 Folgen online, darunter Gespräche mit Persönlichkeiten wie dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, SAP-CEO Christian Klein, VW-Chef Herbert Diess – oder auch Philipp Grütering von der Band Deichkind.

Es ist meine Art, mitunter nach Zahlen zu fragen.

Philipp Westermeyer

Westermeyers Motivation: Spaß an den Themen und Interesse für Business-Geschichten. „Es ist meine Art, mitunter nach Zahlen zu fragen, denn mich interessieren die Gewinne von Unternehmen, die Einkünfte von Gesprächspartner:innen. Das erzählt nicht jeder oder jede sofort, aber es ist mein Stil, das herauszubekommen“, so der Unternehmer. Neben dem OMR Podcast hat das Unternehmen noch weitere Formate entwickelt, etwa den OMR Börsenpodcast, die OMR Education und den OMR Media Podcast. Produziert werden sie von der OMR-Partnerfima Podstars in der Lagerstraße, die insgesamt rund 70 Podcasts verantwortet – da­runter auch Top-Formate mit Promis wie Tim Mälzer, Mats Hummels und Barbara Schöneberger.

Reinhild Fürstenberg ©Fürstenberg Institut_Verena Reinke
Fürstenberg Institut/ Verena Reinke
Reinhild Fürstenberg, Gründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Institutes, startete im Jahr 2021 ihren eigenen Podcast.

Mit Führungsthemen und -qualitäten beschäftigt sich der Podcast Die besten Chef*innen, den Reinhild Fürstenberg, Gründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Institutes, im Jahr 2021 gelauncht hat. Alle 14 Tage talkt die Unternehmerin jeweils samstags mit hochkarätigen Gästen wie Alexandra Heinrichs (Unilever) oder Uschi Neuss (Stage Entertainment Germany) über Herausforderungen und Erfahrungen von Führungskräften.

Einen tiefen Blick hinter die Kulissen von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik wirft Michael Siegler als Gastgeber des Podcasts MachtWas!?! schon seit Mitte 2020. Dazu unterhält sich der Unternehmer, der unter anderem Performance Media und die Tisoomi GmbH gründete, mit Gästen wie Tennislegende und Unternehmer Michael Stich oder Dr. Silvia Benzinger, CEO der Seidensticker GmbH.

Auch Lars Haider, Chefredakteur des „Hamburger Abendblattes“, spricht mit Fachleuten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Podcast Entscheider treffen Haider deckt eine Reihe wichtiger Themen der Hansestadt ab – Arbeit, Schule, Landespolitik, Corona, Kultur, Wohnungen, Hoffnungen, Wünsche, Ängste. Und das bereits seit November 2018.

Wer sich für den Wandel der Arbeitswelt inte­ressiert, findet im Podcast New Work Stories des Unternehmens New Work SE aus der HafenCity zahlreiche interessante Beiträge. Die Hosts Lisa Nölting und Alexander Kornelsen wollen mit ihren Gästen aufzeigen, was „wirklich zählt und was nur Bullshit ist“.

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Michael Siegler hostet den Podcast MachtWas!?!

Übrigens: Auch die Handelskammer hat einen Podcast gestartet. In der ersten Folge von Hamburg 2040: Wie wollen wir künftig leben – und wovon? unterhielten sich Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Präses Prof. Norbert Aust und Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne im vergangenen Jahr unter anderem über die Zukunft der Hamburger Innenstadt und des Hafens. Weitere monatliche Folgen sind für 2022 in Planung.


So klappt’s mit dem eigenen Podcast

Der Start eines Podcasts ist nicht schwierig – doch neben Konzept und Technik muss auch die Planung stimmen.

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Ulrich Perrey
Sie weiß genau, wie Podcasts funktionieren: Handelskammer-Mitarbeiterin Kerstin Kramer.

Keine Angst vor Podcasts! „Die Technik ist die kleinere Herausforderung, mit wenigen Mitteln lässt sich bereits viel erreichen“, erklärt die Politische Referentin der Handelskammer Kerstin Kramer, die für die Umsetzung des Handelskammer-Podcasts Hamburg 2040 zuständig ist. „Die Planung ist das A und O. Zeitlich nicht zu unterschätzen sind Abstimmungsprozesse aller Beteiligten.“

Bei der Erstellung eigener Podcasts sollten Unternehmen folgende Punkte berücksichtigen:

Informationen sammeln

Verschaffen Sie sich eine grobe Übersicht über die Podcast-Landschaft. Die Charts von Apple Podcasts, Spotify oder podcast.de geben eine Orientierung über Formate und Inhalte vorhandener Podcasts – und darüber, wie Unternehmen damit umgehen.

Vision entwickeln

Es lohnt nicht, auf Trends aufzuspringen. Wichtig ist es, die eigene Positionierung klar zu definieren: Was ist mein Kerngeschäft? Welches Alleinstellungsmerkmal hat mein Betrieb? Für wen ist dessen Produkt bestimmt?

Zielgruppe und Ziel des Podcasts definieren

Soll der Podcast die externe oder eher die interne Kommunikation unterstützen? Wen und was soll er konkret erreichen?

Format klären

Soll der Podcast als Serie oder als Einzelepisode stattfinden? Mit Gästen oder ohne? Wer ist Gastgeber:in/Host?

Ausrüstung und Bearbeitungstools

Für gute Audioqualität ist ein hochwertiges, anschließbares Mikrofon erforderlich – anerkannte Einsteigermodelle gibt es bereits für unter 100 Euro. Falls Sie mit Gästen sprechen oder Talkgäste zuschalten, sollten Sie nicht auf (Over-Ear-)Kopfhörer verzichten. Damit lassen sich störende Geräusche, die die Aufnahme ruinieren können, schnell heraushören. Für die Bearbeitung der Audiospuren am PC oder Mac gibt es eine Reihe sehr guter und kostenloser Tools wie Audacity und GarageBand.

Im Mainstream angekommen

Tatsächlich bieten Podcasts eine Reihe von Vorteilen. Sie sind ein modernes Medium, im Mainstream angekommen und generationenübergreifend. Zudem erreichen sie junge Zielgruppen, sind ortsunabhängig, leicht zu teilen und decken eine sehr große thematische Bandbreite ab. Die Botschaften, die ein Podcast übermitteln möchte, bleiben in der Regel haften. Ein weiteres Plus: Podcasts sind einfach zu produzieren.

Thema, Namen und Logo auswählen

Auch bei großer Themenvielfalt sollten Sie Themen von gesellschaftlicher Relevanz und mit hohem Suchvolumen wählen – und für eine ansprechende grafische Aufmachung sorgen.

Intro- und Outro-Musik wählen

Fast alle Podcasts starten und enden mit einer Musik, die Wiedererkennungswert hat.

Zeiten und Länge festlegen

Podcasts werden meist morgens, abends und am Wochenende gehört. Die Veröffentlichung sollte verlässlich sein. Wählen Sie zum Beispiel einen zweiwöchentlichen Rhythmus, um die Qualität zu sichern. Der Podcast sollte mindestens 15 bis 60 Minuten lang sein. Viele Wirtschafts-Podcasts dauern etwa 45 Minuten.

Podcast-Hoster wählen

Business-Podcasts sind meist auf der Website des Unternehmens oder von Podcast-Produktionsfirmen zu finden. Um sie bekannter zu machen, ist ein Podcast-Hoster (Provider) zu empfehlen: Dieser hilft bei der Publikation auf Kanälen wie Apple, Spotify, Deezer und SoundCloud.

Es kann unternehmerisch auch sinnvoll sein, Dienstleistungen rund ums Podcast-Business einzukaufen. So erklärt Unternehmer und Podcaster Michael Siegler: „Ich kümmere mich komplett selbst um die Gästeakquise, die redaktionelle Vorbereitung und nehme das Interview auf. Bei den Texten für die MachtWas-Website und den Social-Media-Aktivitäten habe ich Unterstützung von externen Expertinnen und Experten.“

Sich fortbilden

Wissen zu Podcasts vermitteln zahlreiche Institutionen. In Hamburg bietet zum Beispiel die Akademie für Publizistik zertifizierte Einstiegs- und Aufbauseminare rund ums Podcasting an.

Nützliche Links

Interessante Wirtschafts-Podcasts bieten auch Zeitschriften wie das Manager Magazinbrand eins, Die Zeit, new business oder die Plattform d3con.

Eine Studie zur Nachrichtennutzung hat das Hans-Bredow-Institut erstellt. Ein Ergebnis: Ein Viertel der Menschen in Deutschland hört mindestens einen Podcast pro Monat.

Weitere Statistiken zur Podcast-Nutzung enthält etwa der Online-Audio-Monitor 2021. Und zu den beliebtesten Podcast-Themen informiert unter anderem die Bitkom

Schauen Sie sich die Anleitung zum Erstellen eines Podcasts an oder informieren Sie sich über die besten Wirtschafts- und die Top-25-Podcasts. Ebenfalls wichtig: eine Übersicht über Podcast-Hoster.

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