Themen gibt es für das Plenum der Handelskammer seit seiner Wahl vor dreieinhalb Jahren reichlich. Begonnen hatte die Legislaturperiode mit Corona und damit, Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die die Folgen der Pandemie für Hamburgs Wirtschaft abfedern. Seither geht es aber auch um Mobilität, Infrastruktur, Fachkräftemangel und Zukunftstechnologien, um Energie, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und demografischen Wandel. Es wurden Standpunkte und Strategien entwickelt, Positionen erarbeitet und Analysen erstellt.
Die nächste Plenarwahl findet elektronisch im Januar und Februar 2024 statt. Jedes Mitgliedsunternehmen, egal ob groß oder klein, kann in seiner Wahlgruppe wählen. Die Handelskammer sendet allen Wahlberechtigten rechtzeitig die für die Wahl erforderlichen Unterlagen zu. Aber die Wahlberechtigten können nicht nur wählen, sondern sie haben auch die Möglichkeit, für das Plenum zu kandidieren. Mehr Informationen zur Wahl erhalten Sie hier.
Dem Plenum gehören 58 gewählte ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Unternehmen und Branchen an, die jeweils bestimmten Wahlgruppen zugeordnet sind. Die Vielfalt und Größe dieser Wahlgruppen spiegelt die Wirtschaftsstruktur der Hansestadt wider, womit das Plenum ein Abbild der Hamburger Wirtschaft ist.
Neun Wahlgruppen gibt es insgesamt: I Finanz- und Versicherungswirtschaft, II Dienstleistungen, III Einzelhandel, IV Groß- und Außenhandel, Handelsvermittler, V Güterverkehr, VI Immobilienwirtschaft, VII Industrie, Energie, Umwelt, VIII Informationstechnologie und Medienwirtschaft und IX Tourismus und Freizeitwirtschaft.
Im Hinblick auf die nächste Plenarwahl Anfang des kommenden Jahres hat sich die HW-Redaktion im Ehrenamt umgehört. Vertreterinnen und Vertreter aller neun Wahlgruppen kommen zu Wort und berichten von ihrer Arbeit und ihren Erfolgen, die sie in der aktuellen Legislaturperiode bislang verbuchen konnten.
Clemens Vatter Vorstandsmitglied SIGNAL IDUNA Lebensversicherung a. G. (I)
Pandemie mit Lockdowns, unterbrochene Lieferketten, der Überfall auf die Ukraine, die Energiekrise, der Klimawandel und gestiegene Zinsen und Inflation: Jedes Ereignis und die daraus folgenden Anpassungen betreffen die Branche und sind ohne sie – mit Ausnahme des Krieges – nur schwer lösbar. Wir haben uns Zeit für die Analyse und für neue Ideen genommen. Dabei haben wir uns mit den Zukunftsthemen beschäftigt. Unsere Ergebnisse sind in einen „Masterplan Finanzwirtschaft“ mit eingeflossen und werden mit Maßnahmen und Projekten der gerade gegründeten FCH Finance City Hamburg GmbH sichtbarer werden und die Attraktivität des Standortes steigern.
Ute Schoras Geschäftsführerin JOBPOWER Personaldienstleistungen GmbH (II)
Wir haben während der Corona-Krise viele relevante Themen aufgegriffen. Unter anderem ging es um das Homeoffice. Es ist wichtig, flexible Arbeitszeitmodelle zu fördern, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeit besser mit dem Privatleben zu vereinbaren. Ebenfalls haben wir das Projekt „E-Recruitment von A bis Z“ zum Abschluss gebracht. Ich hoffe, der E-Recruitment-Leitfaden trägt in Betrieben dazu bei, den Einstieg in die digitale Personalwerbung zu erleichtern. Der Ausschuss wird auch in Zukunft wichtige Themen und Projekte angehen, die dazu beitragen, die Dienstleistungsbranche in Hamburg zu stärken.
Cord Wöhlke Geschäftsführender Gesellschafter IWAN BUDNIKOWSKY GmbH & Co. KG (III)
Die vergangenen drei Jahre waren herausfordernd. Wir haben uns ausgetauscht, wie der Einzelhandel auch unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich wirtschaften kann: mit der gezielten Ansprache von Kundinnen und Kunden und der richtigen Digitalstrategie. In der Pandemie haben wir viele Unternehmen beraten, und zugleich hat die Handelskammer auf Erleichterungen und die finanzielle Unterstützung von KMU gedrängt. Jetzt geht es darum, die richtigen Fachkräfte zu finden. Ein weiterer Punkt ist die Belebung der Innenstadt, wo es derzeit viel Leerstand gibt. Hier brauchen wir einen Neuanfang unter anderem mit Grünflächen, Spielplätzen, Markthallen und Kulturveranstaltungen.
Stefan Dircks Geschäftsführer Terramar GmbH (IV)
Die Pandemie und der russische Angriffskrieg: globale Ereignisse, welche die Kammerarbeit im Bereich Außenwirtschaft in dieser Plenarperiode geprägt haben. Wir haben schnell mit angepassten Angeboten für unsere Mitglieder reagiert, zum Beispiel mit vertieften Sanktionsberatungen. Die Kammer hat sich kritisch zu regulativen Eingriffen in den Außenhandel positioniert. Kritik zum Lieferkettengesetz wurde dabei im IHK-Nord-Kontext auch in Berlin und Brüssel gehört. Im Herbst 2022 hat das Plenum unsere Forderungen zur Optimierung der Zoll- und Einfuhrprozesse im Hamburger Hafen beschlossen. Ziel ist, die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit des Außenwirtschaftsstandortes zu sichern.
Willem van der Schalk Willem van der Schalk International GmbH (V)
Die diversen globalen Herausforderungen haben auch den Güterverkehr schwer beschäftigt. Gestörte Lieferketten und gestiegene Energiekosten stellen für unsere Betriebe eine große Belastung dar. Gemeinsam mit vielen weiteren Verbänden hat sich die Handelskammer etwa für den Tankrabatt eingesetzt, von dem viele Unternehmen unmittelbar profitierten. Zudem beschäftigt uns die Transformation des Hamburger Hafens: Die Kammer hat daher mehrere Spitzentreffen der Hafenwirtschaft sowie das Internationale Hafensymposium veranstaltet und mit dem Standpunktpapier „Zukunftsplan Hafen“ Erfolgsbausteine für den neuen Hafenentwicklungsplan definiert und in die Diskussion eingebracht.
Axel Kloth Persönlich haftender Gesellschafter J.L. Völckers & Sohn (VI)
Die vergangenen drei Jahre waren eine richtig gute, konstruktive Zusammenarbeit. Es gab auch Kontroversen, aber stets haben wir respektvoll um das im Sinne des wirtschaftlichen Gesamtinteresses beste Ergebnis gerungen. In ausschussübergreifenden virtuellen Sitzungen haben wir das Standpunktepapier „Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040“ entwickelt. Ein Erfolg ist die neue Innenstadtkoordinatorin. Wir haben uns zudem mit der Vielfalt der Quartiere befasst, ein entsprechendes Papier wird demnächst veröffentlicht. Der Austausch auf politischer Ebene lief ebenfalls hervorragend. Ein großer Erfolg war zum Beispiel, dass wir erreicht haben, dass der Senat beim Bewohnerparken vorerst eingelenkt hat.
Dr. Georg Mecke Prokurist, Vice President Airbus Operations GmbH (VII)
Die Energiekrise durch den Ukrainekrieg beansprucht uns stark, deren Auswirkungen fördern schleichende Deindustrialisierung in Deutschland. Zügig haben wir eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung für die Hamburger Wirtschaft gefordert sowie ein energiepolitisches Positionspapier und in einer Sondersitzung des Plenums eine Resolution zur Energiekrise verabschiedet. Ein Bekenntnis zum Klimaschutz und die Zusammenarbeit mit der OECD haben die Grundlagen für die Klimawende durch die Hamburger Wirtschaft gelegt. Mehr als 700 Beratungen und 25 Veranstaltungen zu Energie, Umwelt und Klimaschutz jährlich mobilisieren unsere Mitglieder. Es geht um unsere Lebensgrundlagen und Industrie-getragenen Wohlstand.
Henning Brauer Inhaber Henning Brauer Consulting (VIII)
Mit dem Ausschuss für Informationstechnologie unter dem Vorsitz von Anke Nehrenberg haben wir uns während der Pandemie „fully remote“ getroffen und uns unter anderem mit Künstlicher Intelligenz befasst. Es ging dabei um den rechtlichen Rahmen, um ein Standpunktepapier und den jährlichen KI-Summit. Zudem hatten wir eine Veranstaltung zum Wegfall des „Privacy Shield“ und haben uns mit dem Ausbau des Glasfasernetzes auseinandergesetzt. Ein Thema, das mich als HSBA-Dozent und HKBiS-Beirat auch persönlich angeht, hat uns die ganze Zeit begleitet: die Gewinnung und die Ausbildung von Fachkräften, insbesondere im IT-Bereich.
Ellen Kartenbeck Inhaberin Kartenbeck Consulting (IX)
Während der Corona-Jahre haben wir in meiner Wahlgruppe viel für unsere Mitgliedsunternehmen erreicht. Wir haben die Bedarfe der Branche an Politik und Verwaltung adressiert, Runde Tische organisiert und dazu beigetragen, dass das Bewusstsein für norddeutschlandweit einheitliche Regelungen zur Pandemie-Eindämmung von erheblicher Bedeutung ist. Der Blick war dabei in die Zukunft gerichtet, und im Fokus lagen Fachkräftesicherung, Stadtmarketing und der Erhalt der Lebensqualität gemäß der Standortinitiative „Hamburg 2040“. Sobald es möglich war, haben wir im Rahmen von Veranstaltungen wieder damit begonnen, den Wirtschaftsfaktor Tourismus noch stärker bis an den Stadtrand hervorzuheben.