Erfolgsmodell Arbeitsschutz­Partnerschaft Hamburg: Warum sich Mitmachen für alle lohnt

Gesunde Mitarbeitende und sichere Arbeitsbedingungen sind wesentlich für den Erfolg eines Unternehmens. Dafür macht sich die ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg seit 20 Jahren stark – mit großem Erfolg. Am Ziel ist sie dennoch nicht.
Die Jubiläumsveranstaltung der ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg fand in der Handwerkskammer statt.
Ulrich Perrey
Die Jubiläumsveranstaltung der ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg fand in der Handwerkskammer statt.
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Von Undine Gerullis, 16. Juli 2025

Nicht in IT, nicht in Werbung, nein, in Arbeitsschutz sollten Unternehmen investieren, um Geld zu verdienen: „Leichter geht es nirgendwo“, ist Thomas Sander überzeugt. Sander ist Geschäftsführer des mittelständisches Bauunternehmens Heinz-Sander-Bau GmbH mit Sitz in Hamburgs Nord-Osten und seit Jahren ein wahrer Verfechter von gutem Arbeitsschutz. Denn in keiner anderen Branche ist das Unfallrisiko so hoch wie auf dem Bau. „Handverletzungen mit entsprechend langen Ausfällen waren bei uns im Unternehmen ziemlich häufig, bis wir in entsprechende Arbeitshandschuhe und Schulung der Mitarbeiter investiert haben. Die Investition hat sich mehr als gelohnt: Die Zahl der Handverletzungen liegt bei uns bei Null“, berichtet Thomas Sander.

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Ulrich Perrey
Feierten gemeinsam das 20-jährige Bestehen der Partnerschaft: Hjalmar Stemman, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer UV Nord, Anna Gallina, Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Wolfgang Laske, Präventionsleiter DGUV Landesverband Nordwest, Tanja Chawla, Hamburger DGB-Vorsitzende, Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg (v. li. n. re.)

„Arbeitsschutz ist immer auch Unternehmensschutz. Denn er schützt das Wichtigste, was ein Unternehmen hat — die eigenen Mitarbeiter“, glaubt Professor Nobert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg. Die Kammer ist Mitglied der ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg, in der sich seit 2005 sechs weitere Partner – die Stadt Hamburg, die Handwerkskammer Hamburg, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg, der Industrieverband Hamburg e. V. und der Vereinigung der Unternehmerverbände (UV) in Hamburg – zusammengetan haben. Sie verfolgen alle das gemeinsame Ziel, die Sicherheit und Gesundheit in Hamburger Unternehmen zu erhöhen.

„Ein beispielhaftes Erfolgsmodell! Ich kenne keine andere Organisation, in der alle Beteiligten so gut zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen,“ sagt Aust auf der Jubiläumsveranstaltung zum 20. „Geburtstag“ der ArbeitsschutzPartnerschaft am Dienstagabend in der Handwerkskammer. Er freue sich, dass der Slogan der Kooperation „Arbeitsschutz. Wir gehen voran!“ so erfolgreich umgesetzt wurde und wird. Schon 2012/13 wurde die Partnerschaft von der europäischen Arbeitsschutzorganisation EU-OSHA mit dem Good Practice Award ausgezeichnet. 

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„Ein Pluspunkt für die Arbeitnehmer und Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Hamburg“, ist Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer UV Nord, überzeugt. „Doch wir dürfen uns nun nicht zurücklehnen. Um als Standort wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Arbeit wieder effizienter, kundenorientierter und das Arbeitsvolumen erhöht werden“, glaubt Fröhlich.

Eine Forderung, die Tanja Chawla, Vorsitzende vom DGB Nord, alles andere als unterstützt: „Die Aufweichung des Acht-Stunden-Tages, wie ihn aktuell die Bundesregierung forciert, stellt für uns das größte Gesundheitsrisiko da. Durch übermüdete Arbeitnehmer steigt nicht nur das Unfallrisiko am Arbeitsplatz, sondern auch im Straßenverkehr, wenn die Menschen von der Arbeit wieder nach Hause fahren.“ Auch die zusätzliche psychische Belastung dürfe nicht unterschätzt werden, die ohnehin schon jetzt ein wachsendes Problem für Beschäftigte und Betriebe gleichermaßen darstelle.

Therapiestunden haben sich bewährt

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen wie die Siemens AG Hamburg mit gutem Beispiel in Sachen psychischem Gesundheitsschutz vorangehen. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, in fünf Therapiestunden über das zu sprechen, was sie belastet. „Das hat sich sehr bewährt. So sehr, dass das Angebot nun im gesamten Konzern übernommen wurde“, freut sich Sonja Neubert, Leiterin Niederlassung der Siemens AG in Hamburg. Dafür, dass Gesundheitsschutz bei Siemens großgeschrieben wird, darf sich das Unternehmen nun offiziell mit dem neuen Mitmach-Logo der ArbeitsschutzPartnerschaft schmücken.

In Zeiten von Fachkräftemangel könne das ein entscheidendes Argument beim Rekrutieren von Personal sein, sagt Anna Gallina. Die Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz wirbt dafür, „auch in Zukunft und gemeinsam die Voraussetzungen zu schaffen, um gute Arbeit zu ermöglichen.“ Eine Herausforderung sei der demografische Wandel. „Die Arbeitswelt muss für ältere Arbeitnehmer attraktiv bleiben.“

Weitere Herausforderungen sind laut Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, die Digitalisierung, die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz (KI) und der Klimawandel. „Ein Dachdecker ist heutzutage nicht nur zunehmender Hitze und gefährlichen UV-Strahlen ausgesetzt, sondern immer öfter auch Starkregen“, gibt er zu Bedenken. Arbeitsschutz müsse sich daher den veränderten Arbeitsbedingungen anpassen.

Die größte Herausforderung bei dem Thema aber sind laut Bau-Unternehmer Thomas Sander die zwei Millionen Einzelselbstständigen in seiner Branche. „Um deren Arbeitssicherheit kümmert sich derzeit nämlich niemand.“

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Acht Betriebe erhielten das ArbeitsschutzPartnerschaft-Logo.

Erst-Check

Kleinere und mittlerer Unternehmen, die wissen wollen, wie es um den Arbeitsschutz bei ihnen bestellt ist, können einen von der Partnerschaft entwickelten Erst-Check mit rund 40 Fragen durchführen. Die Antworten geben Auskunft darüber, wo noch Handlungsbedarf besteht. Vertieft wird das Ganze im gerade überarbeiteten Arbeitsschutz-Handbuch, das die Partnerschaft herausgibt. Unternehmen, die schon jetzt alle gesetzlichen Kriterien erfüllen und bereit sind, sich auszutauschen und zu vernetzen, erhalten das Mitmach-Logo. Weitere Informationen gibt es in der Geschäftsstelle der ArbeitsschutzPartnerschaft: www.hamburg.de/arbeitsschutzpartnerschaft

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