Auf dem Weg durch die Zeit

Es gibt Unternehmen, die haben Bestand. Einige gibt es Jahrzehnte, andere sogar Jahrhunderte. Sie durchleben wechselhafte Zeiten, trotzen Kriegen und Krisen – und erfinden sich immer wieder neu.
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Seit mehr als 25 Jahren leitet Yvonne Trübger das von ihrem Urgroßvater Friedrich Reinhold Trübger 1872 gegründete Pianohaus Trübger in der Schanzenstraße.

Text: Frank Schlatermund, Fotos: Mike Schaefer, 9. Dezember 2022 (HW 6/2022)


150 Jahre

Pianohaus Trübger

Schon als Kind liebte Yvonne Trübger den Geruch, der bei der Verarbeitung von Holz entsteht. Unentwegt begab sie sich in der Klavierbauwerkstatt ihres Vaters auf Erkundungstour. Mit zehn, erinnert sich die heute 53-Jährige, erhielt sie eine eigene Werkbank. „In einem Alter, in dem andere mit Puppen spielen, interessierte ich mich für Werkzeug.“ Die Leidenschaft für Klaviere und deren Herstellung liegt seit jeher in der Familie.

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Yvonne Trübger in ihrem neuen Bösendorfer-Studio

Es war Friedrich Reinhold Trübger, der sich 1872 mit einem eigenen Pianohaus im Schanzenviertel selbstständig machte, das bis heute seinen Namen trägt. Urenkelin Yvonne, die fürs Abitur nach London ging, die sich bei Grotian-Steinweg in Braunschweig zur Klavierbauerin ausbilden ließ, in Florenz Kunstgeschichte und Italienisch studierte und auch noch eine kaufmännische Ausbildung absolvierte, schaut mit Stolz auf die lange Geschichte des Familienunternehmens zurück, das sie vor mehr als 25 Jahren von ihrem Vater übernommen hat.

Sie berichtet vom Umzug aus der Altonaer Straße an den heutigen Standort in der Schanzenstraße im Jahr 1906, von der Eröffnung zweier weiterer Filialen in der Innenstadt, einer Weltkriegsbombe, die gleich 500 Klaviere auf einen Schlag vernichtet hat, und vom Wiederaufbau. „Seit der Gründung haben wir bislang mehr als 65 000 Instrumente in die ganze Welt verkauft.“ Zum 150. Jubiläum hat sich die Geschäftsfrau etwas ganz Besonderes einfallen lassen und 15 neue Klaviere an Interessierte mit überzeugender Bewerbung verschenkt, eins für jedes Jahrzehnt. 115 000 Euro war ihr diese Aktion wert. „Es war mir eine Herzensangelegenheit, den Hamburgerinnen und Hamburgern etwas zurückzugeben für 150 Jahre Treue.“


150 Jahre

Entenwerder Fährhaus

Seit vielen Jahren lebt Erika Kusel nun schon auf Entenwerder, einer Halbinsel in der Norderelbe, wenige Meter vom Ufer entfernt. Ihre Angst vor Hochwasser hat sie jedoch nie überwunden. Und das, weiß die 83-Jährige aus Erfahrung zu berichten, bleibt vor allem im Winter nicht aus: „Sobald der Pegel steigt, wird mir ganz anders.“ Ihr Mann Karl „Kalli“ Kusel, mit dem zusammen sie das „Entenwerder Fährhaus“ betreibt („Kalli ist der Chef; gemacht wird, was ich sage“), sieht das eher locker. „Das Wasser kommt, das Wasser geht“, so der 78-Jährige.

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Entenwerder Fährhaus
Das Entenwerder Fährhaus, wie es früher ausgesehen hat

Alles, was über 5,10 Meter ist, schwappt über den Deich – da heißt es Türen abdichten und Fenster vernageln. „Wir kommen dann nur noch mit der Leiter aus dem Fenster“, so die Kusels, die im ersten Stock wohnen. Das letzte Mal, dass die Elbe den Gastraum geflutet hat, war 1976. „Da stand das Wasser bis zur Oberkante des Tresens.“

Ursprünglich war es Karl Kusels Mutter, die das vor 150 Jahren eröffnete Wirtshaus 1972 von einem Bekannten übernahm. Um sie zu unterstützen, kündigte „Kalli“ damals seinen Job als Ewerführer im Hafen und stieg mit ein. Sukzessive steckten die Kusels ihr ganzes Geld in die Sanierung des kleinen, gemütlichen Fährhauses, das wegen seines „Lokalkolorits“ bereits als Kulisse für TV-Produktionen wie „Notruf Hafenkante“ und „Tatort“ diente.

Auch Prominente waren schon zu Gast, Ulrich Tukur zum Beispiel oder Michael Fassbender. Früher standen im „Entenwerder Fährhaus“ auch Speisen auf der Karte, doch aus Altersgründen bieten Erika und Karl Kusel jetzt nur noch Kuchen und Getränke an. Keinen Cappuccino, keinen Espresso, sondern ausschließlich Filterkaffee. Alles andere ist für sie „Schickimicki“.


100 Jahre

cobo Botanical Specialities

In den Geschäftsräumen von cobo Botanical Specialities liegt ein sinnlicher Duft. Leicht exotisch, eine Mischung aus Nelken, Zimt und Kardamom. „Es riecht wirklich gut“, sagen Constantin Klencke und Marcel Teske. „Leider nimmt man das nach einiger Zeit aber gar nicht mehr wahr.“ Die beiden im- und exportieren für das weltweit tätige Handelshaus vor allem medizinische Heilkräuter und Gewürze. Keine Standardware, nur ausgesuchte Spezialitäten. Um diese aufzuspüren, sind botanisches Detailwissen sowie eine gute Vernetzung zu Herstellern in Übersee Voraussetzung: „Das, womit wir hier handeln, ist in Deutschland recht ausgefallen, einige Produkte gibt es nur bei uns.“

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Marcel Teske (li.) und sein Chef Michael Schütte sind Experten auf dem Gebiet der medizinischen Heilkräuter und Gewürze.

Boldoblätter und Arnika, Brechwurzel und Seifenrinde, Mutterkorn, Kardamom, Nelkenstiele und Zimt – das Sortiment ist groß. Dabei fing alles gar nicht mit Kräutern und Gewürzen an. Damals, während der „Hyperinflation“ vor 100 Jahren, gründeten Willy Johann Cornehls und Oltmann Bosse das Unternehmen Cornehls & Bosse, um mit Naturfedern, getrocknetem Eiweiß und Naturdärmen zu handeln. Erst Hans Bargmann, ein ehemaliger Lehrling, der den Betrieb 1978 übernahm, stellte auf Gewürze und Baumharze um.

Seit 2018 ist die Firma Teil der von Michael Schütte geführten Joh. Gottfr. Schütte GmbH & Co. KG mit Sitz in Bremen. Aus „Cornehls & Bosse“ wurde „cobo“ und das Angebot zunehmend exklusiver. Schütte, der mit seinem Konzern rund 100 Millionen Euro Umsatz macht, kommt zwar hin und wieder an die Elbe gereist. Im Allgemeinen jedoch baut der 59-Jährige auf die Expertise seines Teams vor Ort. Ein Umzug nach Bremen stehe außer Frage, sagt er. „Cobo gehört nach Hamburg, und das soll auch so bleiben.“


100 Jahre

Commentz & Co.

Wenn es um Sicherheit geht, schauen Michael Beckmann, sein Bruder Thomas und dessen Sohn Benjamin ganz genau hin. Auf ihrem Betriebsgelände in Billbrook lagern sie auf 9000 Quadratmetern entzündliche Terpenkohlenwasserstoffe. „Wir wissen, was beim Umgang mit chemischen Gefahrenstoffen passieren kann, darum halten wir die strengen Auflagen genau ein“, erzählen sie. Verbunden sei das stets mit hohen Kosten – ebenso der Erhalt des denkmalgeschützten Firmengebäudes, dessen Uhrenturm weithin sichtbar ist.

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Das Betriebsgelände von Commentz & Co. in den 1950er-Jahren. Im Hintergrund: der historische Uhrenturm

Als Kurt Beckmann, der Vater von Michael und Thomas, das 1922 gegründete Unternehmen im Jahr 1974 erwarb hat, war Commentz & Co. noch eine Terpentindestillerie. „Damals haben wir hier rund um die Uhr Terpentinöl produziert“, berichten die Beckmanns. Weil dieses Geschäft jedoch zunehmend unrentabel wurde, stellte der Senior, der sich als junger Mann vergeblich um eine Lehrstelle bei Commentz bemüht hatte, die Destillation 1976 ein und baute den Betrieb zum Spezialisten für die Lagerung und Abfüllung von Terpenen aus.

Zum Großteil beliefert Commentz die von Kurt Beckmann bereits 1966 übernommene Firma „Weissmeer Baltische“. Zur Kundschaft gehören aber auch namhafte Firmen aus dem Bereich der chemischen Industrie. Geliefert wird etwa aus Brasilien, den USA und China – per Container und per Tanklastzug. Um die Geschäfte kümmert sich zunehmend Benjamin Beckmann. Vater und Onkel, die 40 Jahre lang gemeinsam in einem Büro gesessen und sich nach eigener Aussage nur ein einziges Mal gestritten haben, ziehen sich langsam aus der Firma zurück: „Wir überlassen das Steuer jetzt der nächsten Generation.“


125 Jahre

Scharpwinkel & Huppertz

Es ist nicht lange her, da wurden bei Scharpwinkel & Huppertz Rechnungen noch auf einer Schreibmaschine geschrieben, die Lagerverwaltung erfolgte über Karteikarten, für Bestellungen gab es ein Fax, und der analoge Telefonanschluss war in Hamburg der letzte seiner Art. „Eine Bürosoftware haben wir erst 2018 eingeführt“, sagt Michele Trott. Der gelernte Luftfahrzeugelektriker arbeitet seit sieben Jahren für das 1897 von Wilhelm August Scharpwinkel am Rödingsmarkt gegründete Unternehmen, das heute seiner Mutter Carmen Trott gehört. „Seither bin ich dabei, das Geschäft zu modernisieren, zu strukturieren und die Abläufe effizienter zu gestalten.“

Eine Bürosoftware haben wir erst 2018 eingeführt.

Michele Trott

Früher, als die Branche noch boomte, belieferte der Betrieb vor allem den Schiffbau mit Gummischläuchen, Rohren und Kompensatoren. Alles selbst entwickelt, lizenziert und patentiert. Aktuell liegt der Fokus auf Petrochemie und Tankstellen, die etwa Edelstahl-Wellrohre benötigen und Ventile. Ebenso spezielle Dichtungen, die es laut Trott nur bei Scharpwinkel & Huppertz gibt.

Der 44-Jährige kennt den Betrieb seit Kindertagen: Seine Mutter war jahrzehntelang die rechte Hand des damaligen Besitzers Ekkehard Ruffer. „Sie hatte die komplette Beratung und den Verkauf übernommen. Früher oder später war klar, dass sie die Unternehmensnachfolge antreten würde.“ Die Übergabe erfolgte 2016. Heute ist Scharpwinkel & Huppertz ein echter Familienbetrieb, denn auch Carmen Trotts Ehemann Wolfgang Stelling ist inzwischen mit von der Partie. Derzeit heißt es packen: Nach mehr als 50 Jahren in der Michaelisstraße erfolgt nun der Umzug nach Hammerbrook.


100 Jahre

Gebr. Runde

In den Regalen von Jens und Lars Lübbert lagert alles, was der Mensch an Berufskleidung benötigt: Overalls, Arbeitshosen und Handschuhe, Warnwesten und Sicherheitsstiefel, Kniepolster, Schutzhelme und Kittel. Sogar Businessanzüge führen Vater und Sohn im Sortiment. Sie leiten gemeinsam die Gebr. Runde GmbH, die beispielsweise Gastronomie, Handwerk und Logistik beliefert. „Vor allem kaufen bei uns Unternehmen aus dem Bereich der Luftfahrt ein, überwiegend Flughäfen“, berichtet Betriebswirt Jens Lübbert, der das von den Brüdern Carl und Georg Runde aufgebaute Unternehmen 1987 erworben hat. „Die Lufthansa beispielsweise gehört zu unseren ältesten Kunden.“

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Jens Lübbert ist Großhändler für Berufskleidung. Seine hauseigene Näherei übernimmt individuelle Anpassungen und näht zum Beispiel Firmenlogos auf.

Bevor der heute 62-Jährige die Firma kaufte, war er dort Mitarbeiter. Kontakt zur Gründerfamilie bestand allerdings schon zuvor, denn Lübberts Vater, seinerzeit Besitzer einer Näherei, produzierte unter anderem den gemeinsam von Runde und dem UKE entworfenen „Eppendorfer“, den berühmten, leicht taillierten zweireihigen Chefarztkittel mit Messingknöpfen. Was heute ein spezialisierter Großhandel für Arbeits- und Sicherheitsbekleidung mit angegliederter Fertigung ist, begann 1922 als Einzelhandel mit Textilien und Bekleidung im Chilehaus. Aus Platzgründen zog das Unternehmen 1954 nach Hamm.

Für Jens Lübbert und seinen 33-jährigen Sohn Lars, der 2020 in die Firma eingetreten ist, stehen ein gutes Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagement an erster Stelle. Beides haben sie sich ISO-zertifizieren lassen. Sie achten etwa auf Langlebigkeit ihrer Produkte, verarbeiten nur beste Qualität, lassen ausschließlich in Europa fertigen – und liefern grundsätzlich nachhaltig verpackt.


125 Jahre

Emil Lüdemann

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Ob Schrauben, Muttern oder Nägel: Jochen Peters und seine Tochter Charlotte wissen genau, in welcher Schublade was zu finden ist.

Nur ungern sitzt Jochen Peters am Schreibtisch. Lieber räumt er Regale ein, berät am Tresen oder sitzt an der Kasse. Spätestens gegen 17 Uhr hält den 56-Jährigen nichts mehr im Büro. Dann begibt er sich auf den letzten Kontrollgang des Tages. Er leitet in vierter Generation die Emil Lüdemann GmbH & Co. KG, einen Fachhandel für Eisenwaren, der, wie er überzeugt ist, „mit Sortiment, Produktqualität und Beratung dort anfängt, wo Internet und herkömmlicher Baumarkt enden“.

Es war sein Urgroßvater, der die Firma 1897 als „Maschinenfabrik und Schmiedereibetrieb Emil Lüdemann“ an der Kieler Straße gegründet hat. Seither hat das Familienunternehmen, das einst Carl Hagenbeck mit Tierkäfigen und Zäunen belieferte, viel erlebt: Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (nur der noch heute genutzte Panzerschrank des Gründers blieb unversehrt), Wiederaufbau, Gebäudeerweiterungen, Generationenwechsel, Umzüge. Zuletzt, 1971, musste der Firmensitz der A7 weichen, die mitten durch das damalige Grundstück verlaufen sollte, und befindet sich seither im Kronsaalsweg.

Auf 4000 Quadratmetern stellt Lüdemann alles aus, was für Handwerk, Bau und Garten benötigt wird – von Mutter und Schraube über Werkzeug, Wasserhahn und Schleifpapier bis hin zu Kettensäge, Hochdruckreiniger und Laubgebläse. „Wir sind bekannt für die vielen Geräte, die wir hier im Geschäft vorführen können“, berichtet Charlotte Peters. Die 31-Jährige unterstützt ihren Vater in der Geschäftsleitung und wird eines Tages das Steuer übernehmen. „Wir haben sogar eine eigene Werkstatt, die Rasenmäher repariert.“ Lüdemann, darauf legen Vater und Tochter Wert, ist kein Großhandel. Privatpersonen sind im Kronsaalsweg ebenso willkommen wie gewerbliche Kundschaft.

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Gegründet wurde Lüdemann in der Kieler Straße.

125 Jahre

Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897

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Das erste Haus des Bau- und Spar-Vereins zu Wandsbek, der späteren Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897, entstand in der Gladowstraße 13.

„Von der Wohnung ist Gesundheit, Sittlichkeit und Wohlfahrt der Familie abhängig“, mahnte Ende des 19. Jahrhunderts Eduard Rauch als Oberbürgermeister von Wandsbek, das damals noch vor den Toren Hamburgs lag. Er beklagte die prekäre Wohnungssituation, die überall in Deutschland sichtbar war. Mit der Gründerzeit ging ein sprunghafter Zuwachs der Bevölkerung einher. Die Folge: Wohnungsnot und hohe Mieten. „Aus diesen Missständen heraus erwuchs der Gedanke, kollektiv etwas für neuen und bezahlbaren Wohnraum zu tun“, erzählen Ralf Niedmers und Detlef Siggelkow. „Das war der Beginn der klassischen Wohnungsgenossenschaft, deren Prinzip auf Gemeinschaft und Mitbestimmung basiert.“

Auch die Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897 entstand vor diesem Hintergrund. Niedmers und Siggelkow bilden heute den Vorstand und wissen um historische Details. Zum Beispiel dass die Mitgliederzahl der WHW, die damals noch „Bau- und Spar-Verein zu Wandsbek“ hieß, bereits ein Jahr nach ihrer Gründung von 39 auf 91 gestiegen war. Oder dass 90 Prozent der Mitglieder nicht Arbeiter, sondern Beamte, Kaufleute und Ärzte, also Mittelständler waren. Insgesamt seien in den ersten 30 Jahren 465 Wohnungsneubauten entstanden.

Heute verfügt Hamburgs drittälteste Wohnungsgenossenschaft über rund 3300 Wohneinheiten in Wandsbek, aber auch in Rahlstedt, Tonndorf, Lohbrügge und Steilshoop. Wohnungsgenossenschaften arbeiten nicht renditeorientiert, so die beiden WHW-Vorstände. Sämtliche Einnahmen fließen zurück in Sanierung, Erhaltung und Erweiterung. „Der Bilanzgewinn ist die Dividende für die Mitglieder, die wir mit vier Prozent beteiligen.“


225 Jahre

Wachsmuth & Krogmann

1797 war ein Jahr, in dem sich historisch einiges ereignete. Napoleon etwa unternahm seinen Staatsstreich, Präsident George Washington wurde ermordet und Joseph Haydn komponierte das legendäre Kaiserquartett. Zudem erfand Aloys Senefelder die Lithografie, Franz Schubert wurde geboren, und auch Deutschlands künftiger erster Kaiser Wilhelm I. erblickte das Licht der Welt. In Hamburg wurde 1797 zwar nicht Weltgeschichte geschrieben. Gleichwohl ereignete sich in der Kaufmannsstadt etwas, das bis in die Gegenwart nachwirkt: Johann Christian Wachsmuth eröffnete in der Steinstraße „seyne Handlung fuehr Colonialwaren und Spezereyen“.

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Peter Reuscher (li.) und Axel Köster handeln mit Nonfood-Aktionsartikeln für den Lebensmitteleinzelhandel. Gegen Ende des Jahres sind die Lager vor allem mit Weihnachtsware gefüllt.

Heute, 225 Jahre später, ist Wachsmuth & Krogmann ein weltweit agierendes Groß- und Außenhandelshaus mit 70 Mitarbeitenden und Büros in Shanghai, Hongkong und Chicago. „Unser Geld verdienen wir hauptsächlich mit Nonfood-Aktionsartikeln für den Lebensmitteleinzelhandel“, erzählen die beiden Geschäftsführer Peter Reuscher und Axel Köster. „Dazu gehören Kerzen und Spielwaren ebenso wie Campingbedarf, Haushaltsartikel und Werkzeug.“

Reuscher und Köster, die beide jeweils 40 Prozent der Firmenanteile halten, erinnern sich an Zeiten, als Wachsmuth & Krogmann noch mit Räucherlachs, Champignons oder Studentenfutter handelte: „Das haben wir damals alles selbst abgepackt.“ Der Lebensmittelzweig wurde irgendwann eingestellt. Geblieben ist das Geschäft mit Ananaskonserven, das aber rund zehn Prozent des Umsatzes ausmacht. Die Chefs sehen sich als eingespieltes Duo, das sich seit Jahren bewährt. Und weil sie wissen, wie wichtig Sport als Ausgleich zum Job ist, gönnen sie sich und der Belegschaft ein firmeneigenes Fitnessstudio.


125 Jahre

Berckemeyer & Siemsen

Schon während des Studiums hatte Christian Dräger eine Vorstellung davon, wie sein beruflicher Weg künftig aussehen sollte. Ziel war ein eigenes Unternehmen – oder zumindest eine Teilhaberschaft. Sein Ziel hat er erreicht: Seit 2008 leitet der Diplom-Kaufmann, der ursprünglich aus Hannover stammt, gleich zwei Hamburger Traditionsfirmen, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit zurückreichen: J. H. Berckemeyer & Co., gegründet 1795 als Versicherungsmakler, sowie die seit 1897 als Versicherungsagent tätige Schwestergesellschaft Berckemeyer & Siemsen, die in diesem Jahr ihr 125. Jubiläum begeht.

Seinerzeit gehörten die ersten Tankstellen hierzulande zu unseren Kunden.

Christian Dräger

Ein als Versicherungsmakler tätiges Unternehmen arbeite als von Versicherern unabhängiger Vermittler, so Dräger, wohingegen ein Versicherungsagent im Namen der Versicherungsgesellschaft unterwegs sei und ausschließlich deren Produkte anbiete. Berckemeyer & Siemsen hat als Mehrfachagent bis heute Vollmachten gleich mehrerer Versicherer. „Weil wir in beiden Bereichen tätig sind, ist unsere Angebotspalette recht groß, und auch der Kundenservice konnte so erweitert werden.“

Ob Sach-, Haftpflicht-, Kranken- oder Kraftfahrtversicherung: Dräger und sein Team decken alle möglichen Sparten ab. Zwei Drittel des in Deutschland gelagerten und transportierten Rohöls sind über Berckemeyer versichert. „Seinerzeit gehörten die ersten Tankstellen hierzulande zu unseren Kunden.“ In der Berckemeyer-Geschäftsleitung ist Christian Dräger bereits seit 1998 tätig. Zehn Jahre später übernahm er die Nachfolge vom damaligen Inhaber Peter Ellerbrock – und verlegte den Firmensitz am Rödingsmarkt umgehend in repräsentativere Büros in Uhlenhorst.


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