Förderung für Innovationen in der Verteidigungsindustrie

Durch den rund acht Milliarden Euro umfassenden Europäischen Verteidigungsfonds eröffnen sich auch für Hamburger Firmen neue Möglichkeiten, um sicherheitsrelevante und zukunftsweisende Projekte in den Bereichen Verteidigungstechnologie und Dual-Use-Lösungen umzusetzen.
Bei der Handelskammer-Veranstaltung „Der Europäische Verteidigungsfonds: EU-Fördermittel sichern. Innovation finanzieren. Resilienz stärken.“ sprach Kapitän zur See Kurt Leonards (Kommandeur Landeskommando Hamburg) zum Thema „Deutschland: Nicht im Krieg – nicht mehr im Frieden“.
Kati Jurischka
Bei der Handelskammer-Veranstaltung „Der Europäische Verteidigungsfonds: EU-Fördermittel sichern. Innovation finanzieren. Resilienz stärken.“ sprach Kapitän zur See Kurt Leonards (Kommandeur Landeskommando Hamburg) zum Thema „Deutschland: Nicht im Krieg – nicht mehr im Frieden“.
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Von Nicola Malbeck, 11. September 2025

Eine gemeinsame Veranstaltung der Handelskammer Hamburg und der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Arbeit und Innovation informierte am Mittwochabend darüber, wie die Vergabe von Verteidigungsaufträgen funktioniert und welche Fördermittel Hamburger Unternehmen nutzen können.

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Begrüßung durch Philip Koch, Leiter des Stabsbereichs International bei der Handelskammer Hamburg

Geschäftsführer Philip Koch, Leiter Stabsbereich International der Handelskammer, appelliert dabei ans Verantwortungsbewusstsein der Hamburger Wirtschaft: „Heute geht es nicht nur um gute Geschäfte, es geht auch um die Widerstandsfähigkeit unserer Volkswirtschaft und unseres Wirtschaftsstandortes, um technologische Souveränität, um stabile Lieferketten, um kritische Infrastrukturen, kurzum, um die Fähigkeit, resilient zu sein.“ Gleichzeitig ist die veränderte politische Realität aber auch eine Aufforderung, Wirtschaft, Sicherheit und Innovation neu zu denken und gemeinsam zu gestalten. „Dafür brauchen wir Sie, die Unternehmen mit Ihren Produkten hier in Hamburg und in der Metropolregion“, ergänzt Lutz Birke, Amtsleiter der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Arbeit und Innovation (BWAI).

Hamburg übt den Ernstfall

Auch in der Hansestadt ist die „Zeitenwende“ längst angekommen. Noch vor ein paar Jahren hätte Birke auf eine Frage, zum Beispiel, wie viele Transformatoren den Hamburger Hafen im Falle eines elektrischen Blackouts im Notfall absichern, noch wahrheitsgetreu geantwortet und die einzelnen Standorte aufgelistet. Das geht heute nicht mehr. Weil unter Umständen auch Menschen mitlesen, die uns „nichts Gutes wollen“.

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Kati Jurischka
Kapitän zur See Kurt Leonards

Kapitän zur See und Kommandeur des Landeskommandos Hamburg Kurt Leonards nannte in seinem Vortrag „Nicht im Krieg – nicht mehr im Frieden“ Beispiele für aktuelle und zukünftige Bedrohungen: beschädigte Unterwasserkabel, DHL-Pakete, die in einem Frachtflugzeug in Flammen aufgingen, bis hin zu anderen mysteriösen Bränden oder Sabotageaktionen bundesweit und eben auch in Hamburg. Die Spuren, schildert Leonards, führten fast immer nach Russland: „Deswegen müssen wir uns dagegen wehren und bestimmte Branchen und Orte der Gesellschaft resilienter machen.“

Für Leonards bedeutet das, Vorsorge zu treffen und die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr, Hilfsorganisationen und zivilen Partnern zu stärken und auch zu trainieren – zum Beispiel durch die Militärübung „Red Storm Bravo“, die Ende September 2025 in der Hansestadt stattfindet. Nicht direkt involvierte Personen sollen die Übung aber nur in begrenztem Umfang bemerken.

Kontaktstelle für EU-Fördermittel

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Volker Bäcker, Project and Policy Officer for European Defence Innovation, Directorate-General Defence Industry and Space (DG DEFIS) Europäische Kommission

Wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr, Wirtschaft und Politik ist, die sich in Hamburg bereits gut eingespielt hat, betont auch Volker Bäcker, Project and Policy Officer for European Defence Innovation, Directorate-General Defence Industry and Space (DG DEFIS) Europäische Kommission: „Das ist im Prinzip das, was wir uns auf europäischer Ebene wünschen.“

Denn der Europäische Verteidigungsfonds (EVF) ist als Industrieförderprogramm der Europäischen Kommission vor allem an branchen- und länderübergreifenden innovativen Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen interessiert. Ziel ist, die europäische Verteidigungsindustrie durch Anreize zur gezielten Kooperation wettbewerbs – und innovationsfähiger zu machen.

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Kati Jurischka
Lino Schneider-Bertenburg, Stellvertretender Leiter Nationale Kontaktstelle für den Europäischen Verteidigungsfonds (NKS-EVF)

Bis 2027 stellt der EVF insgesamt rund acht Milliarden Euro bereit – gezielt für Projekte in den Bereichen Verteidigungstechnologie, Dual-Use-Lösungen und sicherheitsrelevante Innovationen. Voraussetzung sind mindestens drei Projektteilnehmer aus drei Mitgliedstaaten der EU oder Norwegen.

Um Vorschläge zu bündeln, Unternehmen durch die vielen Förderungsrichtlinien zu begleiten, hat der Europäische Verteidigungsfonds eine Nationale Kontaktstelle eingerichtet. Die auch dazu dient, eine erste Einschätzung gezielter Projekte zu erhalten sowie Branchen und Unternehmen EU-weit zu vernetzen „Wir sind neutral und für alle Interessierten wirklich gerne da – es gibt keine Hürden oder die Bevorzugung einzelner Unternehmen“, betont Lino Schneider-Bertenburg, Stellvertretender Leiter der Nationalen Kontaktstelle für den Europäischen Verteidigungsfonds (NKS-EVF). „Das ist aus meiner Sicht das Wichtigste, dass sich eine Art Community herausbildet von Menschen und Unternehmen, die sich für das Thema interessieren.“

Kontakt und Infos zum Europäischen Verteidigungsfonds

Der Europäische Verteidigungsfonds (EVF) ist ein Industrieförderprogramm der Europäischen Kommission mit dem Ziel, die europäische Verteidigungsindustrie durch Anreize zur gezielten Kooperation wettbewerbs- und innovationsfähiger zu machen. Im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) berät die nationale Kontaktstelle deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei ihrer Antragstellung. Weitere Informationen, Rahmenbedingungen und Kontaktadressen finden Sie hier.

Ansprechpartner in der Handelskammer Hamburg ist Tobias Bock, Referent für Resilienz und Außenwirtschaftsstrategie: tobias.bock@hk24.de / Telefon 040 36138-284

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